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Christiane Gebauer sitting on a chair at the international symposium on Social Justice in a Digital Age is held in Berlin, Germany
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Für Ehrengruber ist das Gebet nicht einfach nur ein religiöses Ritual, sondern integraler Bestandteil ihrer Identität und ihres Glaubens.

„Im ständigen Austausch mit Gott, kann ich Gottes Gegenwart in meinem Leben spüren und zu neuer Erkenntnis gelangen. In meinen Gebeten geht es nicht immer darum, schöne Worte zu finden, sondern um Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Mir ist es sehr wichtig, im Gespräch mit Gott zu sein“, sagt Ehrengruber.

Mit Blick auf das Thema der diesjährigen Gebetswoche für die Einheit aller christlichen Gläubigen – „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben [...] und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lukas 10,27) – unterstreicht sie die Bedeutung von Liebe in ihren verschiedenen Dimensionen. „Das Doppelgebot der Liebe ist enorm wichtig. Es betont die Liebe zu Gott, die Liebe zu unseren Nächsten und die Liebe zu uns selbst. Wenn wir radikale Nächstenliebe praktisch leben, kann es weder Krieg noch Exklusivismus noch Ausgrenzung von Minderheiten noch Diskriminierung geben“, erklärt Ehrengruber.

Ehrengruber setzt das Thema der Gebetswoche in Bezug zu gesellschaftlichen Herausforderungen, die sich derzeit in Deutschland stellen, insbesondere den Vormarsch des Rechtspopulismus. „Wir sind in Deutschland gerade mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, die ein bisschen mehr Nächstenliebe gebrauchen könnten. Schon seit einigen Jahren steigt der Druck von rechts und das ist sehr gefährlich. Ich freue mich, dass so viele Menschen dieser Tage auf die Straße gehen und gegen diese menschenverachtenden Vorstellungen demonstrieren“, erzählt Ehrengruber.

Nach Ansicht von Ehrengruber geht es bei der Einheit von christlichen Gläubigen darum, sich über Vielfalt zu freuen und die Identität der jeweils anderen zu akzeptieren, „weil wir wissen, dass wir alle Geschwister des einen himmlischen Vaters sind“, so Ehrengruber.

Mit Blick auf den umfassenderen globalen Kontext spricht Ehrengruber von Konflikten, Klimafragen und der zunehmenden Säkularisierung. „Die Klimakatastrophe wird bestehende Schreie und Probleme noch weiter verschärfen und besonders verheerende Auswirkungen haben, insbesondere auf bereits marginalisierte Bevölkerungsgruppen. Es ist unerlässlich, dass wir als internationale Staatengemeinschaft verantwortungsbewusst mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen umgehen und uns aktiv um Umweltschutz bemühen. Wir in Deutschland haben eine historische Verantwortung, denn wir haben lange Zeit über unsere Verhältnisse gelebt. Wenn wir dieser Tatsache ins Auge sehen, ist es unabdingbar, dass wir gemeinsam an nachhaltigen Lösungen arbeiten, um nicht nur unser eigenes Überleben langfristig zu schützen, sondern auch das Überleben von Tieren und Pflanzen“, sagt Ehrengruber.