Die massive Migration von Menschen auf der ganzen Welt hat tiefe Auswirkungen auf Gesellschaften und Kirchen und stellt grundsätzliche Fragen an ökumenische Beziehungen und Verantwortung, erklärte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Samuel Kobia, in seinem Bericht vor dem ÖRK-Zentralausschuss am Donnerstag, 31. August, in Genf.

Migration "gehört zu den Hauptcharakteristika des sich wandelnden globalen Kontextes und hat entscheidende Konsequenzen für die ökumenische Bewegung, sowohl auf der lokalen als auch auf der globalen Ebene", sagte Pfarrer Dr. Samuel Kobia in seiner Eröffnungsrede vor dem Leitungsgremium, das noch bis zum 6. September in Genf tagt.

Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der Migranten auf über 175 Millionen weltweit. Die Veränderung traditioneller Gesellschaften durch wirtschaftliche Globalisierung, Bürgerkriege und infrastrukturelle Verbindungen lassen diese Zahl weiter ansteigen.

Angesichts solch komplexer Veränderungen seien Kirchen weltweit dazu aufgerufen, das biblische Ideal der Gastfreundschaft gegenüber dem Fremden auszuleben und Wandel zu akzeptieren, sagte Kobia.

"In der heutigen Welt ist die Gastfreundschaft gegenüber Fremden eine Frage der Gerechtigkeit und hat oft eine politische Dimension", betonte Kobia. "Echte Gastfreundschaft zu üben erfordert, unsere eigene Verletzlichkeit einzugestehen und für Verwandlung offen zu sein."

"Migranten zur Seite zu stehen ist in den meisten Weltregionen politisch unpopulär. Die Risiken sind sehr real, ebenso real ist jedoch unsere Berufung", sagte er.

Kobia skizzierte in seinem Bericht auch eine neue ökumenische Initiative in Reaktion auf den Konflikt im Nahen Osten, die er "die grösste Herausforderung" für die internationale Gesellschaft nannte. Kobias Vorschlag konzentriert sich auf die Einrichtung eines neuen ökumenischen Israel/Palästina-Forums, das die Strategie, die Ressourcen und Aktivitäten von Kirchen und kirchlichen Organisationen in der Region koordinieren könnte. Es wird erwartet, dass der Nahe Osten ein Schwerpunkt der Diskussionen des Zentralausschusses sein wird.

Kobia bezog sich auch auf die Empfehlungen der 9. ÖRK-Vollversammlung im Frühjahr 2006 für einen "integrierten und interaktiven Ansatz" im Umgang mit Programmen und Beziehungen in der Arbeit des Weltkirchenrates. Der ÖRK solle der Kooperation und dem Zusammenhalt zwischen den verschiedenen ökumenischen Gremien in den kommenden Jahren Vorrang einräumen und damit die "konstruktive Zusammenarbeit" der kirchlichen Gremien stärken.

Der Zentralausschuss wird während seiner Tagung neue Programmpläne und Grundsatzentscheidungen für die kommenden sieben Jahre diskutieren. Der ÖRK-Zentralausschuss besteht aus 150 Kirchenvertretern aus allen Weltregionen und Kirchentraditionen. Ihm obliegt die Aufsicht über die Grundsätze des Weltkirchenrates und seine Programme.

Der Text des Berichts ist verfügbar 

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