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Prayers of Lament, 22 March 2021

Eröffnungsgebet

Gott, du siehst alles und weißt alles,

Dein Blick ruht auf uns, deinen Kindern, in dieser unserer Zeit des Schmerzes und des Leids.

Wir bekräftigen und erkennen, dass Du, unser Gott, bei uns warst in dieser COVID-19-Pandemie

und weiterhin an unserer Seite sein wirst.

Und doch haben wir in diesem vergangenen Jahr intensive Angst erlebt:

Physische und psychische Erkrankungen, das Tal des Hungers und des Hungertodes,

zunehmende Arbeitslosigkeit und immer mehr soziale Ungerechtigkeiten,

und den Missbrauch der schutzbedürftigsten Menschen durch die Mächtigen.

Wir rufen nach Hilfe und Gerechtigkeit und fragen:

Wie lange noch, Herr? Wirst Du uns für immer vergessen?

Wie lange wirst du Dein Angesicht vor uns verbergen?

Wie lange müssen wir den ganzen Tag Kummer in unserem Herzen tragen?

Wir flehen Dich um eine Antwort an,

Und erklären mit unserem Glauben, das wir unser Vertrauen und unserer Zuversicht in Dich setzen.  

Mögen wir in unserem Wehklagen nicht die Hoffnung verlieren, sondern auch in der tiefsten Nacht

immer noch in der Lage sein, dir ein neues Lied zu singen,

Denn Du, Herr, hast es gut mit uns gemeint.

Wehre sei Dir, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, Gott in alle  Ewigkeit. Amen.

Lesung aus der Schrift: Psalm 6 

1 Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm! Sei mir gnädig, Herr, denn ich welke dahin; heile mich, Herr, denn meine Glieder erstarren vor Schrecken! Meine Seele ist tief erschrocken. Du aber, Herr - wie lange noch? Herr, wende dich mir zu und errette mich, um deiner Güte willen bring mir Hilfe! Denn im Tod gibt es kein Gedenken an dich. Wer wird dich in der Totenwelt preisen? Ich bin erschöpft vom Seufzen, jede Nacht benetze ich weinend mein Bett, ich überschwemme mein Lager mit Tränen. Mein Auge ist getrübt vor Kummer, ist matt geworden wegen all meiner Gegner. All ihr Übeltäter, weicht zurück von mir, denn der Herr hat mein lautes Weinen gehört! Gehört hat der Herr mein Flehen, der Herr nimmt mein Beten an.  10 In Scham und tiefen Schrecken geraten all meine Feinde, sie müssen sich wenden, werden plötzlich beschämt.

Ehre sei dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist,

wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.

Betrachtung

Erschöpft. Das ist ein Wort, das am besten beschreibt, in welchem Zustand sich viele Menschen jetzt befinden, ein Jahr, nach dem COVID-19 zu einer Pandemie erklärt wurde. Wir im Haus des Glaubens sind von der Pandemie nicht verschont worden. Unser Glaube an Christus hat uns nicht davor bewahrt, von dem neuartigen Coronavirus (COVID-19) mit seinen schlimmen Auswirkungen angesteckt zu werden. Im Haus des Glaubens haben wir für die Heilung und die vollständige Genesung unserer Brüder und Schwestern gebetet. In unseren Glaubensgemeinschaften haben wir getrauert, als wir unsere Toten begraben mussten und wir nicht in der Lage waren, vollständig an unseren traditionellen liturgischen und kulturellen Riten teilzunehmen Wir haben um unser Überleben gekämpft, als die Lockdowns unser lokale Wirtschaft fast zum Erliegen gebracht haben. Unser spiritueller, mentaler und psychosozialer Zustand war in Aufruhr, da unsere Möglichkeiten für unsere normalen physischen Versammlungen zu Gottesdiensten und Gemeinschaft aufgrund der Vorschriften, voneinander Distanz zu wahren, stark eingeschränkt wurden.

Das Gefühl des Erschöpftseins geht über das körperliche Empfinden hinaus. Es gibt ebenfalls und damit einhergehend auch bei Menschen des Glaubens eine geistige Erschöpfung. Eine gut Art, dies zu beschreiben, ist das Wehklagen. Der Verfasser des Psalm 6 hat die Gefühle zum Ausdruck gebracht, die zahlreiche Menschen christlichen Glaubens im Laufe des vergangenen Jahres geäußert haben:

Wir welken dahin! Wir trauern! Wir zittern vor Furcht! Wir weinen! Wir trauern! Wir sind müde und erschöpft! Die Fähigkeit, dieses Übermaß an Emotionen zu erkennen und anzunehmen, steht nicht im Widerspruch zu unserem christlichen Glauben., Das Gefühl auszudrücken, von Gott verlassen worden zu sein, bedeutet nicht den Verlust des Glaubens an die ultimative Herrschaft Gottes. Denn selbst Jesus am Kreuz schrie und klagte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Markus 15,34). Klagegebete sind wichtig für unseren Pilgerweg des Glaubens, denn sie gegen uns die Möglichkeit, uns unserem Leid zu stellen. Das Klagen erlaubt es anderen Menschen, uns zur Site zu stehen und uns unsere Angst zu nehmen oder zu lindern angesichts unserer Verluste und unserer Trauer.

Zwar ist das Wehklagen vor Gott gut und notwendig und führt uns dazu noch auf den Pfad zu einem tieferen Vertrauen in Gottes Treue. Indem wir Gott mit unserem Wehklage anrufen, lenken wir das Augenmerk nicht nur auf unser eigenes Leid, sondern auch auf das Leider der anderen, und wir werden daran erinnert, unseren Glauben nicht zu verlieren und auf Gottes Fürsorge zu vertrauen. Deshalb können wir sagen: Gott hat unsere Klagegebete erhört und wird uns antworten. Wir beginnen mit Wehklagen. Wir bleiben im Glauben. Wir enden in Hoffnung.

Fürbitten

Gott der Barmherzigkeit, wir rufen dich an, bei uns zu wohnen und uns in den Abgrund unseres Leids zu begleiten, da uns der Sturm an Gefühlen überwältigt, die unseren Glauben an Dich erschüttern.

Herr, höre unseren Hilferuf, und erbarme dich unser!

Gnädiger Gott, mögen wir daran erinnert werden, dass unsere Klagegebete niemals vergeben sind, denn auch wenn wir unsere Tränen vor dir vergießen, wissen wir, dass dein mitleidiger Blick auf uns ruht.

Herr, höre unseren Hilferuf, und erbarme dich unser!

Barmherziger Gott, höre unser Schreien, fühle unseren Schmerz, siehe unsere Angst und stehe uns bei in unserem Schmerz über den Verlust geliebter Menschen. 

Herr, höre unseren Hilferuf, und erbarme dich unser!

Unsterblicher Gott, gib Deinem Volk Kraft und erlöse uns von unserem Kampf gegen dieses unsichtbare Virus.    

Herr, höre unseren Hilferuf, und erbarme dich unser!

Gott der Hoffnung, möge die Glut der Hoffnung weiter leuchten in unseren Leben, da wir Tränen des Wehklagens weinen, auf dass wir unseren Glauben und unser Vertrauen in Dich nicht verlieren.

Herr, höre unseren Hilferuf, und erbarme dich unser!

Wir beten gemeinsam, wie Jesus es uns gelehrt hat: Vater unser... . .

Segen

Möge der Herr dich segnen und behüten;

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dich und sei dir gnädig;

Der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

 

Die Bibelzitate in dieser Publikation sind der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, revidierte Fassung, Stuttgart 2017 entnommen. Verwendung mit freundlicher Genehmigung.