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Donnerstags in Schwarz: Gesamtkirchliche Versammlung 2019 im Wisconsin Center in Milwaukee Foto: ELKA

Donnerstags in Schwarz: Gesamtkirchliche Versammlung 2019 im Wisconsin Center in Milwaukee Foto: ELKA

Durch die Annahme einer Resolution zur Unterstützung der Kampagne Donnerstags in Schwarz im August hat die Gesamtkirchliche Versammlung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) öffentlich die Selbstverpflichtung der Kirche bekräftigt, sich für  Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen. Diese Aktion ist ein bedeutender offizieller Schritt, um jetzt formal „alle Menschen über alle Ausdrucksformen kirchlichen Lebens hinweg aufzurufen, an der Kampagne #ThursdaysinBlack teilzunehmen, indem sie an jedem Donnerstag schwarze Kleidung anlegen und sich aktiv an diversen Diskussionen und Aktionen zum Thema beteiligen.“

Bei 3,4 Millionen getauften Mitgliedern in 9.091 ELKA-Gemeinden ist davon auszugehen, dass immer mehr Menschen an jedem Donnerstag dem Aufruf folgen werden, sich in Schwarz zu kleiden und sich damit gemeinsam für eine Welt ohne Vergewaltigung und Gewalt einzusetzen, und dass immer mehr Menschen dieses Problem in der Kirche und in der Gesellschaft ansprechen und thematisieren.

Die Resolution markiert eine erweiterte Ausrichtung der bestehenden Kirchenpolitik und gesellschaftlicher Aufklärungsmaßnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt.

Aufklärung an der Basis

Bischöfin Elizabeth A. Eaton während ihres Vortrags auf der Versammlung Foto: ELKA

Die Leitende Bischöfin der ELKA, Elizabeth A. Eaton ist die erste Frau in dieser leitenden Funktion und führte in ihrem Vortrag aus, warum die Farbe der Kleidung als ein persönliches Statement mit globaler Vorbildwirkung aufgefasst werden kann.

„Jeden Donnerstag, wenn ich schwarze Kleidung trage und meinen Button anhefte, werde ich daran erinnert, dass ich damit Teil einer wachsenden Bewegung bin“, sagte Eaton. „In gleicher Weise hat die formelle Bestätigung der Donnerstags in Schwarz-Kampagne auf der Gesamtkirchlichen Versammlung der ELKA 2019 dazu beigetragen, die Verpflichtung unserer Kirche und aller Menschen christlichen Glaubens weltweit zu bekräftigen, Vergewaltigungen und geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden.“

„Dies ist ein einfaches, aber doch sehr mächtiges Zeugnis“, fügte sie hinzu. „Indem wir Aufklärungsarbeit über diese Geißel leisten, als Weggemeinschaft handeln und Advocacy-Arbeit in unserer Kirche ausführen, und indem wir den Anspruch erheben, dies im Rahmen der weltweiten ökumenischen Bewegung zu leisten, erzielen wir wichtige Fortschritte auf unserem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens.“

Carlos Peña, der frühere stellvertretende ELKA-Präsident und Mitglied des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen, definiert geschlechtsspezifische Gewalt als ein Hassverbrechen, das sowohl Männer wie auch Frauen betrifft und als die am häufigsten vorkommende Menschenrechtsverletzung weltweit anzusehen ist.

„Wir sind in der Tat gesegnet, dass wir Teil einer Kirche sind und partnerschaftlich mit anderen ökumenischen Organisationen Gottes Ruf folgen und uns dafür einsetzen, alle Formen sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt in der Kirche und in der Gesellschaft zu beseitigen“, sagte Peña. „Darüber hinaus ist die Donnerstags in Schwarz-Kampagne ein Zeichen der Solidarität mit den Partnerkirchen und unserer globalen ökumenischen Familie.“

Schlagkraft gewinnen

2015 hat der ELKA-Kirchenrat die soziale Botschaft „geschlechtsspezifische Gewalt“ veröffentlicht. Dr. Mary Streufert erinnert sich daran, dass daraus eine „Welle des Enthusiasmus, der Zustimmung und der Hoffnung einer Vielzahl von Synodenbüros, Gemeinden und einzelnen Personen entstanden ist.“

Streufert, die in der ELKO das Ressort für Frauengerechtigkeit leitet, fügte hinzu, dass Menschen, die selbst sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt erlebt haben, das Gefühl hatten, dass die Kirche selbst Zeugnis für ihren Kampf ablegte und somit zu einem potenziellen Verbündeten in ihrem Kampf für Sicherheit und Rechenschaftspflicht werden könnte.

In den Jahren danach hat die ELKA diese Selbstverpflichtung durch ihre kirchliche Politik und kreative Maßnahmen erweitert. „Einige Gemeinden haben die soziale Botschaft für Studienzirkel für Erwachsene genutzt“, erklärte Streufert. „Einige Gemeinden unterstützen Initiativen, die Menschen in Krisensituationen helfen, zum Beispiel durch Geld- und Sachspenden an geschützte Zufluchtsorte, Hotlines und logistische Unterstützung.“

Die ELKA hat die soziale Botschaft ebenfalls dazu genutzt, Einfluss auf nationale und staatliche Gesetze und politische Maßnahmen zur Bekämpfung sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt zu nehmen.

Foto: ELKA

Es ist wichtig, junge Menschen zu gewinnen, denn sie erleben das höchste Ausmaß an sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt und sind wichtig, wenn es darum geht, Zeugnis abzulegen und etwas dagegen zu unternehmen“, erklärte Streufert. Die ELKA zählt auf Seminaristinnen und Seminaristen, Pastoren und Pastorinnen in Workshops und stellt ebenfalls einen Rahmen für Studien und Gespräche mit jungen Menschen im Teenageralter und ihren Mentoren und Mentorinnen zur Verfügung. „Wir haben ebenfalls einen Studienführer für junge Erwachsene erstellt, und wir liefern den Gemeinden kostenloses Material wie zum Beispiel Mitteilungsblatt-Einleger und Vorschläge für Gottesdienste“, sagte Streufert.

Zwar hat sich das Problembewusstsein definitiv verbessert, aber Streufert ist der Meinung, dass hier noch weiterer Handlungsbedarf besteht. „Wir wollen besonders die weitere Aufklärungsarbeit, konkrete Maßnahmen und die Prävention in allen Ausdrucksformen des kirchlichen Lebens in der ELKA unterstützen – in Synoden, Gemeinden und in der kirchenweiten Organisation“, sagte sie. „Und wir wollen den der ELK angeschlossenen Institutionen und jedem einzelnen Menschen das Gefühl vermitteln, dass wir ihnen eine Botschaft vermitteln, die ihre Entscheidungen lenkt.“

Die ELKA wird diesen Weg weiter beschreiten, und Streufert ist der festen Überzeugung, dass die Menschen, die Donnerstags schwarze Kleidung anlegen, der Welt signalisieren, dass wir auf Geschlechtergerechtigkeit für unsere Familienmitglieder, unsere Nachbarinnen und Nachbarn und für uns selbst bestehen können. „Donnerstags in Schwarz ist eine lebendige und sichtbare Erinnerung daran, dass die ELKA es als ihre Aufgabe ansieht, sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt zu thematisieren, denn die Menschen leiden darunter, und wir sind aufgerufen, etwas gegen das Leid aller unserer  Mitmenschen zu unternehmen“, sagte sie.

Aufbau einer Bewegung

Diese Selbstverpflichtung der ELKA wird sich auch in der weiteren christlichen Familie als Teil der ökumenischen Bewegung manifestieren. „Dies als Teil des Ökumenischen Rates der Kirchen in Angriff zu nehmen, ist eine Bestätigung dafür, dass unsere Arbeit als ELKA gegen geschlechtsspezifische Gewalt eine Ergänzung anderer Maßnahmen und Teil unseres Pilgerwegs der Gerechtigkeit und des Frieden ist“, sagte Kathryn Lohre, bei der ELKA zuständig für ökumenische und interreligiöse Beziehungen.

Foto: ELKA

Bischof Don Kreiss von der Southeast Michigan-Synode und Vorsitzender des Ausschusses für ökumenische und interreligiöse Beziehungen der ELKA-Bischofskonferenz sagte, er sei überzeugt davon, dass die Bewegung Donnerstags in Schwarz allein durch ihre starke optische Präsenz nachdrücklich daran erinnere, wie viele Menschen sich inzwischen für die Belange der Geschlechtergerechtigkeit einsetzten.

„Hier wird mit einem kraftvollen Signal demonstriert, wie wichtig die Zusammenarbeit von Menschen guten Willens für die Gesundheit und Sicherheit der gesamten Menschheit ist“, sagte Kreiss.

 

Erfahren Sie mehr über die Kampagne Donnerstags in Schwarz

Soziale Botschaft der ELKA zu geschlechtsspezifischer Gewalt (nur auf EN)

Resolution zur Unterstützung des Engagements der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika durch die #ThursdaysinBlack-Kampagne des Ökumenischen Rates der Kirchen (nur auf EN)