Heute begehen wir, die Mitglieder von über 100 weltweiten, regionalen und nationalen glaubensbasierten Organisationen und Kirchen, denen über eine Milliarde Gläubige angehören, in unseren Gemeinden den Weltweiten Gebetstag für ein Ende des Hungers am 21. Mai 2017.

Wir beten für ein Ende des Hungers und werden aktiv, weil wir äußerst besorgt darüber sind, dass heutzutage mehr Menschen von Hungersnöten bedroht sind als jemals zuvor in der neueren Geschichte. Die Vereinten Nationen haben im Südsudan eine Hungersnot erklärt, und Somalia, Nigeria und der Jemen stehen kurz davor. Diese Situation ist die Folge einer tödlichen Kombination aus Dürre, Konflikten, Marginalisierung und schwacher Regierungsführung. In diesen vier Ländern sind 20 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht, und weitere Millionen leiden weltweit in alarmierendem Ausmaß an Hunger. Unterernährung hat schwerwiegende Konsequenzen, und wie immer sind es die Kinder, die es am schlimmsten trifft: Sie werden immer schwächer und werden ihr ganzes Leben lang unter den Auswirkungen leiden. In den nächsten Monaten könnten 1,4 Millionen Kinder an akuter Unterernährung sterben. Weitere 27 Millionen Menschen haben in diesen vier Ländern keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, wodurch sich Cholera und andere durch Wasser übertragene Krankheiten schnell verbreiten können.

Trotz ehrlicher Anstrengungen vieler Akteure besteht die große Gefahr, dass die weltweite Reaktion auf diese Krise völlig unzureichend bleibt und zu unvorstellbarem Leiden und zahlreichen Opfern führen wird.

„Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.“ (Mt 25,35)

Uns wurde aufgetragen, das Göttliche in den Leidenden zu erkennen und ihre Würde zu respektieren. Gleichzeitig sind wir aufgerufen, ihre Resilienz und ihre eigenen Lösungsansätze zu achten. Nahrung ist mehr als ein Menschenrecht: Sie ist eine Gabe Gottes, die niemandem verwehrt werden darf. Wir rufen alle unsere Gläubigen auf, ihre Gemeinden und Organisationen, die Gesellschaft und die Regierungen zu mobilisieren und in dieser beispiellosen Hungersnot etwas zu bewegen.

Aber die schlimmsten Auswirkungen dieser Krise können vermieden werden, wenn wir gemeinsam handeln und Folgendes unternehmen:

  1. Auf den akuten und dringenden Bedarf an finanziellen Ressourcen reagieren.

Es fehlen erhebliche Mittel, um die lebensrettende Hilfe zu leisten. Bisher wurden nur 1,3 Milliarden der erforderlichen 4,9 Milliarden US-Dollar erhalten. Der Rest wird dringend benötigt. Wir müssen uns selbst, unsere Gesellschaft und unsere Regierung dafür verantwortlich machen, die für die Bewältigung dieser Krise nötigen Ressourcen aufzubringen und so schnell wie möglich vor Ort zu bringen.

2. Uns der Friedensarbeit verpflichten, indem wir den Triebkräften für Konflikte und Ungerechtigkeit begegnen.

Wir verpflichten uns, Frieden in unserem Umfeld zu fördern, bevor und nachdem Konflikte ausbrechen; Regierungen und andere Mächtige für die Verletzung von Menschenrechten und die Eskalation von Konflikten anstelle einer Deeskalation zur Rechenschaft zu ziehen; und mit den Regierungen zusammenzuarbeiten, um Institutionen und die Zivilgesellschaft aufzubauen, damit der Rechtsstaat herrscht.

3. Langfristig die Ursachen für extremen Hunger durch nachhaltige Entwicklung bekämpfen.

Wir verpflichten uns, uns mit folgenden Themen zu befassen:

  1. dem Klimawandel, unter dem die Armen stärker leiden.
  2. der Ungleichheit der Geschlechter; wodurch Ungerechtigkeit fortbesteht und Familien und Gemeinschaften verarmen.
  3. Unterstützung für Kleinbauern und –bäuerinnen, die den Großteil der weltweiten Nahrung produzieren, denen aber häufig die Rechte an den dafür benötigten Ressourcen wie Land, Wasser, Saatgut, Märkte und Kapital fehlen, was zu ihrer Ernährungssicherheit beitragen würde und wodurch sie in Würde leben könnten.
  4. Friedensarbeit und Konfliktlösung auf lokaler, nationaler und globaler Ebene.

Möge die Gnade Gottes die Dürre und Hungersnot in und um uns vertreiben und die Welt verändern, sodass sie die Liebe und Treue Gottes widerspiegelt. Möge Gottes Gnade selbst das trockenste Land in einen Garten verwandeln und den trockenen Gebeinen in und um uns wieder neues Leben einhauchen. (Hes 37,1-14).