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26. Juni 2023, Genf, Schweiz Terri Owens von der Christlichen Kirche (Jünger Christi) aus den USA teilt Ergebnisse aus der Region Nordamerika während der Tagung des ÖRK-Zentralausschusses, der vom 21. bis 27. Juni 2023 anlässlich seiner ersten vollen Tagung nach der 11. ÖRK-Vollversammlung 2022 in Karlsruhe in Genf

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Hord Owens befand sich unter all jenen, die sich während der konfessionsgebundenen Sitzungen, die am 23. Juni als integraler Teil der Tagung des ÖRK-Zentralausschusses stattfand, miteinander austauschten und zusammen beteten. Sie ist seit ihrer Wahl 2017 die erste Person of Color und die zweite Frau an der Spitze der Jünger Christi.

Hord Owens sprach in einem Interview während einer Kaffeepause an der Tagung des ÖRK-Zentralausschusses vom 21.  bis zum 27. Juni über das Christentum in Nordamerika und über Gerechtigkeit und Rassifizierung. Sie bemerkte, dass das Thema des „christlichen Nationalismus“ in den USA besorgniserregend sein kann.

„Eines der größten Probleme des Christentums ist ganz klar, dass wir uns viel mehr mit den Institutionen, die wir für unser Werk geschaffen haben, und unsere jeweiligen Positionen beschäftigen als tatsächlich mit dem Werk, Zeugnis und mit Jesus Christus“, sagte sie.

„Diese Institutionen müssen sich verändern. Sie müssen sich ändern, um relevant zu bleiben. Unsere jungen Leute sagen: ‚Ich möchte mich nicht dieser Benennung oder Kirche anschließen, ich möchte Teil von Gottes Werk, Teil des Werks des Leibes Christi sein.‘ Gleichzeitig versuchen wir, die institutionellen Strukturen zu stärken und ihre Macht zu privilegieren. Das passt nicht zusammen.“

Hord Owens blickt auf 20 Jahre Erfahrung in der amerikanischen Unternehmenswelt zurück, wo sie gemischte Teams im Bereich des Datenmanagements im Gesundheitssektor und in anderen Sektoren leitete, bevor sie zur Weihe ins Priesterseminar eintrat.

Sie glaubt, dass Kirchen ein Umfeld schaffen müssen, in denen man über alles reden kann.

Vielfalt der Perspektiven

Als Kirchenverantwortliche hat sie gelernt, dass es bei vielen Themen unterschiedliche Perspektiven gibt, je nach konfessioneller Tradition, geografischer Verortung oder sogar ethnischer und kultureller Zugehörigkeit.

„Der Klimawandel, menschliche Sexualität und die Situation in Israel und Palästina sind alles Themen, mit denen meine Kirchen gekämpft haben und über die sie sich geäußert haben“, sagte sie.

„Es geht darum, zugehört zu haben, aber auch um das Werk, das im Namen der Liebe zu Gott getätigt wird, wenn wir hier nur an Tischen sitzen und uns darüber einigen, was wir beim nächsten Treffen machen.“

Hord Owens meinte, dass die Sichtweisen auf Rassismus in den USA und in Kanada sehr unterschiedlich seien.

„Kanada ist sich seiner Rolle als Siedlergesellschaft und seiner Beziehung zu den indigenen Völkern viel bewusster. In den USA spielen aufgrund der Sklaverei in der Geschichte der USA die Kategorien „schwarz“, „weiß“ und „braun“ eine große Rolle, wenn man von Rassismus spricht.

Rassismus überwinden

„Wir können beinahe nichts tun, bevor wir den Rassismus in seinen Kategorien von „schwarz“ und „weiß“ überwinden.“

In Kanada liege der gesellschaftliche Fokus eher auf dem Unrecht, das den indigenen Völkern angetan wurde, sagte sie.

„Sie haben einen anderen Blickwinkel, was Rassismus betrifft. Es ist beinahe unhöflich, in Kanada über zugeschriebene Zugehörigkeit zu sprechen. Ich hatte solche Gespräche mit Freunden von kanadischen Kirchen.“

„In den USA gab es etliche Rückschritte“, sagte Hord Owens. „In vielen unserer Staaten werden Bücher verboten, nur weil sie den Rassismus oder die Geschichte der Sklaverei thematisieren …“

„Wir wollen nicht, dass sie sich schlecht fühlen, weil weiße Menschen rassistisch sind. Das würde bedeuten, die Geschichte auszugrenzen. Die Geschichte auszulöschen. In dieser Hinsicht machen wir gewaltige Rückschritte, was Rassismus in den USA betrifft.“

„Wir müssen gemeinsamen Schrittes gehen, auch wenn wir uns nicht einig sind. Ich denke, das ist der theologische Schwerpunkt meiner Kirche – wir müssen als Gruppe zusammenhalten, selbst wenn wir Meinungsverschiedenheiten haben. Denn unser Zeugnis vom Evangelium Christi wird umso schöner, wenn die Leute uns zusehen und sagen können: ‚Meine Güte, ich weiß, dass sie bei dem und dem Thema unterschiedlicher Meinung sind. Aber sie scheinen diesem Jesus, diesem Glauben treu zu sein und sind bereit, sich mit komplizierten und schwierigen Angelegenheiten auseinanderzusetzen‘.“

Fotogalerie der ÖRK-Zentralausschusstagung

ÖRK-Zentralausschusstagung, Juni 2023