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"Ihre blosse Anwesenheit in Malaysia ist eine deutliche Aussage gegen (…) die in gegenwärtig in der Welt vorherrschende Rhetorik des Hasses und der Missgunst", sagte Premieminister Datuk Seri Abdullah Bin Haji Ahmad Badawi heute vor einer Versammlung von über hundert kirchlichen Repräsentanten aus aller Welt in Kuala Lumpur.

Es war die erste Ansprache eines malaysischen Premierministers vor einer christlichen Konferenz überhaupt, die Abdullah vor dem Treffen des Plenums der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) hielt. Er sprach vor den Teilnehmenden als "ein Muslim, der mit seinen christlichen Freunden in einen Dialog eintreten will".

Abdullah betonte, dass ein solches Treffen in einem "muslimischen Land" ihn hoffen liesse, dass "wir gemeinsam der Auffassung entgegen treten können, dass sich die Religionen bekämpfen und Zivilisationen kollidieren".

Der Premierminister sprach offen über seine Sicht von Religionen in der Welt: "Die gegenwärtigen Konflikte zwischen Religionen und Zivilisationen sind offensichtlich." Die "gefährliche, aber vorherrschende Auffassung", dass ein "Kampf zwischen Gut und Böse" ausgetragen werde, gebe es "auf beiden Seiten". Dadurch entstehe eine Situation, in der "weniger Vertrauen und Wohlwollen zwischen Islam und Christentum herrscht als es noch vor einigen Jahren der Fall war."

Im Blick auf die islamische Welt hob Abdullah hervor, dass viele Muslime den Eindruck hätten, dass der "Krieg gegen den Terror ein Kriege gegen den Islam" sei. Er kritisierte die "Zurückhaltung des Westens, die Grundursachen des Terrorismus zu erkennen und zu benennen." Zugleich gestand er jedoch zu, dass "Muslime für etliche der derzeit begangenen terroristischen Anschläge verantwortlich" seien. Diese Verantwortlichen seien jedoch "in der Minderzahl" und "irregeführt".

"Was wir heute mehr denn je brauchen, sind gemeinsame Bemühungen darum, einen interreligiösen Dialog anzustossen", betonte Abdullah den Kommissionsmitgliedern gegenüber vor dem Hintergrund des globalen Szenarios. "Ein sinnvoller Dialog", der "die religiöse Freiheit des anderen" berücksichtige, solle "unsere religiösen Unterschiede beiseite lassen" und die Themen ansprechen, die "uns alle angehen, unabhängig von unserem Glauben: Ungerechtigkeiten im globalen Finanz- und Wirtschaftssystem, die Bedrohung der Umwelt, Armut und Krankheit."

Unter Rückgriff sowohl auf den Koran als auch auf die Bibel hob Abdullah hervor, dass es "in unseren Religionen gemeinsame Werte" gebe: "Frieden, Freundschaft, Miteinander". Aufgrund dieser gemeinsamen Werte sollten Christen und Muslime die Probleme der Welt gemeinsam angehen. Als Beispiele nannte er "das Thema Palästina oder den Konflikt im Irak" ebenso wie die "globale Sorge" um eine "Globalisierung, die den Reichen nützt und nicht den Armen". "Es gibt Lösungen", sagte er, betonte aber zugleich, dass diese manchmal deswegen nicht weiterführten, weil "wir uns weigern, an einem internationalen Konsens zu arbeiten, der dem politischen Wunsch nach Veränderung dienlich wäre."

An den Premierminister gewandt unterstrich der Präsident des Rates der Kirchen in Malysia, Bischof Tan Sri Datuk Dr Lim Cheng Ean, die Notwendigkeit, "unser Volk so auszubilden, dass wir durch aufrichtigen und engagierten interreligiösen Dialog lernen, einander zu schätzen und miteinander in Frieden zu leben."

Der Vorsitzende des Plenums der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung, Pfr. Dr. David Yemba, äusserte seine Begeisterung über die "landschaftliche Schönheit" Malaysias, die "reiche kulturelle Vielfalt" und "das harmonische Leben der Menschen". Als Zeichen seiner Dankbarkeit für die "Gastfreundschaft der Kirchen und der Menschen in Kuala Lumpur" überreichte er dem Premierminister eine Bibel in arabischer Übersetzung.

Das Treffen des Plenums der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung findet vom 28. Juli bis 6. August 2004 in Kuala Lumpur statt.

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