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South Africa president Cyril Ramaphosa saying eulogy at the funeral of Archbishop Desmond Tutu

Cyril Ramaphosa, Präsident von Südafrika, bei seiner Trauerrede während der Trauerfeier von Erzbischof Desmond Mpilo Tutu am 1. Januar 2022 in der St George's Cathedral in Kapstadt. 

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In den 1980er-Jahren, während des letzten Kampfes gegen die Apartheid in Südafrika, war Präsident Cyril Ramaphosa im Land und zog mit Tutu den Zorn der damaligen Regierung auf sich. Er sprach in der St George's Cathedral von Kapstadt, wo am 1. Januar eine anglikanische Totenmesse stattfand.

Tutu verstarb am 26. Dezember im Alter von 90 Jahren. Dem emeritierten Erzbischof Tutu, der für sein immerwährendes ansteckendes Lachen und seinen Humor trotz aller Widrigkeiten bekannt war, wurde die letzte Ehre erwiesen.

Seine Witwe Leah Tutu sowie seine Kinder und Enkel waren bei der Trauerfeier ebenfalls anwesend.

Gottesdienst im kleinen Rahmen

Es war ein Gottesdienst im kleinen Rahmen in der Kathedrale, in der sich Tutu und andere in vergangenen Zeiten der Apartheid-Polizei entgegengestellt hatten. Der Gottesdienst wurde in den drei Hauptsprachen von Kapstadt, isiXhosa, Englisch und Afrikaans, abgehalten, drei der 11 offiziellen Sprachen Südafrikas.

Die Hymnen wurden von der Imilonji kantu Choral Society, dem Soweto Gospel Choir und dem St Georges Parktown Choir gesungen. Außerdem wurde eine Aufnahme des St George's Cathedral Choir abgespielt.

„Es sind nur wenige unter uns, die seltensten Seelen, die den Status einer weltweiten Ikone zu Lebzeiten erreichen“, sagte Ramaphosa. „Unser von uns gegangene Vater war ein Kreuzritter im Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Frieden. Nicht nur in Südafrika, seinem Geburtsland, sondern überall auf der Welt.“

Ramaphosa erinnert sich, wie Tutu nach seiner Verhaftung 1988 während eines von Geistlichen angeführten Protestes gegen eine Razzia bei Anti-Apartheid-Gruppen mit seiner Bibel in der Hand an einer Pressekonferenz sagte, er würde sich weiterhin widersetzen.

„Wir missachten nicht das Gesetz, sagte er, wir gehorchen Gott“, zitierte der Präsident Tutu.

Tutus allumfassender Einfluss sei so groß gewesen, dass er von heutigen und früheren Präsidenten, religiösen Führern, Monarchen, Gesetzgebern, politischen Parteien, Musikern und Künstlern sowie einfachen Menschen aus allen Teilen der Welt verehrt werde, so Ramaphosa.

Unter ihnen waren auch König Letsie II. des von Südafrika umschlossenen Bergkönigreichs Lesotho und seine Gemahlin, Königin Masenate Mohato Seeiso, wo Tutu eine Zeit lang als Bischof gedient hatte, und auch die niederländische Prinzessin Mabel van Oranje.

'Bescheiden und mutig'

„Ein bescheidener und mutiger Mensch, der sich für die Unterdrückten, die Geknechteten und die Leidenden einsetzte“, sagte Ramaphosa.

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Overview of the funeral of Archbishop Desmond Tutu at St George's Cathedral

Die Trauerfeier für Erzbischof Desmond Mpilo Tutu in der St George's Cathedral wurde vom Erzbischof von Kapstadt, P. Dr. Thabo Makgoba, geleitet.

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Der derzeitige Erzbischof von Kapstadt, P. Dr. Thabo Makgoba, leitete den Gottesdienst. Die Predigt hielt P. Michael Nuttall, pensionierter Bischof von Natal, der mit Tutu zusammenarbeitete, als dieser die Anglikanische Kirche vom Südlichen Afrika leitete.

Die Ehrenwache für Tutu bestand nicht aus Militärs, sondern aus Geistlichen und Kirchenführern. Sie säumten die Straßen Kapstadts, um dem verstorbenen Tutu die letzte Ehre zu erweisen, als sein Trauerzug in den Tagen vor der Beisetzung in der Kathedrale eintraf, wo er aufgebahrt wurde.

`Tutus Authentizität`

Bischof Nuttal lobte Leah Tutu, die ihrem Ehemann so nahestand, und predigte über Tutus Authentizität.

„Deshalb liebten, respektierten und schätzten wir ihn so sehr. Er war klein von Statur, aber ein moralischer und geistiger Riese unter uns. Sein Glaube war echt, nicht aufgesetzt oder halbherzig“, sagte Nuttal.

„Er lebte seinen Glauben mit einer allumfassenden Liebe, selbst wenn es ihm teuer zu stehen kam. Sein Freund, Nelson Mandela, beschrieb ihn ausgezeichnet: `Manchmal scharf, oft zärtlich, nie ängstlich und selten ohne Humor - Desmond Tutus Stimme wird immer die Stimme der Menschen sein, die selbst keine Stimme haben`.“

Tutu arbeitete von 1972 bis 1975 für den Ökumenischen Rat der Kirchen. Die stellvertretende ÖRK-Generalsekretärin, Prof. Dr. Isabel Apawo Phiri, vertrat den Rat beim Gottesdienst in der St George’s Cathedral, wo Tutu beigesetzt wird. Der geschäftsführende ÖRK-Generalsekretär, Priester Prof. Dr. Ioan Sauca, übermittelte im Namen des ÖRK eine Botschaft an Tutus Familie:

„Mit Desmond Tutu erlebten wir alle einen erfahrenen Mann mit vielen Gaben und Errungenschaften, einen Lehrer und Kirchenmann, eine Führungsperson im Freiheitskampf hier und anderswo, auf der Suche nach Versöhnung, einen Ehemann, Vater und Freund. Aber hier, in diesem Gotteshaus, möchte ich eine unverzichtbare Leidenschaft in allem, was er tat, hervorheben, nämlich seinen lebenslangen Glauben. Desmond Tutu war zuerst und zuletzt ein Mann Gottes.

Doch sein Glaube war keine solipsistische Suche nach Gewissheit, Sicherheit oder therapeutischem Trost. Es war die Gewissheit um die liebende Gegenwart und Aktivität Gottes unter uns, Gottes voller Bestätigung unseres Menschseins und dem Feuer der Gerechtigkeit, mit dem Gott prophetisches Handeln antreibt. Desmond Tutus Glaube war im weitesten und besten Sinne ökumenisch und angetrieben davon, die Spaltung in einem eifrigen Streben nach Gottes Herrschaft zu überwinden.“

Video des Gedenkgottesdienstes für Erzbischof em. Desmond Tutu

ÖRK-Botschaft zur Beisetzung von Erzbischof em. Desmond Tutu

Kirchenführer ruft Südafrika dazu auf, nach Desmond Tutus Idealen zu streben (ÖRK-Nachricht, 30. Dezember 2021)

Die Welt trauert um Desmond Tutu (ÖRK-Nachricht, 26. Dezember 2021)