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Augenzeugen des Luftangriffs der indonesischen Streitkräfte im September 2021 zeigen gefundene Patronen- und Granathülsen nach dem Angriff auf das Dorf Kiwi im Regierungsbezirk Pegunungan Bintang, Westpapua. Das Dorf wurde aus der Luft von indonesischen Streitkräften angegriffen. Dabei wurden zahlreiche Häuser und öffentliche Gebäude beschädigt, darunter ein Krankenhaus und eine Kirche. Die Menschen aus dem Dorf flohen in den naheliegenden Dschungel.

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Dem Bericht zufolge nehmen Tötungen und Folterungen der indigenen Papua-Bevölkerung zu, die Mitglieder der Sicherheitskräfte überfallen vermehrt Dörfer und setzen dort die Häuser in Brand.

Zu diesen Überfällen kam es Berichten zufolge besonders in den Konfliktzonen in Westpapua und in erster Linie in den Regierungsbezirken Puncak, Nduga und Intan Jaya, aber auch in den weniger umkämpften Regionen Elilim und Apahapsili im Regierungsbezirk Yalimo.

Die indigenen Papuas, darunter auch Frauen und Kinder, wurden verhaftet und gefoltert.  Beobachter hatten schon vor mehreren Wochen eine Verschärfung des Konfliktes vorausgesagt, nachdem das indonesische Militär im März 2023 mehr als 2.000 zusätzliche Einsatzkräfte dorthin verlagert hatte.

Diese zunehmenden Truppenbewegungen finden parallel zu den Sozialisierungsprogrammen der indonesischen Regierung statt, bei denen Militär und Polizei direkt mit den örtlichen Gemeinschaften interagieren, an Gemeinschaftsarbeit teilnehmen, Schulen besuchen und wichtige Gesundheitsdienste übernehmen oder begleiten. Dies verstärkte allerdings die Ängste und das Gefühl der Bedrohung bei den indigenen Papua-Gemeinschaften.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde die indigene Papua-Bevölkerung aufgrund der gewalttätigen Militäreinsätze in Westpapua immer wieder traumatisiert. Die Menschen fürchten, dass sie willkürlich festgenommen, getötet oder gefoltert werden, oder dass man sie einfach spurlos verschwinden lässt. Die Militärpräsenz in Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Kirchen hält die indigene Papua-Bevölkerung davon ab, diese essenziellen öffentlichen Dienste in Anspruch zu nehmen.

„Die 11. Vollversammlung des ÖRK hat alle ÖRK-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen nachdrücklich aufgefordert, sich inmitten dieser lang anhaltenden und sich verschärfenden Krise der Belange der Menschen und Kirchen in Westpapua anzunehmen, sie zu begleiten und zu unterstützen“, sagte der Direktor der ÖRK-Kommission der Kirchen für Internationale Angelegenheiten, Peter Prove. „Dieser Bericht ist eine deutliche Erinnerung an die zunehmend kritische Lage in dieser Region. Wir rufen die internationale Gemeinschaft zu Solidarität und Unterstützung für die indigene Bevölkerung in Papua auf.“

Der Human Rights Monitor (Euro-MED Monitor) hat sich die Aufgabe gestellt, Menschenrechte durch Dokumentation von Verstößen und durch Advocacy-Arbeit zu fördern. Der Human Rights Monitor arbeitet zu den Themen Konflikte und Menschenrechte in Westpapua mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen zusammen.

Bericht des Human Rights Monitor: Indonesien verstärkt Sicherheitsoperationen in  Westpapua (in englischer Sprache)

Menschenrechtsbericht fordert Ende der Gewalt und Rechenschaft in Westpapua (ÖRK-Pressemitteilung vom 16. Februar 2023) (in englischer Sprache)

11. ÖRK-Vollversammlung: Protokollpunkt zur Situation in Westpapua

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