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Eröffnung der Tagung des ÖRK-Zentralausschusses im Ökumenischen Zentrum in Genf. © ÖRK/Peter Williams

Eröffnung der Tagung des ÖRK-Zentralausschusses im Ökumenischen Zentrum in Genf. © ÖRK/Peter Williams

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Die erste Volltagung des neuen Zentralausschusses, des höchsten Leitungsgremiums des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), hat am 2. Juli in Genf, Schweiz, begonnen. Gebete, offizielle Ansprachen der ÖRK-Leitung sowie Willkommensgrüße der Schweizer Kirchen prägten den ersten Tag der ÖRK-Zentralausschusstagung, die die ganze kommende Woche lang im Zeichen des Themas „Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens“ stehen wird.

Bis zur nächsten Vollversammlung wird der ÖRK-Zentralausschuss alle zwei Jahre tagen. Der Ausschuss, dem 150 Mitglieder aus allen Regionen der Welt angehören, ist verantwortlich für die Durchführung der von der 10. Vollversammlung festgelegten Arbeitsschwerpunkte und für die Prüfung und Überwachung der ÖRK-Programme und des Budgets des ÖRK. Die 10. Vollversammlung fand im Oktober und November 2013 in Busan, Republik Korea, statt.

Zur Eröffnung der Tagung dieser Woche erörterte die Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Dr. Agnes Aboum, die Bedeutung des Themas „Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens“, welches sich auf einen Aufruf der ÖRK-Vollversammlung stützt.

Ihre Ansprache richtete sich insbesondere auf das Engagement der Jugend in der ökumenischen Bewegung. „Um der ökumenischen Bewegung die prophetische Dynamik und Bewegung zurückzugeben, müssen wir es der jungen Generation erlauben, sich die ökumenische Bewegung zu eigen zu machen und sie zu definieren“, sagte sie.

Abuom sprach sich für ein Streben nach ökumenischer Spiritualität aus, um deren Grenzen zu erweitern und näher auf die Bedürfnisse von Kirchen und Gemeinschaften einzugehen.

„Eine wiederbelebte ökumenische Spiritualität darf sich nicht durch starre, traditionsgebundene, religiöse, kirchliche oder dogmatische Rahmen einengen lassen, wenn diese sich zur Erfüllung der gegenwärtigen Bedürfnisse als wenig hilfreich erwiesen haben. Sie muss vielmehr eine prophetische Haltung zugunsten von Gerechtigkeit, Friedensstiftung und diakonischer Sorge für alle Lebewesen einnehmen“, sagte sie.

Agnes Abuom wendete sich globalen Fragen im Zusammenhang mit Armut und Ungleichheit, schwacher Regierungsführung, Stellvertreterkonflikte und Kriege sowie dem Thema Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen zu. Sie sprach über die sich verändernden kirchlichen und religiösen Landschaften und die damit verbundenen Herausforderungen. Um auf diese Themen einzugehen, betonte sie die Bedeutung einer Verwandlung der Ökumene und der Wiederbelebung der Spiritualität.

Überlegungen und Perspektiven

Der ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit stellte seine Überlegungen zum Thema „Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens“ im Bericht dar, den er dem Zentralausschuss vorlegte. Er sagte: „Die Sorge um die eine Menschheit, die Bereitschaft, sich um das Menschsein des Anderen zu sorgen und dieses zur Priorität zu machen – das ist ein Anliegen unseres Glaubens an Jesus Christus als Gott, der in unser menschliches Leben hinein Mensch wurde. Wahre Menschlichkeit erfordert die Gnade und den Einsatz für den Willen Gottes, die aus echter Spiritualität rühren.“

„Die Pilgerreise muss beinhalten, dass wir willens sind, uns auf eine Reise des Glaubens zu begeben“, sagte er weiter.

„Die Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens hilft uns, über unsere Grenzen und Schranken, über die Nabelschau in unserem eigenen Leben und in unseren Kirchen hinauszugehen und Gottes missionarischen Auftrag in dieser Welt auszuführen“, fügte Tveit hinzu.

Die vom Generalsekretär angesprochenen Themen, die die Arbeit des ÖRK und seinen Mitgliedskirchen wahrscheinlich beeinflussen werden, umfassen die Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel, die Einheit der Christen, den Klimawandel, wirtschaftliche Gerechtigkeit, die Rechte von Flüchtlingen und vertriebenen Völkern, den ökumenischen Dialog über Ekklesiologie, die Erneuerung der christlichen Mission, HIV und AIDS und Anliegen von Frauen und jungen Menschen.

Tveits Bericht unterstrich die Bedeutung, Kirchen in Konfliktsituationen zu begleiten. Er sagte: „Unser Glaube zwingt uns als ökumenische Bewegung dazu, uns gegenüber Kirchen und Menschen in Konflikt- und Krisensituationen solidarisch zu zeigen. Wir sind dazu berufen, in der Öffentlichkeit eine prophetische Stimme zu sein mit dem Ziel, eine moralische Stimme anzubieten, die Prozesse beeinflusst, die zu Gerechtigkeit und Frieden führen.“

Die Demokratische Republik Kongo, der Südsudan, Nigeria, Syrien sowie Israel und Palästina wurden von Tveit als Länder eingestuft, die für die Arbeit der Kirchen für Gerechtigkeit und Frieden wichtig sind.

Die Teilnehmenden der Zentralausschusstagung wurden von François Longchamp, dem Regierungsratspräsidenten von Genf, Pastor Dr. Gottfried Locher, dem Präsidenten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds und Pastor Emmanuel Fuchs, dem Präsidenten der Reformierten Kirche von Genf, willkommen geheißen.

Die Tagung des Zentralausschusses dauert noch bis Mittwoch, 9. Juli.

Vollständiger Wortlaut der Ansprache der Vorsitzenden (in vorläufiger Übersetzung)

Vollständiger Wortlaut des Berichts des Generalsekretärs (in vorläufiger Übersetzung)

Weitere Informationen über den ÖRK-Zentralausschuss

Fotos in hoher Auflösung: photos.oikoumene.org