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Nationale Feier zum 500. Reformationsjubiläum
18. Juni 2017, Bern
Grußwort des ÖRK-Generalsekretärs
Pastor Dr. Olav Fykse Tveit

„Denn das Reich Gottes ist ... Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geiste"—Römer 14,17

Liebe Schwestern und Brüder in Christus!

„Denn das Reich Gottes ist ... Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geiste" - mit diesen Worten aus dem Römerbrief des Apostels Paulus überbringe ich Ihnen die Grüße und die besten Wünsche der Gemeinschaft der Kirchen im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Diese große  Familie der Kirchen aus unterschiedlichen christlichen Traditionen begeht mit Ihnen das 500. Reformationsjubiläum. Die Schweizer Kirchen sind ein wichtiger Teil unserer Gemeinschaft. Die Stadt Bern und auch Genf, wo sich die Zentrale des ÖRK befindet, waren während der Reformation und auch in all den Jahrhunderten danach ein Leuchtfeuer der Hoffnung.

Die Wiederentdeckung des Evangeliums Christi als ein Evangelium der Hoffnung und Transformation war ein Herzensanliegen der Reformation und ihrer befreienden Botschaft an die Welt. Heute leitet diese Botschaft die Kirchen auf ihrem Weg zur Aussöhnung und zu einem starken Zeugnis an die Welt - wie wir dies im vergangenen Jahr in Lund anlässlich der gemeinsamen Veranstaltung des Lutherischen Weltbundes und der römisch-katholischen Kirche erlebt haben. Die ökumenische Bewegung ist in der Tat eine Bewegung der Liebe und der transformativen Gnade, die die Kirchen aus Vorurteilen der Vergangenheit befreit und sie in ihrem Zeugnis für Gerechtigkeit, Frieden und Sorge für die Schöpfung stärkt. Auf der Grundlage des Evangeliums fordern wir einander zu einer sichtbaren Einheit in der heutigen Welt auf, damit die Welt davon überzeugt wird, dass das Evangelium der Welt Hoffnung gibt.

In diesem Geiste hat die Vollversammlung des ÖRK 2013 in Busan die Kirchen und alle Menschen guten Willens aufgefordert, sich an einer Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens zu beteiligen und durch eigene Taten Verwandlungen herbeizuführen. Wenn wir nach Gottes eigenem Weg zu Gerechtigkeit und Frieden suchen, dann entdecken wir Zeichen von Gottes Gegenwart in der Welt. Auf dieser Pilgerreise sind wir aufgefordert:

-       gemeinsam den Gott des Lebens zu feiern,

-       denen zur Seite zu stehen, die unter Gewalt, Ungerechtigkeit und der Zerstörung ihres täglichen Lebens leiden;

-       uns in der Fürsprachearbeit und in praktischen Aktionen zu engagieren, um Änderungen zu bewirken.

Wenn wir uns umschauen und über die Entwicklungen der letzten Zeit in dieser Welt nachdenken, sehen wir besorgniserregende Krisenzeichen. Ich kenne viele Menschen, die die Hoffnung verlieren und Angst haben, dass alles noch schlimmer kommt. Aber wir sehen auch die Suche nach Einheit, die die Menschheit in ihrer gesamten Vielfalt umarmt.  Ich kenne auch viele Menschen, die durch die frohe Botschaft des Evangeliums inspiriert werden und darin einen Schatz sehen, dem sie vertrauen. Sie geben nicht auf; sie suchen nach Zeichen von Gottes Herrschaft der Gerechtigkeit und des Friedens.  Ich war mit ihnen hier in Europa auf der Pilgerreise für Klimagerechtigkeit unterwegs, für Wassergerechtigkeit in Israel und Palästina, für Frieden im Irak und in Syrien oder im Südsudan, um neue Möglichkeiten des Dialogs und Zusammenarbeit in Nigeria zu finden und zu zahlreichen weiteren Anlässen. Gemeinsam auf der Pilgerreise der Gerechtigkeit und des Friedens finden sie neue Gemeinschaften, Mut und Freude. Diese Erfahrung sagt mir, dass wir Vertrauen in die Worte des Apostels haben können: „Denn das Reich Gottes ist ... Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geiste."