Konrad Raiser wird vom 26. Februar bis zum 9. März vier Länder in Asien besuchen. Zum ersten Mal stattet ein Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen Laos, Thailand, Myanmar (früher Birma) und Pakistan einen offiziellen Besuch ab. Damit soll die Solidarität der internationalen ökumenischen Familie mit den christlichen Minderheitsgemeinschaften zum Ausdruck gebracht werden.

Raiser wird während seines 12-tägigen Besuchs Gespräche mit Verantwortlichen von Kirchen und christlichen Einrichtungen, führenden Persönlichkeiten aus den Mehrheitsreligionen wie Buddhismus und Islam, Vertretern und Vertreterinnen der Zivilgesellschaft wie auch mit Regierungsbeamten führen. Über die Solidaritätsbekundung hinaus soll der Besuch auch dazu beitragen, die interreligiösen Bindungen zu stärken und die Beziehungen der örtlichen Kirchen zur jeweiligen Regierung zu fördern.

Laos (26.-27. Februar)

Erstes Besuchsziel ist die Demokratische Volksrepublik Laos. Armut, defiziente Gesundheitsversorgung und unzureichendes Bildungsangebot sind nur einige der zahlreichen Probleme dieses kommunistischen Landes, das darüber hinaus unter den Folgen des Vietnamkrieges leidet und sich in jüngerer Zeit für einen marktwirtschaftlichen Kurs entschlossen hat.

Die Kirchen, die in der Vergangenheit als Westagenten gesehen wurden, sind in eine neue Phase ihrer Beziehungen zum Staat eingetreten. In Laos ist der Buddhismus praktisch die offizielle Religion, während die Protestanten nur eine kleine Minderheit sind, die allerdings rasch wächst.

Der Generalsekretär des ÖRK wird Gespräche in der Hauptstadt Vientiane mit Funktionären der kommunistischen Partei und mit Regierungsbeamten, mit dem buddhistischen Oberhaupt und mit römisch-katholischen Verantwortlichen führen. Darüber hinaus ist ein Besuch in einem von buddhistischen Mönchen betriebenen Krankenhaus vorgesehen.

"Der Besuch Dr. Raisers stellt einen qualitativen Sprung nach vorn für das Leben und Zeugnis der 100-jährigen Evangelischen Kirche von Laos dar, die an einer Mitgliedschaft im ÖRK in naher Zukunft interessiert ist", sagt Mathews George, Asienreferent im ÖRK.

Thailand (27. Februar - 2. März)

ist die zweite Etappe des Asienbesuchs. Das Land war von der asiatischen Wirtschaftskrise 1997 stark betroffen und hat eine chaotische politische und soziale Situation erlebt, während es gleichzeitig unter den negativen Auswirkungen der Globalisierung und der neoliberalen Politik leidet und mit steigenden Armuts- und Arbeitslosenraten zu kämpfen hat.

Thailand ist ein buddhistisches Land und die Christen machen nur einen geringen Prozentsatz aus. Dennoch haben dort zahlreiche internationale ökumenische und missionsbezogene Veranstaltungen stattgefunden. Der Beitrag der christlichen Kirchen zur sozialen Entwicklung des Landes hat breite Anerkennung gefunden.

Raiser wird in Bagkok mit der Leitungsspitze der Kirche Christi in Thailand zusammentreffen und einige ihrer Einrichtungen besuchen. Ferner stehen Gespräche mit anderen kirchlichen Verantwortlichen und Leitern verschiedener Institutionen sowie mit hohen Vertretern des Buddhismus, des Islam und der römisch-katholischen Kirche in Thailand auf der Tagesordnung.

Darüber hinaus wird Raiser ein Rehabilitationszentrum für AIDS-Kranke in Chiangmai besuchen, einen Vortrag vor dem Professorenstab und der Studentenschaft einer theologischen Fakultät halten und in zwei Gottesdiensten predigen.

"Der Besuch des ÖRK-Generalsekretärs wird die Kirche ermutigen und sie in der Gesellschaft sichtbarer machen", meint George.

Myanmar (3. - 5. März)

Das ehemalige Birma ist die dritte Etappe dieses Besuches. Das Land, das seit 1988 von einem Militärregime regiert wird, leidet unter drückender Armut, politischem Aufruhr und ethnischen Spannungen.

Die Religionsfreiheit in diesem Land hat viele Einschränkungen erlitten. Die Tatsache, dass dem Generalsekretär des ÖRK auf Ersuchen des Nationalen Kirchenrates ein Visum erteilt wurde, stellt einen grundlegenden Wandel in den Beziehungen zwischen Kirche und Staat dar.

Raiser wird Gespräche in der Hauptstadt Yangon mit dem Vorstand des Kirchenrates führen, einen Vortrag vor dem Professorenstab und der Studentenschaft einer theologischen Fakultät halten und mit hohen Beamten der Militärregierung zusammentreffen. Ferner sind ein Treffen mit den buddhistischen Führern des Landes vorgesehen sowie Besuche in einem Ausbildungszentrum für Blinde und einem anderen für Taubstumme.

"Das Zusammentreffen Dr. Raisers mit dem Obersten Patriarchen des Theravada-Buddhismus wird den Kirchen des Landes helfen, die Beziehungen zwischen den beiden Religionen zu festigen. Das ist besonders wichtig zu einem Zeitpunkt, wo kürzlich eine zunehmende Tendenz zum Misstrauen zwischen den verschiedenen religiösen Gruppen im Land entstanden ist", betont Mathews George.

Pakistan (7. - 9. März)

ist die vierte und letzte Etappe dieses Besuchs in Asien. Das Land ist mehrheitlich muslimisch und wurde bis Oktober 2002 von einem Militärregime regiert. Als Verbündeter der USA beim Angriff auf Afghanistan und in der internationalen Koalition gegen den Terrorismus sieht sich das Land aufgrund militanter Islamisten großen Spannungen ausgesetzt, die sich im Falle eines Militäranschlags auf den Irak noch verschärfen könnten.

Christen und Kirchen im Land befinden sich in einer schwierigen Lage, zumal die Extremistengruppen sie mit dem christlichen Westen identifizieren. Militante radikale Islamisten haben bereits Christen und Christinnen, christliche Kirchen, Krankenhäuser und Schulen angegriffen.

Raiser wird Gespräche in Lahore mit den Verantwortlichen der Kirchen des Landes führen und an der Einweihung des Amtsgebäudes des Nationalen Kirchenrats teilnehmen. Ferner wird er mit hohen Beamten der Regierung sowie mit Vertretern und Vertreterinnen von Nichtregierungsorganisationen zusammentreffen. Auch wird er an einem ökumenischen Gottesdienst in der protestantischen Kathedrale in Lahore teilnehmen und mit den Führern der muslimischen Gemeinschaft zusammentreffen.

"Die Kirchen knüpfen hohe Erwartungen an diesen Besuch, der sie spüren lässt, dass sie nicht allein sind, sondern das die Weltkirche an ihrer Seite steht", sagt Clement John, Referent im ÖRK-Team für Internationale Angelegenheiten, Frieden und menschliche Sicherheit. Darüber hinaus „wird dieser Besuch dem Generalsekretär Gelegenheit bieten, Sorgen und Anliegen mit den Mitgliedern islamischer Parteien und Gruppen auszutauschen", fügt er hinzu.