Im Regenwald des Amazonas, einem heilige Ort für 34 Millionen Menschen, stöhnt Gottes Schöpfung, denn das Amazonasgebiet leidet unter wachsender Ungleichheit, zunehmender Aneignung von Land, vermehrter Okkupationswirtschaft und einer Lockerung der Umweltschutzgesetze, während seine Beschützer zunehmend kriminalisiert und ermordet und, angestiftet von der Agrarindustrie, immer mehr Brände gelegt werden - und das alles wird durch Missionierung noch verschlimmert.
Am 22. August fand ein Online-Gespräch statt, das von Qonakuy, einem Netzwerk der protestantischen und evangelischen Universitäten Lateinamerikas und der Allianz presbyterianischer und reformierter Kirchen in Lateinamerika, mit Unterstützung der UniReformada, einer von der Presbyterianischen Kirche von Kolumbien (Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen) gegründeten Hochschuleinrichtung, organisiert worden war.
Im Jahr 2019 sorgten die Brände und die Waldzerstörung im Amazonasbecken für Schlagzeilen. Damals wurden mehr als 70.000 Brände registriert. 2020 wurden laut einem Bericht von Greenpeace International allein in den ersten 10 Tagen des Monats August über 10.000 Brandherde in dem Gebiet entdeckt. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von 17%.
„Was uns daran am meisten schockiert und abstößt, ist der Mangel an Respekt vor dem Wald und den 34 Millionen Menschen, die ihn bewohnen, darunter 380 verschiedene indigene Völker, von denen 140 in freiwilliger Isolation leben“, sagte Mara Manzoni Luz, die Regionalleiterin des Regionalen Ökumenischen Beratungs- und Dienstleistungszentrums (CREAS), einem Mitglied von ACT Alliance.
„Es handelt sich dabei um Menschen, die bereits alle möglichen Drohungen durchgemacht, allem standgehalten und beschlossen haben, das Land ihrer Vorfahren, ihre Flüsse und ihre Wälder zu beschützen und dort zu leben. Jetzt ist ihr Leben erneut in Gefahr, dieses Mal wegen COVID-19, von dem sie schwer betroffen sind“, fügte Manzoni hinzu, die als Laiin der Bischöflich-Anglikanischen Kirche von Brasilien angehört.
Manzoni sagte, dass Missionare auf Bekehrung ausgehen und die Bibel dazu benutzen, um in Verbindung mit großen kommerziellen Wirtschaftsprojekten gegen den Willen der Menschen in die indigenen Gemeinden einzudringen, wo sie dann die Gemeindeoberhäupter absetzen und das Stammeswissen diskreditieren.
Die jüngsten Zahlen über die Auswirkungen von COVID-19 auf die Region zeigten, dass sich bis zum 19. August 55.881 indigene Menschen mit dem Coronavirus infiziert hatten und 1.442 daran gestorben sind, während sich das Virus unter 221 verschiedenen Nationalitäten ausgebreitet hat.
„Was Jahrhunderte der Plünderung wegen des Widerstands der Amazonasbewohner nicht geschafft haben, wird nun versucht, indem man die Pandemie nutzt, um landwirtschaftliche Grenzen, Abholzung und Okkupationswirtschaft voranzutreiben“, sagte Manzoni.
Zu den weiteren Rednern bei dem von Dr. Humberto Martín Shikiya, dem Generalsekretär von Qonakuy, moderierten Gespräch gehörten: Pastor Dario Barolin, Generalsekretär der Allianz presbyterianischer und reformierter Kirchen in Lateinamerika, João Gutemberg Sampaio vom Kirchlichen Pan-Amazonas Netzwerk und Pastor Milton Mejia von UniReformada.
Sehen Sie sich die Aufzeichnung der Online-Veranstaltung an (auf Spanisch)
„Norwegische Kirchenoberhäupter drängen auf Schutz der Menschen im Amazonasgebiet während der Corona-Krise“ - ÖRK Pressemitteilung (15. Mai 2020)
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