ÖRK-Generalsekretär kündigt nach Besuch in Moskau an, dass der „ÖRK ein Instrument des Dialogs sein wird.“

Eine Delegation von ÖRK-Führungskräften, die in der vergangenen Woche die Ukraine besucht hat, erhielt von der Ukrainische-Orthodoxen Kirche (UOC) und der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OCU) die Zusage, im Prinzip bereit für die Aufnahme eines Dialogprozesses zu sein, der vom ÖRK in die Wege geleitet wird. „Konsolidierung und Einigkeit in der ukrainischen Gesellschaft und besonders unter der Mehrheit der christlich-orthodoxen Gläubigen sind angesichts der aktuellen Situation, in der sich die ukrainische Nation und das Ukrainische Volk befinden, eine absolute Notwendigkeit“, stellte Pastor Pillay fest. „Wir haben Moskau besucht, um die Beteiligung auch der Russisch-Orthodoxen Kirche an Gesprächen über den Krieg und seine Folgen zu erörtern, und das betrifft auch die tiefe Spaltung innerhalb der orthodoxen Familie in diesem Kontext“, berichtete Pillay. „Ich bin dankbar, dass S. H. Patriarch Kyrill zugesagt hat, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen.“

Bei dem Treffen mit Patriarch Kyrill hat Pastor Pillay vier wichtige Gründe für dem Besuch der ÖRK-Delegation genannt: 1) die Aufgabe, den nach wie vor anhaltenden Krieg zu beenden, 2) sich für die Einheit der orthodoxen Familie einzusetzen, die in dieser Frage so tief gespalten ist, 3) die Rolle der Kirchen bei der Friedensarbeit intern innerhalb der Christenheit und extern in Gesprächen über Krieg und Gewalt zu erörtern, und 4) ein erstes Treffen für ein Rundtisch-Gespräch unter Beteiligung aller involvierten Parteien vorzuschlagen, um diese Themen zur Diskussion zu stellen.

Während des Treffens hat Patriarch Kyrill erneut die einzigartige Rolle des ÖRK als Convenor und Plattform für einen Dialog zwischen den Kirchen über schwierige und trennende Themen bekräftigt. Er sprach über seine eigenen Erinnerungen und Erfahrungen und auch seine Wertschätzung der Arbeit des ÖRK in den vergangenen Jahren, besonders als Friedensstifter in den Jahren nach dem Kalten Krieg. Er betonte seine Sorge wegen der Angriffe gegen Menschen christlichen Glaubens in zahlreichen  Teilen der Welt und dankte dem ÖRK für seinen historischen und anhaltenden Einsatz für die Förderung der Religionsfreiheit. Er sprach über die zunehmenden Meinungsverschiedenheiten innerhalb der orthodoxen Familie besonders vor dem Hintergrund des Geschehens in der Ukraine und erklärte es zur Aufgabe der Gläubigen, den Frieden als Weg in die Zukunft zu finden.

Patriarch Kyrill äußerte zwar Zweifel an der Durchführbarkeit eines Rundtisch-Gesprächs aufgrund der seit vielen Jahren bestehenden  Einflussnahmen von außen, zeigte sich jedoch offen für den Vorschlag und lobte den ÖRK für seinen Einsatz für Frieden und Einheit. Er erklärte seine Bereitschaft zur Teilnahme an dem Rundtisch-Gespräch, müsse aber zunächst darüber intern innerhalb der Russisch-Orthodoxen Kirche beraten.

Im Rückblick auf das Treffen ist sich Pastor Pillay darüber bewusst, welche erheblichen Herausforderungen noch zu bewältigen sind, bis eine Initiative zu einem Dialog erfolgreich sein könnte. „Es ist offensichtlich, dass die Sichtweise auf den Konflikt, seine Ursachen und der Weg zu einem gerechten Frieden eine hochkontroverse und polarisierte Angelegenheit bleibt. „Allerdings“, so sagte er abschließend, „bestätigt das nur, wie wichtig alle Bemühungen sind, sichere Räume für einen Dialog bereitzustellen. Für den ÖRK bedeutet das, Versuche in die Wege zu leiten, die innerorthodoxe Spaltung zu überwinden, die letztlich ein Abbild der geopolitischen Konfrontation ist.“

„Das ist die eigentliche Bestimmung und Berufung des ÖRK“, sagte Pillay, „ein Instrument des Dialogs zwischen den Kirchen über Themen zu sein, die uns entzweien. Wir sind verpflichtet, dem christlichen Ruf zu folgen und Friedensstifter zu sein, und angesichts der Situation in der Ukraine und in der Welt von heute müssen die Kirchen gemeinsam diesem Ruf folgen.“

ÖRK-Generalsekretär in Moskau und bei Patriarch Kyrill (Pressemitteilung vom 17. Mai 2023)

ÖRK-Führungsdelegation trifft Kirchen in der Ukraine (Pressemitteilung vom 12. Mai 2023)

ÖRK-Erklärung zum Krieg in der Ukraine (Pressemitteilung vom 8. September 2022)

Bildergalerie des Besuchs in Moskau