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Brunnen in der Nähe der Auferstehungskirche in Kairo, Ägypten. © Albin Hillert/WCC

Brunnen in der Nähe der Auferstehungskirche in Kairo, Ägypten. © Albin Hillert/WCC

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Wenn die ständig zunehmende Ungleichheit auf dieser Welt, wie sie vor Kurzem hervorgehoben wurde, bekämpft werden soll, müssen die Führungspersönlichkeiten weltweit „jetzt“ handeln, und zwar durch konkrete Maßnahmen, erklärt der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pastor Dr. Olav Fykse Tveit.

Der ÖRK-Verantwortliche nimmt diese Woche am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos, Schweiz, teil, dessen diesjähriges Thema lautet: „Responsive and Responsible Leadership“ (reaktive und verantwortliche Führung).

Als religiöser Verantwortlicher, so erklärte Tveit in Davos, plane er, die dringende Botschaft zu übermitteln, dass, wenn die globale Führung reaktiv und verantwortlich sein soll, sie „die Ungleichheit ganz zuoberst auf ihre Tagesordnung setzen“ und sie durch konkrete Maßnahmen bekämpfen muss, und zwar jetzt.

Weiter sagte Tveit: „Das Problem der Ungleichheit ist verbunden mit tief verwurzelten Unterschieden und Spaltungen aufgrund von Klassen, Ethnien, Geschlecht und anderen Aspekten. Eines wissen wir sicher: Es ist nicht wahr, dass alle Kinder mit den gleichen Möglichkeiten geboren werden, schon gar nicht in einem Land wie den USA, wo dies immer wieder verkündet wird.“

Der ÖRK-Generalsekretär hielt fest: „Am Tag der Amtseinführung des 45. Präsidenten der USA, der dank der weitreichenden Unterstützung derjenigen gewählt wurde, die Angst davor haben, ihre weiße Vorherrschaft und ihre Privilegien zu verlieren, fragen sich viele, was die neue Regierung des mächtigsten Landes der Welt in dieser Hinsicht unternehmen wird.“

Und er betonte: „Dies ist der Zeitpunkt für alle Bereiche der US-amerikanischen Gesellschaft und die ganze Welt, eine deutliche Botschaft auszusenden, um zu erklären, dass weder die USA noch die übrige Welt mehr Spaltung, mehr Kluften und mehr Menschen brauchen, die außen vor bleiben oder die von der wirtschaftlichen Entwicklung ausgeschlossen werden. Dies steigert nur die Gefahren für alle.“

Als Reaktion auf den jüngst veröffentlichten Bericht von Oxfam stellte Tveit fest, dieser weise eine „zunehmende sozioökonomische Kluft zwischen Reich und Arm“ nach, die eine fortwährende Anklage des globalen Wirtschaftssystems sei.

Die Analyse von Oxfam mit dem Titel „An Economy for the 99 Percent“ (Eine Wirtschaft für die 99 Prozent) ergab, dass acht Milliardäre mehr als die Hälfte des weltweiten Reichtums besitzen.

„Ein Wirtschaftssystem, das diejenigen, die Ausbeutung, Korruption und Steuerhinterziehung betreiben, belohnt, das immer höhere Einnahmen für Milliardäre und Millionäre generiert – und dem es gleichzeitig nicht gelingt, nahezu eine Milliarde Menschen zu ernähren und ihnen Unterkunft und Kleidung zur Verfügung zu stellen – ist dysfunktional“, erklärte Tveit. Ja es sei sogar unmoralisch. Ungleichheit sei ein Nährboden für Armut und Armut bringe Menschen um.

„Mehr denn je müssen die Kirchen und die Gläubigen heute dem Aufruf des Pilgerwegs der Gerechtigkeit und des Friedens folgen, um eine Ökonomie des Lebens zu fordern, die alle Menschen miteinbezieht und für sie sorgt, ganz besonders diejenigen, die verdrängt wurden: die Verarmten und viele Frauen, Kinder und Migrantinnen und Migranten“, fügte er hinzu. „In der Heiligen Schrift erklärt Gott eine vorrangige Option für die Armen, immer und immer wieder.“

Konkret bedeute dies, dass die Kirchen sich wirksam und unerlässlich für die Regulierung des Finanzsystems, für eine faire Handelspolitik, für menschenwürdige Lebensbedingungen, gerechte Besteuerung, sozialen Schutz für die Verletzlichsten und für alternative Maßnahmen für sozioökonomischen Fortschritt einsetzen sollten.

Vollständige Erklärung des ÖRK-Generalsekretärs in Davos