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5  März 2024, Genf, Schweiz: Dr. Hanna Ojanen, von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands, spricht an einer gemeinsamen Eröffnungsversammlung der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten (CCIA), der Kommission für Gesundheit und Heilen (CHH) und der Kommission für Klimagerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung (CCJSD).

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Pastor Dr. Kenneth Mtata, ÖRK-Programmdirektor für Öffentliches Zeugnis und Diakonie, sagte, die Besprechung drehe sich um das Thema, ob die Kirche in unserer Zeit Zeugnis ablegen könne.

Dr. Bertrand Ramcharan, ehemaliger für Menschenrechte zuständiger UN-Beamter aus Guyana, sagte: „Die Kirchen hatten schon immer eine Führungsrolle als Denkgemeinschaft.“

Ramcharan arbeitete als Stellvertreter des damaligen UN-Untergeneralsekretärs Sérgio Vieira de Mello, der am 19. August 2003 bei einem Angriff auf das UN-Hauptquartier in Bagdad getötet wurde.

„Wir leben in einer Zeit großer Unruhen in verschiedenen Ländern und Anpassungsvorgängen bei den Beziehungen zwischen den Hauptmächten. Und wir müssen uns fragen, was die Basis der Koexistenz zwischen diesen Mächten ist“, sagte Ramcharan.

Nichtregierungsorganisationen und die Zivilgesellschaft seien das Gewissen der Welt, meinte der ehemalige UN-Beamte. Die Zivilgesellschaft, darunter auch die Kirchen, sind Teil des Prozesses und man müsse beim Konfliktmanagement die Menschlichkeit berücksichtigen.

Dr. Hanna Ojanen von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands und Forschungsmitarbeitende und Dozentin, sprach über den globalen Mangel an Sicherheit.

Zurückzuführen sei dieser unter anderem auf Klimanotfälle, welche die Lebensbedingungen der Menschen und anderer Lebewesen drastisch verändern.

„Wir müssen vorbereitet sein. Und wir brauchen Kooperation, müssen weit vorausdenken, doch manchmal können wir nicht mehr tun als das“, sagte sie.

Kampf um Gerechtigkeit

Uhuru Ignatius Dempers, Direktor für soziale Entwicklung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia, sprach kritisch über die Rolle der Kirchen im aktuellen Wirtschaftssystem.

„Die geopolitische Situation in der Welt ist dynamisch und verändert sich stetig. Doch die Erfahrungen jener, die die Konsequenzen tragen, sind und bleiben fast unverändert“, sagte Dempers.

„Während der Kolonialzeit kämpften die Menschen für ihre politische Unabhängigkeit. Doch für viele hat sich die Situation nicht verändert“, sagte der Namibier, dessen Land durch Deutschland und Südafrika kolonisiert worden war.

„Die militärische und koloniale Präsenz sind weg, doch es werden andere Mechanismen verwendet“, bemerkte Dempers. „Doch wir haben bemerkt, dass die prophetische Stimme der Kirche allmählich abgenommen hat.“

Er sagte, im Kampf gegen die südafrikanische Apartheid und gegen die Kolonisierung habe „der Ökumenische Rat der Kirchen uns bei der Erlangung unserer Unabhängigkeit unterstützt“.

„Wir haben nicht den Eindruck, dass die Kirchen in dieser neuen Phase des Kampfes um soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit präsent sind“, sagte Dempers.

Eine neue Ära

Dr. Nora Bayrakdarian-Kabakian, von der Armenischen Apostolische Kirche, sagte: „Für die Welt hat eine neue Ära begonnen – eine Ära der Ungewissheit und Unvorhersehbarkeit.“

Dies mache sich an verschiedenen Stellen bemerkbar, sagte sie, und Konflikteskalierungen, Übertretungen internationaler Gesetze, Gewalt in allen Formen, neue Kriege und unbestrafte Handlungen mit künstlicher Intelligenz seien an der Tagesordnung.

„KI-Technologie kann alle Aspekte menschlicher Konflikte beeinflussen, darunter auch, ob Menschen nun beteiligt sind oder nicht“, sagte sie.

Bayrakdarian-Kabakian sagte, durch die Militärmächte weltweit würde eine digitale Revolution ohne gesetzliche Regulierung gehen. „Das ist die Realität, der wir gegenüberstehen. Ist es wirklich das, was wir von technischem Fortschritt erwarten?“

Konsensbildung

Prof. Mats Målqvist, Professor für globale Gesundheit an der Universität von Uppsala, sagte, dass viele der globalen Gesundheitsprobleme aus den 1950er und 1960er Jahren angegangen wurden.

Außerdem „sank die proportionale Zahl absolut armer Menschen in den vergangenen Jahrzehnten. Doch wir erkennen erst jetzt, dass es fossile Treibstoffe waren, die all diese gesundheitlichen Fortschritte antrieben.

Sie wurden angetrieben, indem wir verschmutzende Ressourcen verwendet haben. Es gibt eine direkte Korrelation zwischen Lebenserwartung und dem ökologischen Fußabdruck.“

 Målqvist sagte, dass die Welt damit in einem „unlösbaren Problem“ gefangen sei.

„Wir müssen lernen, mit der Ungewissheit zu leben. Damit, dass wir keine Erkenntnisse haben, keine direkten Lösungen“, sagte der schwedische Professor. „Wir müssen einen Konsens bilden können, ohne dass wir recht haben. Und die Kirche spielt dabei eine große Rolle.“

Drei ÖRK-Kommissionen treffen sich, um Strategien gegen neue globale Herausforderungen zu erörtern (ÖRK-Pressemitteilung vom 5. März 2024)

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