Christen aus der orthodoxen und der protestantischen Tradition werden auf einem Seminar, das der Ökumenische Rat der Kirchen vom 8. - 12. Oktober in Morges (Schweiz) veranstaltet, gemeinsam über die sozialen und ethischen Ansätze der Kirchen nachdenken.

Rund 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus ÖRK-Mitgliedskirchen, weltweiten christlichen Gemeinschaften, regionalen ökumenischen Organisationen, Hochschulen und theologischen Zentren werden anhand von Fallstudien aus orthodoxen und protestantischen Kontexten untersuchen, inwieweit die Kirchen unterschiedlich oder ähnlich mit ethischen Fragen umgehen, die sich in der heutigen Gesellschaft stellen.

Die Fallstudien bieten eine Einführung zur Diskussion der folgenden vier Themen:

* Kirche und sozialpolitische Ethik;

* Kirche und Probleme der Bioethik und Ökologie;

* Kirche und private und öffentliche Moral;

* internationale Beziehungen; Probleme der Globalisierung.

Der Umgang mit sozialen und ethischen Anliegen war eines der Hauptthemen der Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im Ökumenischen Rat der Kirchen.

Im Abschlussbericht der Kommission, den der ÖRK-Zentralausschuss auf seiner Tagung 2002 entgegennahm, hie( es, einer der Gründe für die Einsetzung der Kommission sei die "Unzufriedenheit" Orthodoxer und anderer über die Art und Weise gewesen, wie solche Anliegen im ÖRK behandelt würden.

Der Bericht bekräftigte jedoch auch, dass der ÖRK ein "unerlässliches Forum für die gemeinsame Diskussion und Reflexion über moralisch-ethische Fragen" ist, und er ermutigte den Rat, "allen Kirchen auch weiterhin Gelegenheit zu bieten, miteinander ins Gespräch zu kommen und, wenn immer möglich, mit einer Stimme zu sprechen".

In diesem Sinne befasst sich die zentrale Fallstudie des Seminars mit dem Hirtenbrief zum Thema "Die Orthodoxe Kirche und die Gesellschaft: Grundlage des sozialen Konzepts der Russischen Orthodoxen Kirche", den der Synod der Russischen Orthodoxen Kirche anlässlich des Jubeljahres veröffentlicht hat.

Das Seminar ist die erste einer Reihe von Veranstaltungen, die den Kirchen Gelegenheit geben sollen, miteinander konkret über ihre unterschiedlichen Vorstellungen, Entscheidungsprozesse und Aktivitäten zu sprechen.