In einem Hirtenbrief an die Mitgliedskirchen in der Demokratischen Republik Kongo hat der ÖRK-Generalsekretär Pfr. Dr. Samuel Kobia am Vorabend der historischen Wahlen Worte des Mitgefühls gefunden und einen Appell an die politischen Verantwortlichen der Welt wie auch an die breite Öffentlichkeit gerichtet. 

"Ich schreibe besonders an Euch - aber darüber hinaus an alle unsere Kirchen und an die ganze Welt -, starr vor Schmerz und Zorn und in Angst und Schrecken mit Euch angesichts der sinnlosen Zerstörung Eures Landes und des willkürlichen Massakers an Eurem wunderbaren Volk in einem der schlimmsten Kriege in der ganzen Geschichte Afrikas", heißt es in dem Brief. 

Der Brief, der im Vorfeld der ersten demokratischen Wahlen seit 46 Jahren geschrieben wurde - die letzten Wahlen fanden 1960 statt, als der charismatische Patrice Lumumba gewählt und wenig später ermordet wurde -, geht auf die Geschichte dieses Landes und seines Volkes ein und auf die Verheerungen der Kolonialzeit, die fortgesetzte Ausbeutung, die Manipulation und Komplizenschaft der westlichen Mächte, auf Krieg und Krankheit - und endet in einem leidenschaftlichen Aufruf zu Gerechtigkeit und Verantwortlichkeit. 

"Ohne Geld für den Wiederaufbau aus den entwickelten Ländern, ohne eine Aufstockung der Friedenstruppen zum Schutz der Unschuldigen, ohne das aufrichtige Engagement der Verantwortlichen, die der Kongo wählen wird, und wenn nicht die afrikanischen Verantwortlichen selbst dem Herzen des Kontinents die Möglichkeit zur Machtausübung geben, werden diese Wahlen keinen Fortschritt bringen, werden Millionen Menschen umsonst gestorben sein und sehen sich Millionen weitere demselben Schicksal gegenüber", warnt der Brief. 

Kobia versichert "das kriegsmüde Land unserer Solidarität und unserer Gebete, unseres Engagements und Handelns" und ruft die Welt auf, "ihre Verschwörung zur Ausbeutung der Ressourcen und der Bevölkerung des Kongo zu Profitzwecken zu bereuen, ihre Gleichgültigkeit zu beenden und die Schande der Unterdrückung einzugestehen". Der Brief endet mit dem Appell: "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Gleichgültigkeit, die jahrhundertelange Unterdrückung und Ausbeutung erlaubt hat, anhält. Dies muss ein Ende haben, im Namen Gottes." 

Der ÖRK hat elf Mitgliedskirchen in diesem mehrheitlich christlichen Land mit 56 Millionen Einwohnern. 

ÖRK-LINKS ZUM THEMA :
- Der integrale Wortlaut des Hirtenbriefes (auf Französisch und Englisch)