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Der ÖRK-Exekutivausschuss. © Chinesischer Christenrat

Der ÖRK-Exekutivausschuss. © Chinesischer Christenrat

Vom 17. bis 23. November tagte der Exekutivausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zum allerersten Mal in China. Gastgeber des Besuches waren der Chinesische Christenrat und die Patriotische Drei-Selbst-Bewegung. Letztere ist eine protestantische Kirche in der Volksrepublik China und eines der größten protestantischen Gremien weltweit.

Innerhalb von drei Jahrzehnten könnte China sich zur Heimat der weltweit größten Gruppe von Christinnen und Christen entwickeln. Seit sich das Land Ende der 1970er-Jahre zu öffnen begann, hat die religiöse Toleranz stetig zugenommen. Heute herrscht in China offiziell Religionsfreiheit. 1949 gab es in China rund 700 000 Christinnen und Christen. Gegenwärtig zählt die größte chinesische Kirche, die Protestantische Kirche, über 38 Millionen getaufte Mitglieder, und sie wächst jährlich um rund 500 000 weitere in 60 000 Gemeinden.

Der ÖRK-Exekutivausschuss besuchte den Chinesischen Christenrat in Shanghai und traf Kirchenvertreterinnen und -vertreter in Nanjing. Am Sonntag nahmen die Ausschussmitglieder an zwei getrennten Gottesdiensten mit jeweils über 1500 Personen teil. Am 24. November besuchte die ÖRK-Führung Minister Wang Zuoan, den Direktor der chinesischen Religionsbehörde in Peking, um mit ihm Gespräche über die Rolle der Religion und der Kirchen in China zu führen.

Dr. Agnes Abuom, Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses und des Exekutivausschusses, erklärte: „Derzeit halten wir die erste Tagung eines Leitungsgremiums des Ökumenischen Rates der Kirchen in China ab. Dies ist ein historischer Moment. Er ist ein Ergebnis der 25-jährigen Mitgliedschaft des Chinesischen Christenrates, dem Gastgeber dieser Tagung, im ÖRK. Seit der Vollversammlung in Canberra 1991 ist er Teil der ÖRK-Gemeinschaft.“

Sie fügte hinzu: „Die Vollversammlung in Busan machte deutlich, dass wir gemeinsam auf einem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens voranschreiten und uns durch gesellschaftlichen Wandel und die Erneuerung der Kirchen für gerechten Frieden einsetzen. Auf dieser gemeinsamen Reise benötigt die weltweite Gemeinschaft der Kirchen die Beiträge der Kirchen in China genauso, wie Sie hier die Begleitung von Kirchen in anderen Weltregionen brauchen, in geteilter Solidarität und gegenseitiger Rechenschaftspflicht für die enorme Aufgabe, vor der wir stehen.“

ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit legte dem Exekutivausschuss seinen Bericht über die seit der Tagung des Zentralausschusses im Juni in Trondheim geleistete Arbeit vor, mit besonderem Schwerpunkt auf der Tätigkeit rund um den Pilgerweg, der Friedensarbeit in Kolumbien, im Südsudan und in Korea und der Rolle der Mitgliedskirchen in China, den USA und im Nahen Osten.

Gemeinsam voranschreiten

Tveit erklärte: „Der Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens gewinnt an Dynamik und wird immer mehr zu einem Ausdruck unserer Schwerpunkte und unserer Beziehungen zueinander innerhalb der ökumenischen Bewegung.“ Er fügte hinzu: „Als Gläubige, als Kirchen, die gemeinsam nach der Fortsetzung des Weges in unserem Dienst am dreieinigen Gott suchen, sind wir dem „Reich Gottes [verpflichtet, das] [...] Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist“ ist (Röm 14,17).

In seinem Bericht betonte Tveit, „die prophetische Rolle der Kirche, treu zu sein, wenn es darum geht, sowohl die Wahrheit auszusprechen, als auch Brücken zwischen den Völkern zu bauen“, gelte weiterhin. „In Regionen mit zunehmender Gewalt, Konflikten und Krieg, insbesondere in Syrien, kämpfen die Menschen um ihr Leben und um ihre Zukunft. Viele Geiseln des Krieges und Flüchtlinge sind auf der Suche nach einer neuen Heimat.“

Weiter sagte Tveit: „Die Einladung, nach China zu reisen, wurde sehr geschätzt und mit großer Freude aufgenommen, nicht nur von den Mitgliedern des Exekutivausschusses, sondern auch von vielen anderen Personen im ÖRK und in der ökumenischen Familie.“

Er betonte: „Wir sind inspiriert von dem, was wir vom Wirken der Kirche in diesem Land sehen und hören, und wir rufen zu einer stärkeren Zusammenarbeit der weltweiten Gemeinschaft mit der hiesigen Kirche auf.“

Genehmigung des Arbeitsprogramms für 2017

Auf der Tagung des Exekutivausschusses wurde das Arbeitsprogramm für das Jahr 2017 genehmigt, mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens, der als Fokus Afrika haben wird, das bereichsübergreifende Thema für das kommende Jahr. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Nigeria, dem Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo. Die Referenzgruppe „Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“ wird bereits im Februar in Nigeria zusammenkommen und Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Mitgliedskirchen in der Region führen. Die jährliche Fastenkampagne „Sieben Wochen im Zeichen des Wassers“ wird auf der Februar-Tagung lanciert. Der Exekutivausschuss einigte sich darauf, besondere Pilgerteams für Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen. Sie werden in den nächsten Jahren verschiedene Mitgliedskirchen besuchen. „Dies ist ein konkreter Schritt, mit dem wir zeigen, dass wir in der Gemeinschaft gemeinsam beten, voranschreiten und zusammenarbeiten – mit einem klaren Fokus auf Gerechtigkeit und Frieden“, erklärte die ÖRK-Vorsitzende, Dr. Agnes Abuom, nach der Entscheidung.

Der Exekutivausschuss erörterte auch die Prioritäten und Schwerpunktbereiche des ÖRK. Als Gesamtthema für das Jahr 2018 wählte er Ökumenische Diakonie und nachhaltige Entwicklung, gleichzeitig soll die Zusammenarbeit mit dem ACT-Bündnis gestärkt werden.

Abuom erklärte: „Konkret wird dies in Form eines gemeinsamen Reflexionsdokuments über Diakonie sowie einem Treffen zwischen Mitgliedern des Exekutivausschusses und der Vollversammlung von ACT zur vertieften Auseinandersetzung mit Diakonie geschehen.“

Ausrichtung des Haushalts auf die strategischen Ziele

Der Haushalt für 2017 wurde genehmigt und der Ausschuss besprach eine überarbeitete Finanzstrategie für 2018-2021. Während der Tagung in China kam auch der Lenkungsausschuss für das neue ökumenische Zentrum zusammen. Die Zeitpläne sollen entsprechend den Entscheidungen des Exekutivausschusses angepasst werden.

Das Arbeitsprogramm des ÖRK für 2017 wurde überarbeitet, damit es besser auf die strategischen Ziele abgestimmt ist, die die Vollversammlung 2013 beschlossen hatte. Diese strategischen Ziele sind:

  • Die Gemeinschaft stärken
  • Gemeinsam Zeugnis ablegen
  • Zu Spiritualität, Reflexion und Ausbildung ermutigen
  • Beziehungen aufbauen, die von Vertrauen und Verständnis geprägt sind
  • Zu innovativer Kommunikation inspirieren

ÖRK-Generalsekretär Tveit erklärte: „Der Strategieplan und die strategischen Ziele werden 2017 evaluiert, und für die Arbeit im Gesundheitsbereich, mit Fokus auf HIV und AIDS, sowie die Integration des Globalen ökumenischen Aktionsbündnisses werden getrennte Bewertungen durchgeführt.“

Vorstellung der Ergebnisse der Beurteilung von ÖRK-EAPPI

Auf der Tagung in China wurden die Ergebnisse der weitreichenden Beurteilung des ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel (EAPPI) vorgestellt, das im Jahr 2002 infolge der Forderung von Kirchenleitenden nach einem Engagement in der Friedensarbeit ins Leben gerufen worden war. Heute, 15 Jahre später, haben über 1 800 Begleitpersonen an diesem Projekt teilgenommen. Die Beurteilung zeigt beispielsweise, dass 98 % der Ansicht sind, dieses Programm sei noch immer relevant und wirksam, dass die Gewalt abnimmt, wenn die ökumenischen Begleitpersonen sichtbar präsent sind und dass Eltern ein Gefühl der Sicherheit für ihre Kinder auf dem Schulweg haben. Das Programm ist daher eine der umfangreichsten Initiativen im humanitären Bereich in Palästina und Israel.

Tveit sagte dazu: „Wir haben aus diesem Bericht sehr viel darüber gelernt, was nötig ist, um den ursprünglichen Zweck und das Profil dieses äußerst wichtigen Programms für den ÖRK neu zu definieren, als ökumenische Initiative im Rahmen des ÖRK, gefordert von den Kirchen vor Ort und umgesetzt in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedskirchen und anderen ökumenischen Partnern. Ich denke, dieser Bericht und seine Weiterverfolgung werden das Programm stärken.“

In der Gemeinschaft wachsen und kommunizieren

Der klare Auftrag zur Friedensstiftung im Nahen Osten, im Südsudan, in der Demokratischen Republik Kongo, in Korea und in Kolumbien wird fortgesetzt, ebenso wie die Arbeit zu Klimagerechtigkeit, Wasser, HIV und AIDS, das Engagement im Namen der Staatenlosen und der Einsatz der Kirchen für Kinder. Ein deutlicher Schwerpunkt werden zudem die nachhaltigen Entwicklungsziele sein, mit besonderem Blick auf Friedensstiftung, Klimagerechtigkeit, Gender-Fragen und Jugend.

Zum Schluss erklärte Tveit: „Der ÖRK bildet mit seinen Mitgliedskirchen eine Gemeinschaft von Kirchen im Gebet, im Dialog, im Dienst und in der Fürsprache.“

Der Exekutivausschuss befasste sich auch mit dem Stand der Umsetzung des neuen Kommunikationsrahmens, der im Juni vom Zentralausschuss verabschiedet worden war und der sich klar auf die Kommunikation der Gemeinschaft, die prophetische Stimme und den Kapazitätsaufbau konzentriert. Der Ausschuss rief dazu auf, in der Kommunikation zwischen den Kirchen und mit den Mitgliedskirchen eine inklusivere und stärker pastoral geprägte Sprache zu verwenden. Dieses Anliegen soll vor der nächsten Tagung im Juni 2017 erneut überprüft werden.

Der ÖRK erhielt zudem einen Antrag auf Mitgliedschaft von der chinesischen Organisation „The Amity Foundation“, die auch im Ökumenischen Zentrum in Genf ein Büro eröffnet hat. Sie wünscht, dass der ÖRK offiziell Arbeitsbeziehungen zu ihr als internationale ökumenische Organisation aufnimmt. Die Stiftung Amity wurde 1985 in Nanjing gegründet. Sie begann damit, Christinnen und Christen im Westen einzuladen, Englisch-Lehrer nach China zu entsenden oder Gesellschaftsprojekte ins Leben zu rufen. Der Exekutivausschuss besuchte die Stiftung Amity in Nanjing und sprach mit der Stiftungsleitung über die breit abgestützte Tätigkeit von Amity – sie umfasst nicht nur das Drucken von Bibeln, sondern auch direktes gesellschaftliches Wirken in und außerhalb Chinas. Der Zentralausschuss wird 2018 über diese Mitgliedschaft entscheiden.

Auf seiner Tagung gab der Exekutivausschuss drei Erklärungen ab, zu Klimagerechtigkeit, zur Reformation und zur Rolle der Kirchen in China.

Er legte zudem die Treffen für das Jahr 2017 fest. Die nächsten Tagungen des Exekutivausschusses finden vom 5. bis 10. Juni 2017 in Bossey, Schweiz, und vom 17. bis 23. November 2017 in Amman, Jordanien, statt.

ÖRK-Exekutivausschuss lobt Reformationsdialog (ÖRK-Pressemitteilung vom 28. November 2016)

ÖRK-Exekutivausschuss gibt Erklärung zu Klimagerechtigkeit ab (ÖRK-Pressemitteilung vom 25. November 2016)

ÖRK-Exekutivausschuss trifft Chinesischen Christenrat und Patriotische Drei-Selbst-Bewegung (ÖRK-Pressemitteilung vom 25. November 2016, auf Englisch)

Alle Dokumente der Tagung des ÖRK-Exekutivausschusses in China (mehrheitlich auf Englisch)