"Kehrt zurück zu den Prinzipien der primären Gesundheitsversorgung: die Neubelebung der Vision von Alma Ata ist der wichtigste Schritt, um 'Gesundheit für alle' zu verwirklichen", so lautete die Botschaft einer Konsultation, die der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und die Peoples Health Movement vom 16.-18. Mai in Genf veranstaltet haben.

Die Peoples Health Movement ist eine Basisbewegung, die in nahezu 100 Ländern aktiv ist. Die Konsultation in Genf, die gezielt vor der 56. Weltgesundheits-versammlung durchgeführt wurde, erinnerte die Weltgesundheitsorganisation (WGO), UNICEF und die internationale Gemeinschaft an das Versprechen, das sie den Völkern der Welt in der 1978 ausgearbeiteten historischen Alma-Ata-Erklärung gegeben hatten.

Die Konsultation in Genf verfolgte das Ziel, Basisgesundheitspersonal, Wissenschaftler/innen, die ursprünglichen Verfasser/innen der Alma-Ata-Erklärung, Friedensgruppen und andere Vertreter/innen der Zivilgesellschaft aus aller Welt zu mobilisieren. "Wir fordern Gesundheit für alle JETZT!" so lautete die einstimmige Forderung der Teilnehmenden. In einer Zeit, in der jeden Tag mehr als 30 000 Kinder in aller Welt an Krankheiten sterben, gegen die Vorbeugemaßnahmen ergriffen werden könnten, war dies ein dringend notwendiger Appell.

"Ich glaube an die Menschen. Die Gesundheit der Menschen ist am besten gesichert, wenn die Menschen sich selbst darum kümmern. Das Ziel besteht darin, Einzelnen und Gemeinschaften das Wissen und die Fähigkeiten an die Hand zu geben, damit sie selbst Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen können",  betonte ein Konsultationsteilnehmer, Dr. John Oommen aus Orissa, Indien.

Der ÖRK sieht es als wichtige Aufgabe an, Vertreter und Vertreterinnen der Basis mit politischen Entscheidungsträgern/innen zusammenzubringen; zudem gehört es zur Verantwortung der Kirche, den Stimmen der "Ungehörten" Gehör zu verschaffen.

Im Jahr 2003 ist der 25. Jahrestag der historischen internationalen Alma-Ata-Konferenz über primäre Gesundheitsversorgung, die als Ziel "Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000" verkündet hatte. In Wirklichkeit war das Konzept der primären Gesundheitsversorgung jedoch schon lange vor dieser Konferenz von den kirchlichen Gesundheitsprogrammen entwickelt worden, die der 1968 im ÖRK eingerichteten Christlichen Gesundheitskommission (CMC) angehörten. Die zur Vorbereitung der Alma-Ata-Konferenz durchgeführten Studien (1973-1975) stützten sich auf eine Reihe ihrer Programme als Beispiele erfolgreicher Arbeit im Bereich der primären Gesundheitsversorgung.

1974 richtete der damalige Direktor der WGO, Dr. Halfdan Mahler, zusammen mit dem Direktor der CMC, James McGilvray, und dem Direktor der ÖRK-Abteilung für Weltmission und Evangelisation, Bischof Leslie Newbigin, einen gemeinsamen Ausschuss ein, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Angelegenheiten "gegenseitigen Interesses" zu sondieren.

Im Anschluss an die Alma-Ata-Konferenz wurde das CMC-Magazin CONTACT als Instrument für die Herbeiführung sozial gerechter Veränderungen im Gesundheitswesen benutzt, und kirchliche Organisationen, die sich die Koordinierung der Gesundheitsarbeit in aller Welt zur Aufgabe machten, wurden ermutigt, sich in Zusammenarbeit mit ihren Mitgliedskirchen und Gesundheitsprogrammen für die schwerpunktmäßige Förderung der primären Gesundheitsversorgung einzusetzen. Das seither fortbestehende Engagement der Kirchen für eine bessere Gesundheitsversorgung in aller Welt macht deutlich, dass die Vision der Alma-Ata-Konferenz von der "Gesundheit für alle" und der primären Gesundheitsversorgung, insbesondere für arme Gemeinschaften, heute noch genauso aktuell und wichtig ist wie damals.

Der ÖRK hat über die CMC somit eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Konzepts der primären Gesundheitsversorgung gespielt. "Wir begrüßen die in den letzten 25 Jahren erzielten Fortschritte, aber wir sind uns bewusst, dass das Ziel 'Gesundheit für alle' nicht erreicht worden ist", erklärte die ÖRK-Delegation, die an der Weltgesundheitsversammlung teilnimmt. (Der ÖRK hat beratenden Status in der WGO und stellt ein wichtiges Forum für die Vertreter/innen der Zivilgesellschaft dar, über das sie ihren Beitrag in WGO-Versammlungen einbringen können.

"Wir bekräftigen unsere Entschlossenheit, uns im Rahmen unserer Mitgliedschaft für die Bedürfnisse der Ärmsten und der am stärksten Ausgegrenzten einzusetzen und erneuern unsere Verpflichtung gegenüber dem Ziel der 'Gesundheit für alle' und den Prinzipien der primären Gesundheitsversorgung, indem wir die Menschen in die Lage versetzen, diese Prinzipien den Gegebenheiten ihres jeweiligen lokalen Umfelds anzupassen", betonte die Delegation.

Folgende Mitglieder der ÖRK-Delegation auf der Weltgesundheitsversammlung stehen für Interviews zur Verfügung :

Natalia CEBOTARENCO, Direktorin, DrugInfo Moldova, Vorstandsmitglied, Ökumenisches Pharmazeutisches Netzwerk (Moldawien)

Gabi HETLER, Koordinatorin, Deutsches Institut für Ärztliche Mission (DIFAM)

Manoj KURIAN, Programmreferent für Gesundheit, Heilen und Ganzheit, ÖRK/Team für Mission&Ökumenische Ausbildung

Samuel MWENDA, Direktor, Gesundheitsverband Kenia

Patricia NICKSON, Dekanin, Panafrikanisches Institut für gemeinschaftsbezogene Gesundheit (Dem. Rep. Kongo)

Eva OMBAKA, Direktorin, ÖRK, Ökumenisches Pharmazeutisches Netzwerk (Tansania)

J.C.OMMEN, Leiter, Abteilung für gemeinschaftsbezogene Gesundheit, Christian Hospital,  Orissa (India)

Eric RAM, ehem. Direktor, World Vision, und ehem. Direktor, ÖRK/CMC (Schweiz)

David SANDERS, Professor für gemeinschaftsbezogene Gesundheit, University of Western Cape (Südafrika)

José UTRERA, Koordinator, Niederländische Arbeitsgruppe zu Gesundheits- und Entwicklungsfragen (WEMOS) (Niederlande)