Am Ende ihrer vierten und abschliessenden Plenartagung vom 27. Mai bis 2. Juni in Järvenpää, Finnland, gab die "Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im Ökumenischen Rat der Kirchen" (ÖRK) folgendes Kommuniqué heraus:

Die "Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK)", die zu ihrer vierten Plenartagung vom 27. Mai von 2. Juni 2002 auf Einladung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands und der Orthodoxen Kirche von Finnland in Järvenpää, in der Diözese Helsinki, Finnland, zusammengekommen war, hat ihr Mandat erfüllt. Ergebnisse und Empfehlungen, die während der dreijährigen Tätigkeit der Kommission erarbeitet worden sind, werden in einem Abschlussbericht, dem sogenannten "Helsinki-Bericht", zusammengefasst. Die Kommission wird ihre Arbeitsergebnisse dem ÖRK-Zentralausschuss vorlegen, der in diesem Jahr vom 26. August bis zum 3. September in Genf, Schweiz, tagen und über die Empfehlungen beraten wird.

Die Kommission ist paritätisch mit Vertreterinnen und Vertretern der Östlichen und der Orientalischen orthodoxen Kirchen sowie mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Mitgliedskirchen des ÖRK besetzt und vom ÖRK-Zentralausschuss eingesetzt worden. Ihre beiden Vorsitzenden waren Metropolit H. E. Chrysostomos von Ephesus (Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel) und Bischof Rolf Koppe (Evangelische Kirche in Deutschland, EKD).

Gemäss ihrem Mandat unterbreitete die Kommission "Vorschläge zu den notwendigen Veränderungen in Struktur, Stil und Ethos des Rates" und befasste sich dabei vor allem mit

  • ekklesiologische Fragen;

Dem "Helsinki-Bericht" sind drei Anhänge beigefügt, die weitere Informationen und Empfehlungen zu den Prozessen der Entscheidungsfindung im Konsensverfahren, zu gemeinsamen Andachten bei ÖRK-Versammlungen sowie zur Arbeit der vom ÖRK-Exekutivausschuss eingesetzten Studiengruppe für Fragen der Mitgliedschaft enthalten.

"Ekklesiologische Fragen werden von allen von der Sonderkommission behandelten Themen - sozialen und ethischen Fragen, die gemeinsame Andacht bei ÖRK-Versammlungen, Fragen der Mitgliedschaft und Vertretung und dem Verfahren gemeinsamer Entscheidungsfindung - berührt", heben die Mitglieder der Kommission in ihrem Abschlussbericht hervor.

Um diesen Themen in den Leitungsgremien des ÖRK vorrangige Aufmerksamkeit zu verschaffen, empfiehlt die Kommission die Einsetzung eines Ständigen Ausschusses zur orthodoxen Mitarbeit im ÖRK, der mit 14 Mitgliedern, zur Hälfte mit Orthodoxen, besetzt werden soll.

Es wird vorgeschlagen, dass der Ständige Ausschuss mit folgenden Aufgaben betraut werden soll:

1) weitere Wahrnehmung der Ermächtigung, Fortsetzung des Mandats, Weiterarbeit an den Anliegen und Beibehaltung der Dynamik der Sonderkommission;

2) im Interesse der Konsensfindung Beratung des ÖRK bei den Themen, die vom ÖRK aufgegriffen werden sollen;

3) Beachtung von Fragen der Ekklesiologie.

Der "Helsinki-Bericht" empfiehlt, den derzeitigen Lenkungsausschuss der Sonderkommission zu beauftragen, diese Funktion bis zur nächsten Vollversammlung des ÖRK wahrzunehmen.

Die Kommission schlägt das Konsensverfahren für die Entscheidungsfindung vor, um "zu gewährleisten, dass alle Mitglieder bei den verschiedenen Zusammenkünften mitarbeiten können", "die Rechte aller Kirchen, insbesondere derjenigen, die eine Minderheitsmeinung vertreten, zu wahren", und "mehr Kooperation und Einvernehmen bei der Entscheidungsfindung herzustellen."

Die Kommission gibt ferner ihrer Hoffnung Ausdruck, dass "das Konsensverfahren bei der Entscheidungsfindung das gegenseitige Vertrauen vertiefen und es damit allen leichter machen wird, sich ohne Vorbehalte an der Debatte über alle drängenden ethischen und sozialen Probleme zu beteiligen. Einerseits bekräftigt die Kommission die Funktion des ÖRK als "notwendiges und hilfreiches Instrument zur Behandlung sozialer und ethischer Fragen", erinnert aber zugleich den ÖRK daran, dass "die Beschäftigung mit sozialen und ethischen Problemen, die zur gemeinsamen Beratung vorgeschlagen wurden, auch ständig beobachtet werden muss."

Im Verlauf seiner dreijährigen Arbeit hat die Kommission stets die Notwendigkeit sorgfältiger theologischer und praktischer Leitlinien für die gemeinsame Andacht bei ÖRK-Versammlungen hervorgehoben, um grössere "Sensibilität dafür zu wecken, ob wir einander möglicherweise unbewusst verletzen", und diejenigen, die die gemeinsame Andacht planen, besser auf sensible Bereiche vorzubereiten . In einem Anhang zum Abschlussbericht gibt die Sonderkommission nunmehr einen Rahmen für die gemeinsame Andacht bei ÖRK-Versammlungen vor, nach dem zwischen "konfessionellen" und "interkonfessionellen" gemeinsamen Feiern unterschieden wird.

Die Sonderkommission empfiehlt, der Zentralausschuss möge den Kirchen, die künftig Beziehungen zum ÖRK aufnehmen wollen, zwei Alternativen anbieten:

1) der Gemeinschaft des ÖRK als Mitgliedskirchen anzugehören, oder

2) assoziierte Kirchen des ÖRK zu werden.

Die Mitglieder der Kommission nahmen am Donnerstag, 30. Mai, an einer Vesperfeier in der Lutherischen Kathedrale in Helsinki und am Sonntag, 2. Juni, an der Göttlichen Liturgie in der Orthodoxen Kathedrale in Helsinki teil. Beide finnische ÖRK- Mitgliedskirchen haben wiederholt hervorgehoben, wie sehr die ökumenische Gemeinschaft zwischen ihnen gewachsen ist. Der Lutherische Erzbischof Jukka Paarma hiess die Kommissionsmitglieder bei einem Empfang willkommen. H.E. Metropolit Chrysostomos von Ephesus sprach der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands seinen tiefempfundenen Dank für die grosszügige Gastfreundschaft aus. Vor allem dankte er Bischof Voitto Huotari und dem Metropoliten Ambrosius von Helsinki für die Einladung nach Finnland und für die hervorragende Vorbereitung und Koordination.

Der "Helsinki-Bericht" wird bei der ÖRK-Zentralausschuss-Tagung im August dieses Jahres veröffentlicht werden.

Schon jetzt sind Photos von der Tagung der Sonderkommission über die ÖRK-Web-Seite unter www.photooikoumene.org/events/events.html erhältlich.