Image
Woman dressed in bishop's robe kneels before people at the altar of a church.

Erzbischöfin Antje Jackelén kniet vor einer Gruppe von Vertreterinnen und Vertretern der Samen während eines besonderen Gottesdienstes im Dom zu Uppsala.

Foto:

Die Andacht fand im Dom zu Uppsala in Anwesenheit der Generalsynode, Vertreterinnen und Vertretern der samischen und schwedischen Gesellschaft und internationalen Zeuginnen und Zeugen statt.

Angehörige der samischen und nicht-samischen Gesellschaft sowie Führungspersonen der lutherischen Kirche aus benachbarten nordischen Ländern gruppierten sich um eine Flamme vor dem Dom und hörten der Erzbischöfin zu, als sie über eine Stelle aus dem Lukasevangelium sprach, in der es um eine Frau ging, die 18 Jahre lang unter einem krummen Rücken litt.

„Als Erzbischöfin der Kirche von Schweden stehe ich hier vor Ihnen, dem samischen Volk, und gestehe, dass wir  Sie nicht gleichberechtigt behandelt haben. Wir waren zu sehr mit uns selbst beschäftigt und sind nicht gegen Rassismus und Machtmissbrauch aufgestanden. Unsere Rücken sind gekrümmt von der Schuld, die wir auf uns geladen haben. Wir haben eine ungerechte Last auf Ihre Schultern gelegt. Wir haben Ihren Vorfahren Scham und Schmerz zugemutet, die an nachfolgende Generationen weitergegeben wurden.“

„Wir können nicht ungeschehen machen, was wir getan haben“, so Jackelén weiter. „Aber wir können Reue zeigen für unseren Anteil an der Kolonialgeschichte Schwedens. Wir können Reue zeigen für unsere Unfähigkeit und unseren Unwillen, die Wahrheit zu erkennen und Ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.“

Die Sami-Delegierten berichteten über persönliche Erfahrungen mit ungerechter Behandlung, der Kolonialisierung ihres Landes und der furchtbaren Erlebnisse in den so genannten Nomadenschulen, in die die samischen Kinder gezwungen wurden.

„Die Schilderungen, die wir hier heute  gehört haben, bestätigen die Komplizenschaft unserer Kirche bei der Unterdrückung des samischen Volkes“, sagte Erzbischöfin Jackelén. „Die Wunden, der Schmerz, die Scham, der Selbsthass, der Zorn und die problematischen Erinnerungen sind Wirklichkeit. Als wir gegenüber dem samischen Volk versagt haben, haben wir auch vor unserem Schöpfer versagt. Wir haben unsere Aufgaben in unserer Nachfolge Christi nicht erfüllt. Wir waren nicht empfänglich für die Gegenwart des Heiligen Geistes in der Schöpfung.“

Jackelén warnte die Kirche nachdrücklich davor, die Irrtümer der Vergangenheit zu wiederholen: „Während wir warten, beten wir zu Gott und bitten Sie darum, dass es uns immer besser gelingen möge, als Gleichberechtigte miteinander umzugehen. Dass wir Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Dass wir uns alle von Jesus berühren lassen, der niederkniet, um die aufzurichten, die gebeugt sind. Diejenigen von uns, die die Last als Opfer tragen, und diejenigen, die die Last des Unrechts tragen, das im Namen der Kirche begangen wurde. Diejenigen von uns, die die Last der Schuld der Täter tragen, und diejenigen, die die Last des Leids der Opfer tragen. Auf dass wir Christus in dem Anderen erkennen können.“

Image
People from all walks of life gathered in Uppsala Cathedral.

Zusammenkunft zum Gottesdienst im Dom zu Uppsala.

Foto:

Mitglieder der Gemeinschaft der Samen, die an dem Gottesdienst teilgenommen haben, bezeichneten die Veranstaltung als den Anfang einer langen Reise. „Meine Hoffnung und mein Glaube sind, dass diese Entschuldigung zu einer Veränderung führen wird“, sagte Ingrid Inga, Vorsitzende des Rates der Samen in der Kirche von Schweden. „Ich bin zutiefst bewegt von dieser Entschuldigung, und gehe davon aus, dass dies nicht nur leere Worte der Kirche sind. Denn es geht auch um Verpflichtungen und einen zehnjährigen Prozess zur Umsetzung dieser Zusagen.“

Im Juni 2021 hat der Vorstand der Kirche von Schweden beschlossen, sich offiziell bei den Samen zu entschuldigen. Im Rahmen dieses Versöhnungsprozesses wird ebenfalls an acht Verpflichtungen sowie Zielvorgaben für die Umsetzung dieses Prozesses durch die Kirche von Schweden in den kommenden zehn Jahren gearbeitet.

Eine zweite öffentliche Entschuldigung ist für die samische Kirchenkonferenz in Luleå im Oktober 2022 geplant.

Aufzeichnung des Gottesdienstes im Dom zu Uppsala

Image
Two women, one European and one African, hold each other in one another's arms while looking into each other's eyes, smiling.

Erzbischöfin Antje Jackelén arbeitet seit vielen Jahren für den ÖRK und hat im Jahre 2018 der Vorsitzenden des ÖRK-Zentralausschusses, Dr. Agnes Abuom, in Namen der Kirche von Schweden die Medaille des Heiligen Erik verliehen.

Foto: