Rund 30 Vertreter und Vertreterinnen von Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) werden vom 11.-12. September in Genf zusammenkommen, um zu erörtern, wie sie am effektivsten auf die Politik der internationalen Finanzinstitute (IFIs) reagieren können.

Die ökumenische Bewegung beschäftigt sich schon seit langem mit den ethisch unvertretbaren Auswirkungen der Politik der Bretton-Woods-Institutionen. Über die Jahre hinweg hat der ÖRK seine Aufmerksamkeit unter anderem auf transnationale Unternehmen und menschliche Entwicklung, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit und das internationale Finanzsystem konzentriert. In jüngster Zeit stand die wirtschaftliche Globalisierung im Zentrum ökumenischer Kritik. Zu einem der wichtigen Anliegen des ÖRK gehört die Suche nach einem gerechten Finanzsystem, nach fairen Handelsbedingungen und einer Alternative zum neoliberalen Wirtschaftsparadigma.

Erfahrungsberichte und Forschungsergebnisse der ÖRK-Netzwerke zeigen, dass die Armen unter der Wirtschaftspolitik der IFIs leiden. Die Vermarktung öffentlicher Güter wie Wasser in vielen Ländern des Südens ist nur ein Beispiel für die weitreichenden negativen Folgen dieser Politik für die Armen.

Von 1999 bis 2003 wurden auf einer Reihe regionaler Kirchenkonsultationen, die gemeinsam vom ÖRK, dem Lutherischen Weltbund, der Konferenz Europäischer Kirchen und dem Reformierten Weltbund organisiert wurden, die theologischen Grundlagen für eine kritische Auseinandersetzung mit der wirtschaftlichen Globalisierung ausgearbeitet.

Der ÖRK, nach dessen Überzeugung die Armutsbekämpfungspolitik der IFIs sowohl im Blick auf ihre Konzeption als auch ihre Vorgehensweise kritisch hinterfragt werden muss, reagierte positiv auf eine Einladung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF), einen Dialog über diese Fragen zu führen. Die erste offizielle Begegnung zwischen ÖRK und IFIs fand vom 13.-14. Februar 2003 in Genf statt und eine zweite ist auf den 28.-29. Oktober in Washington, D.C., anberaumt. Für den ÖRK besteht das Ziel dieser Dialoge darin, einen Raum für Kirchen und ökumenische Partnerorganisationen zu schaffen, in dem sie die Finanzpolitik der IFIs kritisch hinterfragen können.

Die "interne" Begegnung vom 11.-12. September in Genf verfolgt ihrerseits das Ziel, kirchlichen Gruppen und kirchennahen Werken und Einrichtungen die Möglichkeit zu geben, über die Fragen zu diskutieren, die ihres Erachtens mit der Weltbank und dem IWF im Oktober erörtert werden sollten. Sie wird ihnen dabei helfen, eine gemeinsame Vision und Strategie für die Auseinandersetzung mit der Politik der IFIs zu entwickeln und wirksame Mittel zu finden, wie die ökumenische Bewegung als Sprachrohr der Armen auf diese Politik reagieren kann.

Bei diesem Treffen werden sowohl Vertreter und Vertreterinnen von ÖKR-Mitgliedskirchen und -Partnerorganisationen als auch der Vereinten Nationen, wissenschaftlicher Einrichtungen, der Weltbank und des IWF das Wort ergreifen. Als Hintergrundmaterial liegt ein Dokument mit dem Titel "Führe uns nicht in Versuchung... Die Antwort der Kirchen auf die Politik der internationalen Finanzinstitute" vor, das den Kirchen wie auch den Verantwortlichen der Weltbank und des IWF zugesandt worden ist.

Das Hintergrunddokument "Führe uns nicht in Versuchung" erscheint in englischer Fassung auf unserer Webseite www.wcc-coe.org/wcc/what/jpc/temptation.html.