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Als neu gewähltes Mitglied des ÖRK-Zentralausschusses verspricht Pastorin Rita Famos, die lange ökumenische Tradition der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz fortzuführen.

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„Ich habe schon in der Konfirmationsklasse die Bibel für mich entdeckt und angefangen zu verstehen, was es bedeutet, ein christliches Zeugnis in der Welt abzulegen“, erklärt sie.

Vier Jahrzehnte später hat sie als neu bestelltes Mitglied an der Tagung des Zentralausschusses in Genf als Vertreterin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz teilgenommen. Sie ist Nachfolgerin von Pastor Serge Fornerod, der in den Ruhestand geht.

Die Saat, die in ihren Teenagerjahren gelegt wurde, ist seither sorgfältig gehegt und gepflegt worden und aufgegangen. 

Wissensdurstig und immer daran interessiert, Neues zu lernen, hat sie sich schließlich an der Universität Bern immatrikuliert und Theologie studiert. Ihr Studium beinhaltete ebenfalls einige Semester an der Universität Halle in Ostdeutschland (DDR) in einer Zeit, als der Widerstand innerhalb der Kirche gegen das repressive DDR-Regime immer stärker wurde. Das hat sie nachhaltig beeindruckt.

„Die Kirche in der DDR hat eine wichtige Rolle in den Ereignissen gespielt, die schließlich zum Sturz des Regimes 1989 geführt haben. Sie war eine Manifestation des Glaubens, der Hoffnung und des Mutes“, erklärt sie.   

Nach ihrer Ordination im Jahre 1993 war Famos acht Jahre lang als Pastorin in Gemeinden in Ulster und in Zürich-Enge im Einsatz.

„Am Anfang hatte ich keine Ambitionen in der Kirche, aber nachdem ich während des Studiums die Gelegenheit bekommen hatte, einen Pastor bei seiner täglichen Arbeit in einer ländlichen Gemeinde zu begleiten, war ich langsam davon überzeugt, dass das auch für mich die richtige Berufung sein würde. Ich folgte meinem Herzen“, bekennt sie.

Dreißig Jahre später ist sie die Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, die auf eine lange ökumenische Tradition zurückblicken kann, und sie ist eines der neu gewählten Mitglieder im ÖRK-Zentralausschuss. In dieser Funktion wird sie sich weiterhin für  konsequente und auch schwierige Diskussionen mit der Russisch-Orthodoxen Kirche einsetzen, damit diese es unterlässt, den Krieg in der Ukraine zu rechtfertigen. Sie äußerte ebenfalls ihre tiefe Besorgnis über das Schicksal der russisch-orthodoxen Pastore, die es gewagt haben, dem offiziellen Standpunkt ihres Dienstherren zu widersprechen.

„Es gibt keine theologische Begründung für diesen brutalen Krieg, und wir müssen ihn weiter aus tiefster Überzeugung verurteilen“, sagt sie.

Vor dem Hintergrund von Hoffnung und Gebeten, dass der anhaltende Dialog zwischen dem ÖRK und der Russisch-Orthodoxen Kirche zu einem Ergebnis führen möge, wurde die Entscheidung über die Anträge von Mitgliedskirchen der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, die Mitgliedschaft der Russisch-Orthodoxen Kirche auszusetzen, zunächst verschoben.

„Wir verfolgen die Ereignisse aufmerksam und stehen vereint hinter allen guten Initiativen, die den Widerstand gegen die zerstörerischen Kräfte hinter diesem Krieg unterstützen“, erklärt Famos weiter.

Motiviert durch Glaube, Engagement und Aufgeschlossenheit war sie immer bereit, neue Herausforderungen anzunehmen, und hatte nie Angst davor, für richtige Überzeugungen einzustehen.

Im Laufe der Jahre wurden ihr zunehmend höhere Positionen und auch immer mehr Menschen anvertraut, die unter ihrer Führung arbeiten. Sie hat sich als Mitglied der Synode im Kanton Zürich ebenfalls intensiv mit Kirchenpolitik befasst. Dort lebt sie mit ihrem Ehemann Cla seit den 1990er Jahren, und dort haben sie ihre zwei Kinder großgezogen.

„Die Förderung der Ökumene war für die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz und ihre 25 Mitgliedskirchen immer eine Priorität.

Darauf sind wir sehr stolz, und dafür haben wir im Laufe der Jahre sehr viel Energie und Humanressourcen investiert. Ich bin entschlossen, diese Tradition fortzuführen“, sagt Famos.

Was sie am meisten in der heutigen säkularisierten Gesellschaft sorgt, ist das Entstehen einer individualistischen und selbstbezogenen Kultur, in der es zunehmend schwer wird, den Wert von Glaube und Zusammengehörigkeit zu kommunizieren oder zu vermitteln, warum man Mitglied einer Kirche sein sollte.

„Wer übernimmt Verantwortung und hält die Gesellschaft in einem Umfeld zusammen, in dem Individualismus die Norm geworden ist“, fragt sie.

Die Kirche muss hier eine wichtige Aufgabe übernehmen.

Ortskirchen in der Schweiz heißen ÖRK-Zentralausschuss willkommen (ÖRK-Pressemitteilung, 24. Juni 2023)