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Papst Franziskus erteilt beim ökumenischen Gebet mit dem Vorsitz des ÖRK-Zentralausschusses den Segen. Foto: Albin Hillert/ÖRK

Papst Franziskus erteilt beim ökumenischen Gebet mit dem Vorsitz des ÖRK-Zentralausschusses den Segen. Foto: Albin Hillert/ÖRK

Im Rahmen seines historischen Besuchs anlässlich der Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) am 21. Juni nahm Papst Franziskus gemeinsam mit dem Generalsekretär und der Vorsitzenden des Zentralausschusses des ÖRK an einer ökumenischen Begegnung teil.

Bei dieser Gelegenheit stellte ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit fest: „Dieser Tag ist ein Meilenstein. Wir bleiben hier nicht stehen. Wir gehen weiter, miteinander können wir viel mehr tun für jene, die uns brauchen.“

Der Papst hatte seinen Besuch nach der Ankunft seines Fluges aus Rom mit einem gemeinsamen Gebet in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums begonnen und dann das Ökumenische Institut in Bossey als theologische Ausbildungsstätte besucht.

Am Nachmittag begab sich Papst Franziskus nochmals ins Ökumenische Zentrum, wo ein Großteil der Arbeit des ÖRK geleistet wird. Dort ergriff er erneut das Wort, ebenso wie Tveit und Dr. Agnes Abuom, die Vorsitzende des Zentralausschusses, eines Hauptleitungsgremiums des ÖRK.

„Diesbezüglich möchte ich unterstreichen, dass die katholische Kirche die besondere Wichtigkeit der Arbeit anerkennt, die die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung leistet, und sie möchte weiterhin ihren Beitrag durch die Teilnahme hochqualifizierter Theologen erbringen“, erklärte Papst Franziskus.

„Die Suche der Kommission nach einer gemeinsamen Vision von Kirche und ihre Arbeit über die Unterscheidung der moralischen und ethischen Fragen berühren neuralgische Punkte der ökumenischen Aufgabe.“

Der Papst verwies weiterhin auf die aktive katholische Beteiligung an der Kommission für Weltmission und Evangelisation, die Zusammenarbeit mit dem Büro für interreligiösen Dialog und interreligiöse Zusammenarbeit, zuletzt im Zusammenhang mit dem wichtigen Thema Friedenserziehung, sowie die gemeinsame Erstellung der Texte zur Gebetswoche für die Einheit der Christen.

Ökumenisches Institut in Bossey

„Darüber hinaus wertschätze ich die unverzichtbare Rolle des Ökumenischen Instituts in Bossey bei der ökumenischen Ausbildung der jungen Generationen der pastoralen und akademischen Verantwortungsträger vieler christlicher Kirchen und Konfessionen aus der ganzen Welt“, lobte der Papst.

Tveit erklärte in seiner Ansprache, der Besuch des Papstes beim ÖRK habe gezeigt, wie Spaltungen, Distanz und Konflikte überwunden und dies zu einem Zeichen der Hoffnung werden könne.

„Wir wollen es der nächsten Generation ermöglichen, neue Ausdrucksformen von Einheit, Gerechtigkeit, und Frieden zu finden – dadurch, dass wir immer mehr gemeinsam angehen“, sagte Tveit.

Und weiter: Der Besuch stelle unter Beweis, „dass es möglich ist, Spaltungen und Distanz zu überwinden ebenso wie tiefgreifende Konflikte, die durch unterschiedliche Traditionen und Glaubensüberzeugungen verursacht wurden.

„Es gibt unterschiedliche Wege vom Konflikt zur Gemeinschaft. Aber natürlich haben wir noch nicht alle Differenzen und Gräben überwunden. Deshalb beten wir gemeinsam, dass der Heilige Geist uns auf unserem weiteren Weg leiten und einen möge“, so Tveit.

50 Jahre Zusammenarbeit

Der Besuch von Papst Franziskus ist zentrales Element der ökumenischen Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen des ÖRK und unterstreicht gleichzeitig die seit 50 Jahren andauernde Zusammenarbeit mit der Römisch-katholischen Kirche im Streben nach der Einheit der Christen.

Der Besuch, der unter dem Thema „Ökumenischer Pilgerweg –  Gemeinsam unterwegs sein, gemeinsam beten und gemeinsam arbeiten“ steht, begann mit einem Gebetsgottesdienst in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums.

„Eure Heiligkeit, Ihr Besuch ist ein Zeichen dieser Hoffnung, die wir miteinander teilen. Er ist ein Meilenstein in den Beziehungen der Kirchen untereinander. Wir sind hier als Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Kirchen und Traditionen aus der ganzen Welt“, erklärte der ÖRK-Generalsekretär.

2017 hatten die römischen Katholiken und die protestantischen Lutheraner gemeinsam das 500. Jubiläum der Reformation gefeiert, die durch die von Martin Luther angeführten Proteste gegen bestimmte Praktiken der Kirche einen großen Teil der Christenheit abspaltete und noch jahrhundertelang nachklang. Genf war eine wichtige Stadt in dieser Reformation.

Aber noch 500 Jahre früher hatte schon das Große Schisma von 1054, als sich die griechisch-orthodoxe Kirche offiziell von der katholischen Kirche abspaltete, die Christenheit gespalten.

„Weil wir in den vergangenen 70 Jahren gemeinsam unterwegs waren, gebetet und gearbeitet haben, haben wir viel darüber gelernt, was es bedeutet, eine Gemeinschaft von Kirchen zu sein“, erklärte Tveit.

„Und so hat sich auch die Beziehung zwischen dem ÖRK und der Römisch-katholischen Kirche nach mehr als 50 Jahren der Zusammenarbeit weiterentwickelt.“

Tveit erklärte, dass die Arbeit des ÖRK und vieler seiner Partner heute genau das sei: „Gemeinsam unterwegs auf einem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“.

Der ÖRK und die Römisch-katholische Kirche würden an vielen Orten der Welt in gemeinsamen Friedensinitiativen eng zusammenarbeiten, um Antworten auf die Situation von Flüchtlingen und auf die Thematiken wirtschaftliche Gerechtigkeit und Armut zu finden.

„Wir setzen alles daran, gemeinsam Maßnahmen gegen den Klimawandel und andere Gefahren für unsere Umwelt zu ergreifen. Wir fördern den interreligiösen Dialog und Friedensinitiativen. Wir machen gemeinsam mobil für die Nachhaltigen Entwicklungsziele. Wir bereiten gemeinsam die jährlich stattfindende Gebetswoche für die Einheit der Christen vor.“

Die Vorsitzende des Zentralausschusses, Agnes Abuom, sprach über die Früchte der Zusammenarbeit mit der Römisch-katholischen Kirche in „vielen konkreten Situationen“.

„Ich möchte hervorheben, wie wichtig es ist, dass christliche Kirchen im Südsudan einander als Einheit wahrnehmen, wie wichtig gemeinsame Initiativen für Gerechtigkeit und Frieden für den Friedensprozess in Kolumbien sind, wie kraftvoll es ist, zusammen für den Einigungsprozess auf der koreanischen Halbinsel zu beten und zu agieren und wie sehr ein konzertiertes Vorgehen in Burundi und der Demokratischen Republik Kongo vonnöten ist“, erklärte sie.

An Papst Franziskus gerichtet sagte die kenianische Anglikanerin, dass sein Besuch im Ökumenischen Zentrum in Genf zeige, dass „das Engagement der Kirchen für Einheit zum Wohle der Menschheit und der gesamten Schöpfung Gottes lebendig und stark ist“.

 

Papst Franziskus besucht ÖRK

Bilder vom Papstbesuch (hohe Auflösung)