Konsultation junger Missionstheologen/innen

Centro Internazionale Animazione Missionaria C.I.A.M.
Rom, Italien - 19. - 25. Januar 2005

<typohead type="1" align="center">"Komm, Heiliger Geist, heile und versöhne"</typohead>

1 - Einführende Bemerkungen

Die"Konsultation junger Missionstheologen/innen" wurde aufAnregung des ÖRK-Zentralausschusses vom ÖRK-Team fürMission und ökumenische Ausbildung im Namen der Kommission fürWeltmission und Evangelisation organisiert. 32 jungemissionstheologisch interessierte Theologen und Theologinnen aussieben Regionen, vielen verschiedenen Konfessionen und Denominationenlernten sich gegenseitig kennen und arbeiteten an Themen, mit denensich die bevorstehende Weltmissionskonferenz in Athen (9.-16. Mai2005) beschäftigen wird. Die Ergebnisse der Konsultation stelleneinen wertvollen Beitrag zur Konferenz in Athen dar. Daneben hattedie Konsultation jedoch eine eigene Identität und Funktion,nämlich einen Raum der Begegnung zu bieten, in dem jungeMissionstheologen/innen über wichtige missionstheologischeFragestellungen diskutieren konnten.

DieKonsultation fand im CIAM statt, einem missionarischen Zentrum fürEinkehr und Spiritualität, das auf dem Gelände derPäpstlichen Urbaniana-Universität und in unmittelbarer Näheder Vatikanstadt liegt. Der ÖRK dankt dem Päpstlichen Ratzur Förderung der Einheit der Christen für seineUnterstützung bei der Organisation der Konsultation wie auch denMitarbeitern/innen des CIAM und insbesondere seinem Direktor, PaterRomeo Ballan, für ihre herzliche Gastfreundschaft.

 

Es wurdendrei einleitende theologische Referate zu folgenden Themen gehalten:

"Diemissionarische Bedeutung des Heiligen Geistes als Gottes stärkende,heilende und versöhnende Gegenwart" (AnastasiaVassiliadou, orthodox, Griechenland),

"Missionund Versöhnungsprozesse" (Puleng LenkaBula, evangelisch,Südafrika),

"HeilendeDienste und heilende Gemeinschaften" (Baard Knapstad,pfingstlich, Norwegen).

DieKonsultation leistete den größten Teil ihrer Arbeit invier thematischen Gruppen. Das vorliegende Dokument enthältdie Berichte der Gruppen (Kapitel 2) und eine Zusammenfassung derDiskussionen am Ende der Konsultation (Kapitel 3: Diskussion derGruppenberichte, Kapitel 4: allgemeine Empfehlungen). Keinerdieser Texte wurde von der Konsultation angenommen, sie geben jedocheinen guten Einblick in die Debatten.

DieKonsultationsteilnehmer/innen konnten die Archive der Kongregationfür die Evangelisation der Völker besuchen, die unmittelbarhinter dem CIAM liegen. Es gab Gelegenheit zu Gesprächen mit Dr.Renato Maiocchi, Exekutivsekretär des Bundes EvangelischerKirchen in Italien, und Monsignore John Mutiso-Mbinda vom PäpstlichenRat zur Förderung der Einheit der Christen.

<typohead type="1">2 - Diskussionsberichte der vier Gruppen </typohead>

Es ist wichtig noch einmal daran zuerinnern, dass diese Berichte nicht angenommen wurden, sondern nureinen Überblick über die Diskussionen geben, die in denGruppen stattgefunden haben. Die in diesen Berichten enthaltenenEmpfehlungen geben ebenfalls ausschließlich die Meinung derGruppenmitglieder wider. Sie wurden von der Konsultation nichtangenommen.

<typohead type="2">2 a - Gruppe zur Versöhnung </typohead>

BERICHTÜBER DIE GRUPPENDISKUSSION

VierThemen:

  1. Versöhnung als Wesensmerkmal der Kirche (Identitätsmerkmal)

DiesesWesens- oder Identitätsmerkmal wächst der Kirche aus derSchrift zu. Schriftgemäß bezeugen wir, dass Gott uns mitsich selbst/mit Gott selbst versöhnt hat und dies auch weiterhintut (2. Kor 5,18-19). Damit bekräftigen wir unsereVerantwortung (die Verantwortung der Kirche) für den Dienst derVersöhnung. Wir bezeugen auch die Ambivalenz des menschlichenund sozialen Tuns im Dienst der Versöhnung, in dem wir manchmalKonflikte verursachen und manchmal Versöhnung bringen.

a) Kirche zu sein bedeutet, Quelle der Versöhnung zu sein.

b) Christen sollten nicht vergessen, sich untereinander zu versöhnen.

c) Es gibt verschiedene Ebenen der Versöhnung: die persönliche oder familiäre Ebene, die Ebene der Gesellschaft oder der Gemeinschaft, die strukturelle Ebene.

  1. Zeitliche Planung von Versöhnungsprozessen

Wirstellen die Frage, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, einenProzess der Versöhnung in Gang zu setzen. Wir stellen auch klar,dass "Geschichtsbewusstsein" (ein weiter unten benutzterBegriff) impliziert, dass wir uns der Wunden und Verletzungen derVergangenheit sowie der fortdauernden Wirkung dieser Wunden undVerletzungen bewusst sind.

a) Im Prozess der Versöhnung ist Geschichtsbewusstsein erforderlich.

    1. ererbte Sünde

    2. Erinnerung

    3. zeitliche Planung

b) Versöhnung als fortgesetztes Handeln

  1. Wie wird Vergebung in Versöhnungsprozesse integriert?

Wirstellen klar, dass Vergebung ein grundlegender Bestandteil desDienstes der Versöhnung, jedoch keine Vorbedingung dafürist.

a) Versöhnung erfordert eine Veränderung der Sichtweise (metanoia).

b) Die Konfliktparteien müssen ihre Fehler eingestehen (Rechenschaftspflicht und Buße).

NB: Wenn Menschen unfähig oder nicht bereit sind, ihreBeteiligung an geschehenem Unrecht einzugestehen, kann es keineVersöhnung geben. Wir weisen an dieser Stelle auf denUnterschied zwischen direkter und indirekter Beteiligung an Unrechtund Ungerechtigkeit hin.

  1. Beziehung zwischen Gerechtigkeit und Versöhnung

Wirstellen fest, dass es hier eine Verbindung zur metanoia gibtund dass Veränderungen in einem Teil des Systems oder LebensVeränderungen in anderen Teilen des Systems oder Lebensbedingen.

a) Wirtschaftliche Gerechtigkeit, Lukas 19 und die Zachäusgeschichte

    1. Zachäus verpflichtet sich, die Hälfte seines Besitzes den Armen zu geben.

    2. Matthäus 6,24, Gott und dem Mammon dienen

b) Wiederherstellende Gerechtigkeit

    1. Lukas 15,11-31, die Geschichte vom verlorenen Sohn

Inwiefernsetzt Versöhnung eine Veränderung der Kultur voraus(kulturelle Veränderungen)? In welchem Ausmaß?

Frage dergeschlechtsspezifischen Gewalt und des Dienstes der Versöhnungauf der persönlichen Ebene.

Geht eshierbei um vertrauensvolle Beziehungen und Wohlwollen? Sind diesZeichen der Versöhnung?

DieMerkmale des Dienstes der Versöhnung (2. Korinther 6):

V.4 ingroßer Geduld
V.6 in Lauterkeit, Erkenntnis, Langmut, Freundlichkeit, im heiligenGeist,
in ungefärbter Liebe
V.7 im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes mit denWaffen der Gerechtigkeit
V.8 -10 als Verführer und doch wahrhaftig

….alsdie Unbekannten und doch bekannt
….alsdie Traurigen, aber allezeit fröhlich
….alsdie Armen, aber die doch viele reich machen
….alsdie nichts haben und doch alles haben.

DieFrüchte des Geistes können (sind) Zeichen der Versöhnungsein (Galater 5,22)

- Liebe, Freude, Friede,Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit.

Metanoiaverändert alles. Sie ist eine Verwandlung des Herzens, derinneren Einstellung.

(Komm,Heiliger Geist, verwandle unsere Herzen)

VORSCHLÄGEFÜR DEN WEITEREN WEG

KonkreteMöglichkeiten zur Stärkung des versöhnenden Dienstesder Kirchen:

  • Verwendung von Fallstudien, z.B. Bischof in Europa1

  • Bibelanalyse (Bibelstudien)

Es sollteeine weitere Konsultation über spezifischere Themen, wie z.B.die Beziehung zwischen Umweltgerechtigkeit und Versöhnung,durchgeführt werden. Wir glauben, dass dies eine von vielenkritischen Fragen ist, mit denen die Kirche heute konfrontiert ist.

Eineweitere zentrale Aufgabe besteht darin, sich mit den Faktoren zubeschäftigen, die Versöhnung verhindern. Könnte dieseFrage u. U. thematischer Schwerpunkt einer weiteren Konsultationwerden?

Wirempfehlen, dass der ÖRK Beiträge der hier anwesendenTeilnehmer/innen zu oben genannten und anderen Themen, die derweiteren Reflexion bedürfen, zusammenstellen und veröffentlichenmöge.

(An dieser Stelle waren die Namen derGruppemitglieder hinzugefügt.)

Wirvertreten eine Vielzahl christlicher Traditionen und Gemeinschaften.

<typohead type="2">2 b - Gruppe zum heilenden Dienst der Kirche</typohead>

<typohead type="3">Bericht über die Gruppendiskussion </typohead>

Einleitung

DieDefinition von Heilung, wie sie in den Vorbereitungspapieren fürdie ÖRK-Konferenz zum Thema "In Christus berufen,versöhnende und heilende Gemeinschaften zu sein" verwendetwird, deckt eine Vielzahl von Aspekten ab, wie das "Wohlbefindendes einzelnen Menschen und der Gesellschaft, des körperlichen,seelischen, geistigen, wirtschaftlichen, politischen und sozialenWohlbefindens, der Harmonie miteinander, mit der materiellen Umweltund mit Gott."2 Obwohl wir eine solche allgemeine Definition begrüßen,sah unsere Gruppe es doch als wichtig an, den "persönlichenAspekt der Heilung"3zu betonen. Unsere Entscheidung, diesen Aspekt hervorzuheben, istdarauf zurückzuführen, dass der ÖRK der Frage derHeilung des Individuums unseres Erachtens bisher nicht genügendAufmerksamkeit geschenkt hat. Die Mitglieder der Gruppe möchtenebenfalls betonen, dass es in diesem Fall wichtig ist, von einemganzheitlichen Menschenverständnis auszugehen, das körperliche,seelische, emotionale, geistige wie auch soziale Aspekte einbezieht.Die Gruppe möchte die Aufmerksamkeit auch auf die Wirklichkeitvon Wunderheilungen lenken, die in den verschiedenen Diensten und imLeben der Kirchen häufig geschehen.

Unsere Diskussionen zum Thema Heilung konzentrierten sich auf vierHauptpunkte:

1. Auswirkung von Weltanschauungen auf unser Heilungsverständnis;

2. Beziehung zwischen Heilung und Macht und Heilung und Glauben;

3. Heilungspraktiken;

4. Heilung unter Berücksichtigung derer, die nicht geheiltwerden.

 

  1. Auswirkung von Weltanschauungen auf unser Heilungsverständnis

Unsere Diskussionen über die Frage der Weltanschauung machtendeutlich, welche Auswirkungen unterschiedliche kulturelle Prägungenauf das theologische Verständnis von Heilung haben. Insbesonderedie Vertreter/innen von Kirchentraditionen, die zutiefst vomPost-Aufklärungsparadigma beeinflusst sind, schienen es alsProblem zu empfinden, den spirituellen Bereich als wesentlicheDimension der Wirklichkeit und des Verständnisses vonKrankheitsursachen zu sehen. Es scheint, als habe der ÖRK dieWeltanschauung, die sich im Zeitalter der Post-Aufklärungherausgebildet hat, gegenüber anderen Weltanschauungenbevorzugt. Im Hinblick darauf wurde die Frage gestellt, ob derBegriff der Weltanschauung kulturell oder theologisch verstandenwerden sollte. Trotz unserer unterschiedlichen Auffassungen erzieltenwir Übereinstimmung darin, dass die Weltanschauung derPost-Aufklärung, nach der alles wissenschaftlich bewiesen underklärt werden muss, in Frage zu stellen ist. DieseWeltanschauung hat besonders gravierende Auswirkungen auf dasVerständnis von Heilung, da sie den spirituellen Bereich wieauch die Wirklichkeit von Wundern ausschließt.

  1. Beziehung zwischen Heilung und Macht und Heilung und Glauben

Unterschiedliche konfessionelle und kulturelle Prägungen derGruppenmitglieder spielten auch in der zweiten Phase der Diskussionüber Heilung eine bedeutsame Rolle: die Mitglieder legten denSchwerpunkt in der Diskussion je nach ihrem kulturellen Hintergrundauf zwei unterschiedliche Probleme. Einige Kirchen habenSchwierigkeiten damit, die Möglichkeit von Wunderheilungenanzuerkennen. Andere Kirchen ringen um die Frage, wie christliche undnichtchristliche Heilungspraktiken unterschieden werden können. Es ist uns jedoch gelungen, ein gewisses Maß an Übereinstimmungin der Frage zu erreichen, worin das Wesen der Heilung besteht: siemuss im Namen des dreieinigen Gottes vollzogen werden und muss aufChristus hinweisen. Die Kirchen müssen sorgfältigunterscheiden, wenn Heilungen durch andere geistige Kräftevollzogen werden, und stets darauf hinweisen, dass alle Heilung vonGott kommt. Heilung muss auch die Aufnahme des geheilten Menschen inden Leib Christi einschließen und diesem so die Möglichkeitgeben, im Glauben zu wachsen.

  1. Heilungspraktiken

Die Gruppe gelangte in diesem Teil der Diskussion zu größererÜbereinstimmung. Es herrschte die gemeinsame Überzeugung,dass die Kirchen die Tradition der Heilung und die Erfahrungen derUrgemeinde neu entdecken müssen. Der interkonfessionelle Dialogist hier sehr wichtig, um sich über die Erfahrungen mitexistierenden Heilungstraditionen (liturgischen Traditionen etc.)auszutauschen und auch zur Wiederentdeckung vergessener Traditionenbeizutragen. Einige Mitglieder erkennen den stark wachsenden Einflusspfingstlicher/charismatischer Kirchen als wertvollen Beitrag zu denHeilungspraktiken der Kirchen in der Welt an. Es sollte auch Raum fürdie Vielfalt von Heilungspraktiken geschaffen werden, ohne dass damiteine Geringschätzung medizinischer Behandlungsmethodeneinhergeht. Die Gruppenmitglieder setzten sich ferner mit der Frageauseinander, wer den Dienst der Heilung ausüben kann. Allestimmten darin überein, dass der heilende Dienst nicht alleinAufgabe des Priesters/Pfarrers sein darf. Nach Meinung der Gruppesollten die Kirchen in ihren Strukturen Raum dafür schaffen,dass die Gaben der Heilung bewahrt und gestärkt werden können.Den Menschen sollte Heilung als geistliche Gabe vermittelt werden;und diejenigen, die über diese Gabe verfügen, solltenermutigt werden, sie anzuwenden. Dabei sollten sie jedoch vonerfahreneren Christen angeleitet werden, damit ein Missbrauch diesergeistlichen Gabe ausgeschlossen wird. Das Bild des gekreuzigtenChristus, der sich selbst für andere entäußert,sollte als Vorbild dienen, wenn die Macht der Heilung ausgeübtwird. Die Gruppe wies auch auf die Notwendigkeit hin, in der Liturgieund im Leben der Kirche Raum zu schaffen, um überHeilungserfahrungen zu berichten und diese Erfahrungen mit anderen zuteilen.

4. Heilung unter Berücksichtigung derer, die nicht geheiltwerden

 

Bei der Diskussion dieses besonderen Aspekts der Heilung beschlossdie Gruppe, nicht über Krankheitsursachen im Allgemeinen zudiskutieren, da sie dies als eine zu weit gefasste Frage ansah. Wirstimmten auch darin überein, dass eine Unterscheidung zwischenHeilung und Behandlung getroffen werden muss. Ein Mensch kannkörperlich krank bleiben und dennoch in seinem Herzen geheiltund vollberechtigter Teil der Gemeinschaft sein. Die Gemeinschaftträgt große Verantwortung für die Integration krankeroder behinderter Menschen. Wir sahen es auch als wichtig an, beiallen Heilungsbemühungen daran zu denken, dass Gott die Freiheithat zu heilen oder nicht zu heilen: Leiden oder Krankheit kann denMenschen genauso zu Christus führen wie Heilung. Diejenigen, dienicht geheilt werden, und ihre Gemeinschaften sollten in ihremGlauben bestärkt werden, dass Gott Geheilte und Krankegleichermaßen liebt. Fälle, in denen Kranke nicht geheiltwerden, sollten die Kirchen in ihrem heilenden Dienst nichtentmutigen: Heilungspraktiken dürfen sich nicht amPost-Aufklärungsparadigma orientieren, nach dem jede Maßnahmeein Ergebnis haben muss, wenn sie gerechtfertigt sein soll.

Empfehlungen

  • Die Gruppe empfiehlt dem ÖRK, Heilung auf persönlicher Ebene, einschließlich Wunderheilungen, mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

  • Wir möchten auch betonen, dass der ÖRK an einer Formulierung arbeiten sollte, die Raum für die ernsthafte Erwägung von Wunderheilungen als Teil unserer Weltanschauung bietet.

  • Wir erachten es als wichtig, das Thema der Wunderheilungen in die allgemeine theologische Ausbildung einzubeziehen.

  • Wir ermutigen zum interkonfessionellen Dialog über heilende Dienste, um Erfahrungen über existierende Heilungspraktiken auszutauschen wie auch Kirchen, die ihre heilenden Dienste ausweiten möchten, zu unterstützen und zu ermutigen.

  • Der ÖRK sollte seine Mitgliedskirchen ermutigen, die Reflexion über die geistliche Gabe der Heilung unter ihren Mitgliedern zu stärken und sie darin zu unterweisen. Darüber hinaus sollten diejenigen, die den heilenden Dienst ausüben, von den Kirchen ermutigt, unterstützt und angeleitet werden.

  • Einige Mitglieder der Gruppe möchten betonen, dass die moderne ökumenische Bewegung den wachsenden Einfluss der Pfingst-/charismatischen Kirchen in der Welt heute, insbesondere im Blick auf ihre heilenden Dienste, anerkennen und das Gespräch mit diesen Kirchen suchen sollte.

<typohead type="4">2 c - Diskussionsbericht der Gruppe zum Dialog </typohead>

Präambel

Wir kamen als eine Gruppe von Menschen zusammen, die unterschiedlicheBedürfnisse und Einstellungen zum Dialog hatten. Aber alle warender Meinung, dass Dialog wichtig sei. Die Gruppe stellte unterBeweis, dass Dialog möglich ist, und ging auf die verschiedenenBedürfnisse der Gruppenmitglieder ein. Dialog kann ausSituationen der Anspannung erwachsen. Kreative Spannungen könnenzu neuen Einsichten und tieferem Nachdenken führen.

Unsere Dialoggruppe war sehr gemischt. Sie setzte sich aus acht"jungen" Theologen und Theologinnen aus unterschiedlichenKontexten zusammen: ein Mitglied kam aus Südafrika, zwei ausGriechenland, eins aus Deutschland, eins aus den USA, eins aus derSchweiz, eins aus Syrien und eins aus den Niederlanden. Wir warenfünf Frauen und drei Männer, drei Orthodoxe, einPfingstler, ein Lutheraner, drei Presbyterianer/Reformierte. DerKontext, aus dem wir kamen, spiegelte die Anliegen und Fragen wider,die wir in den Dialog einbrachten.

Im nachfolgenden Bericht finden Sie die Themen, die wir gemeinsambesprochen haben. Wir versuchen nicht, unsere Diskussionen logischgeordnet wiederzugeben: es gab Spannungen und Ungereimtheiten und wirhaben beschlossen, diese durchscheinen zu lassen.

Einleitung

Hat der "Dialog" die christliche Mission ersetzt? Dasist die Frage, mit der wir uns in den Diskussionen der letzten dreiTage auseinandergesetzt haben. Wir erkannten das Erbe desKolonialismus und der Mission an. Die Kreuzzüge und diegewaltsame Kolonialisierung Lateinamerikas und Afrikas wurden alsBeispiele genannt. Aufgrund dieser negativen Konnotation des Begriffs"Mission" haben wir die positiven Merkmale des Dialogsuntersucht. Ein positives Beispiel für Dialog ist die Liturgie,auf die wir später zurückkommen werden. WährendMission in nur eine Richtung verlaufen kann, impliziert Dialognotwendigerweise einen Austausch. Wir haben in unseren Diskussionenerkannt, dass der Dialog die Mission ersetzen könnte, habenjedoch über Dialog als eine Form von Mission diskutiert. Wirstellten fest, dass Dialog unterschiedlich verstanden werden kann,nämlich einerseits als Dialog, der selbst das Ziel ist, undandererseits als Dialog, der ein Ziel verfolgt - die Einheit derKirchen -, und dass zwischen beiden eine Spannung besteht. Füreinige Gruppemitglieder stellte die Einheit ein klares Ziel dar, fürandere blieb diese Einheit abstrakt.

Wir kamen aus verschiedenen Kontexten und daher hatten wirunterschiedliche Erwartungen an den Dialog: der Dialog erwächstaus dem Bedürfnis von Menschen, Gemeinschaften und Kirchen, zueinem gegenseitigen Verständnis zu gelangen und gemeinsam lebenzu können. Das brachte es mit sich, dass unsere Interessen sichje nach Kontext auf den interreligiösen, deninterkonfessionellen, den interkulturellen Dialog bzw. den Dialog mitder säkularen Gesellschaft konzentrierten. In unserem Berichtspezifizieren wir nicht unbedingt jedes Mal, um welche besondere Formvon Dialog es sich handelt, aber wo es sich als notwendig erweist,werden wir genauere Angaben machen.

Wenn wir auch keine Einigkeit über das Ziel des Dialogs erreichthaben, so herrschte doch größere Übereinstimmung inder Frage der inneren Einstellung, die Voraussetzung für denDialog ist. Die Menschen sind mit Vernunft und freien Willenausgestattet: sie müssen den Dialog als Werkzeug nutzen, umGottes Liebe zum Ausdruck zu bringen, indem sie anderen zuhören,ihnen mit Offenheit begegnen, sie akzeptieren. Dialog ist eine Formvon Glaubenszeugnis. In unseren Dialogen mit Gott und miteinanderwirkt der Heilige Geist in und unter uns.

Wir kamen überein, dass der Dialog einen Raum darstellt, in demüber Wahrnehmungen und Fehlwahrnehmungen diskutiert werden kann,mit dem Ziel, auf die Einheit hinzuarbeiten. Alle am DialogBeteiligten bringen ihr gesellschaftliches Umfeld mit an den Tisch.Offenheit gegenüber anderen setzt die Erkenntnis voraus, dasswir in Gemeinschaft ganzheitlicher sind als allein. Beide Seitenwerden verwandelt, indem sie sich in einen Dialogprozess desgegenseitigen Lernens einbringen. Dialog setzt ausgewogeneMachtbeziehungen voraus. Wir haben darüber diskutiert, dass esUngleichheit unter Menschen und Gemeinschaften gibt: unserGeschlecht, unsere ethnische Zugehörigkeit, unsere geopolitischeHerkunft und unser Alter können für uns entweder Vorteileoder Nachteile mit sich bringen.

Wirstellten fest, dass die Konzentration aufdenominationelles/konfessionelles Wachstum - aggressiveEvangelisation und Wettbewerb unter Christen - ein Hindernisfür den zwischenkirchlichen Dialog darstellt. Wir lehnten dasKonzept der "Franchise-Mission" (Ray Bakke, Missions- undStadttheologe) ab, nach dem verschiedene Kirchen ein ähnlichesProdukt verkaufen und in Wettbewerb um die Verbrauchertreten. Dialogische Mission bedeutet, vom Wettbewerb zurZusammenarbeit überzugehen. Statt selbstgenügsam zu sein,müssen die Kirchen durch dynamisches Miteinanderteilenvoneinander lernen. Das setzt voraus, dass alle mitmachen: diePartnerschaft darf nicht nur von Norden nach Süden, von Westennach Osten verlaufen, sondern muss auf dem Prinzip derGegenseitigkeit beruhen. Wir erkannten, dass die Kirchen im globalenSüden ("Zweidrittelwelt") wachsen und trotz dernegativen Erfahrungen der Vergangenheit ein lebendiges Interesse anMission haben.

Bis hierhin haben sich die meisten unserer Beobachtungen auf deninterkonfessionellen Dialog konzentriert. Wir haben in unserer Gruppejedoch auch über den Dialog mit Menschen ohne religiöseÜberzeugungen gesprochen - mit dem Kirchen in einigenTeilen Europas Erfahrungen machen. Wir konnten uns jedoch nichteinigen, ob diese Art von Dialog sich von dem mit Menschen andererReligionen unterscheidet.

Was den interreligiösen Dialog anbetrifft, so stellten wir fest,dass es unterschiedliche Ansätze unter den Christen gibt. Aufder einen Seite begegnen wir der Meinung, dass alle Religionengleichermaßen wahr sind. Auf der anderen Seite finden wir dieÜberzeugung, dass es außerhalb des Christentums kein Heilgibt. Kein Mitglied unserer Gruppe hat sich mit einer dieser beidenextremen Positionen identifiziert. Unseres Erachtens sollte dasGespräch mit Angehörigen anderer Religionen im selbenGeiste geführt werden wie der oben beschriebeneinterkonfessionelle Dialog. Wir geben Zeugnis von unserem Glauben undnehmen das Zeugnis der anderen entgegen, um in Frieden, Harmonie undgegenseitiger Achtung in unseren Gesellschaften leben zu können.Als Beispiel für den interreligiösen Dialog wurde derchristlich-muslimische Dialog im Nahen Osten erwähnt. JedeReligion betrachtet sich selbst als Quelle absoluter Wahrheit. DieErfahrung des Zusammenlebens - mit all ihren positiven wienegativen Aspekten - führt jedoch zu der Erkenntnis, dasses wichtig ist, unser Ausschließlichkeitsdenken zu überwindenund zu gegenseitiger Achtung und Verständnis überzugehen.

Unter den Mitgliedern unserer Gruppe gab es Unterschiede imtheologischen Verständnis von Mission und von der Beziehungzwischen Dialog und Mission. Unter anderem sind folgende Ansätzevertreten worden:

  • Liturgie als Dialog: Für die Orthodoxen stellt die Eucharistie ein grundlegendes Missionsgeschehen dar (als Initiative und Inhalt der missionarischen Aktivität und des Dialogs zwischen den verschiedenen Kirchen und Kulturen). Die Eucharistie (die im orthodoxen Kontext Göttliche Liturgie genannt wird) bringt das wahre Sein der Kirche als eschatologisches Reich Gottes, die Wirklichkeit der Gemeinschaft (koinonia) und der Einheit zum Ausdruck. Die Versammlung in einem Leib/zu einer Gemeinschaft (synaxis), zur Kommunikation miteinander (horizontal) und mit Gott (vertikal) bedeutet gleichzeitig Aussendung zur Mission. Durch die Eucharistie steht die Kirche im Dialog mit der ganzen Welt, nimmt sie an und verwandelt sie. Das heißt, dass die Kirche die Verwandlung der Welt und der Menschheit anstrebt.

  • In der Bibel finden wir Beispiele für den Dialog: zwischen Gott und den Menschen und unter den Menschen. Dieser Dialog ist nicht einfach und klar. Unsere Kon-Texte sind Teil des fortwährenden Dialogs mit/in den biblischen Texten.

  • Der Dialog sagt auch etwas über uns selbst aus: wenn wir den Dialog ernst nehmen, müssen wir uns selbst und den anderen zu verstehen versuchen. Dadurch werden wir verwandelt, was jedoch nicht bedeutet, dass wir unsere kirchliche oder religiöse Identität verlieren würden.

  • Die Rolle des Pfarrers/der Pfarrerin kann es sein, den Dialog zwischen der Gemeinde und Gott zu stärken und die Menschen vor Gott zu vertreten (Martin Luther sprach vom "Sprachrohr" zwischen den Menschen und Gott).

  • Ziel des Dialogs kann die Einheit sein; dies muss aber Ausdruck in sozialem Engagement finden.

All dies haben wir diskutiert, weil es uns für die ökumenischeZukunft wichtig zu sein scheint. Wir haben versucht, Wege zu finden,wie der Dialog vorangebracht werden kann. In unserer Reflexion überden Dialog im Rahmen der Mission der Kirche waren wir von unsererjeweiligen Vorgeschichte geprägt.

  1. Wir müssen eingestehen, dass der Begriff der Mission häufig entweder völlig positive oder völlig negative Konnotationen hat.

  • Positiv verstanden stellt die Mission das grundlegende Merkmal der Kirche dar, gehört zu ihrem esse.

  • Negativ verstanden ist sie nach wie vor Ausdruck von Kolonialisierung und Proselytismus.

Abschließend können wir sagen, dass derBegriff der Mission zu Spaltungen führt.

  1. Wir sollten eingestehen, dass der Begriff des Dialogs häufig oder meistens uneingeschränkt positiv konnotiert ist. Dieser Begriff scheint folgende Aspekte miteinander zu verbinden:

    • Für einige verfolgt er ein bestimmtes Ziel (Einheit).

    • Für andere stellt er einen ergebnisoffenen dynamischen Prozess dar. Daher herrschte allgemein der Eindruck, dass es hilfreich sein könnte, konkrete Vorschläge für zukünftige Planungen zu machen. Unser Dialog war aufgrund der sehr gemischten Zusammensetzung unserer Gruppe durch sehr unterschiedliche Positionen geprägt.

Empfehlungen

1. Es istvon vorrangiger Bedeutung, dass die verwendeten Begriffe klardefiniert und kontextgebunden verstanden werden. Dialog ist auch eineFrage der Definition und es ist sehr wichtig, welche Begriffeverwendet werden. Beim Dialog kann es aufgrund terminologischerSchwierigkeiten zu großer Verwirrung kommen.

2. Missionstheologen/innen, Personen aus der missionarischen Praxis,Professoren/innen und Kirchenleiter/innen könnten Informationensammeln, bearbeiten und weiterleiten, so dass sie sowohl für einakademisches Publikum als auch für die Basis zugänglichwerden. Der Dialog hat der öffentlichen Dimension bislang häufigkeine angemessene Beachtung geschenkt. Stattdessen hat er sich aufindividuelle oder kirchliche Anliegen konzentriert. Die Beteiligungan öffentlichen Foren, politischen und zivilgesellschaftlichenProzessen und sozialen Bewegungen sollte als Grundlage für einenkreativen Dialog verstanden werden.

3. Es könnten Bibelstudien für Gemeinschaften ausgearbeitetwerden, die Fragen des Dialogs in den Zusammenhang von Kultur,Kontext, Religion, Geschlechts- und Klassenzugehörigkeitstellen. Im Interesse eines dynamischen Dialogs sollte zurEntwicklung und Anwendung kontextspezifischer Paradigmen inErzählform ermutigt werden.

4. Die Konferenz in Athen könnte die Teilnehmenden auchersuchen, Rechenschaft abzulegen, d.h. sie könnte einen Zeitplanfür regionale Berichte erstellen.

5. Es könnten Forschungsprojekte initiiert werden, die sich mitder Frage befassen, wie junge Menschen zwischenkirchlichen Dialog undBemühungen um kirchliche Einheit wahrnehmen. Diese Forschungsollte mit qualitativen Methoden arbeiten und die Option für dieUntersuchung und Kritik aktueller Themen, die im Zusammenhang mit deno. g. Anliegen stehen, beinhalten.

6. Denominationelle/konfessionelle Verfassungen, Richtlinien undSatzungen, die Ausgrenzung und Spaltung im Leib Christi verursachen,sollten analysiert werden.

7. Der "glokale" Dialog sollte ermutigt und unterstütztwerden, um ein Bewusstsein für unterschiedliche Weltanschauungen(Norden-Süden, Erste und Zweidrittelwelt) zu schaffen.

Schlussfolgerung

Wirals Gruppe haben einen intensiven Prozess des Dialogs über denDialog durchlaufen, der uns verwandelt hat: das Vertrauen und dieOffenheit, die unter uns trotz all unserer Verschiedenheit geherrschthat, haben wir als Geschenk empfunden, für das wir dankbar sind.Es war ein Prozess, der eine große Herausforderung für unsdargestellt hat und den wir gerne fortführen würden. Dr.Renato Maiocchi4hat uns an die Apostelgeschichte erinnert und gesagt, dass dieApostel sich in ihren Auseinandersetzungen stets im Geist des Dialogsund der Liebe begegnet sind. Wir hoffen, dass andere jungeTheologen/innen und Missiologen/innen dies hören und fortsetzenwerden. Wir selbst werden die bereichernden Erfahrungen, die wir hiergemacht haben, mit nach Hause nehmen - in unsere Länder,Kirchen, Gemeinden und unsere Studienarbeit.

<typohead type="2">2 d - Gruppe zur Pneumatologie: Diskussionsbericht</typohead>

UnsereGruppe bekräftigte, dass das wachsende Interesse an derTheologie des Heiligen Geistes hilfreich für unserMissionsverständnis und sogar für die Art und Weise, wiewir Mission leben, sein kann.

Wirarbeiteten mehrere wichtige Themen heraus, über die wirdiskutieren sollten, wenn wir ein besseres Verständnis vomHeiligen Geist und seiner Beziehung zu verschiedenen Aspekten derMission gewinnen wollen:

  • Versöhnung als Wirken des Geistes in der Kirche, damit wir versöhnende und heilende Gemeinschaften in der Welt sein können;

  • Teilnahme am heilenden, wiederherstellenden und erneuernden Wirken des Geistes;

  • Anerkennung, dass er Geist auch in anderen Religionen am Werk ist, - wodurch der interreligiöse Dialog in seinem Wesen verändert werden kann;

  • Teilhabe am Wirken des Geistes, wenn Christen eben aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit, Vielfalt und Vielzahl in den Leib Christi eingefügt werden;

  • Einladung durch den Geist, unsere Identität in der Nachfolge Christi und als Werkzeug der neuen Wirklichkeit des Reiches Gottes zu finden.

  • Betonung der Gegenwart des Heiligen Geistes in der ganzen Schöpfung, die uns zu einem kirchlichen Verständnis der Natur aufruft/unsere Verantwortung erwächst aus unserem kirchlichen Selbstverständnis.

Obwohl wirunser Leben als Mission leben sollten, schließt "christlichesLeben" diese Vorstellung nicht immer ein. Der Grund dafürist, dass wir unser normales Lebensumfeld verlassen, Grenzenüberqueren und uns in das Lebensumfeld anderer begeben müssten.Das ist es, was Mission zum großen Teil ausmacht, und wirkönnen dies nur in der Kraft des Heiligen Geistes tun. In diesemSinne können wir sagen, dass Mission die Früchte und Gabendes Heiligen Geistes voraussetzt. Unsere christliche Identitätwiederum setzt voraus, dass wir offen für den Heiligen Geistsind und uns von ihm leiten lassen, so dass wir Werkzeug dieserMission sein können.

UnsereGruppe erkannte es als große Herausforderung an, das Wesen desHeiligen Geistes zu verstehen bzw. zu charakterisieren. Dies führteuns dazu, mehrere zentrale Fragen zu formulieren:

  • Wie können wir erkennen bzw. können wir überhaupt erkennen, ob das Werk der Kirche tatsächlich das Werk des Geistes ist?

  • Können wir einen Unterschied zwischen der Erfahrung des Heiligen Geistes und anderen spirituellen Erfahrungen erkennen?

  • Welches Ziel verfolgen wir damit, wenn wir das Wesen des Heiligen Geistes beschreiben? Verfolgen wir damit überhaupt ein bestimmtes Ziel?

  • Wie erkennen und würdigen wir die verschiedenen Manifestationen der Früchte und Gaben des Geistes, die wir in christlichen Traditionen in verschiedenen Kontexten beobachten?

  • Wie können wir die Beziehungen zwischen den Personen der Trinität als Gemeinschaft ad intra verstehen und wie wird diese Beziehung ad extra als perichoresis gelebt, durch die Gott sich selbst offenbart.

  • Gibt es eine Beziehung zwischen der oikonomia Christi und der oikonomia des Geistes, zwischen der Mission Christi und der Mission des Geistes?

Wir habenerkannt, dass ökumenische Mission heute unter anderem darinbesteht, dass Christen aus verschiedenen Gemeinschaften einanderoffen begegnen müssen, um voneinander zu lernen. Innerhalb derKirche stellen wir fest, dass in verschiedenen Traditionen undKontexten unterschiedliche Arten und Ausdrucksformen vonSpiritualität gelebt werden. Jede dieser Ausdrucksformen kannunser Verständnis vom Heiligen Geist erweitern; wir könnenjedoch nicht sagen, dass sie, alle zusammengenommen, einvollständiges Bild vom Heiligen Geist ergeben. Wenn wirversuchen, den Heiligen Geist auf diese Weise zu erkennen, dann trägtdies zur christlichen Einheit bei.

DieBetonung der Rolle des Heiligen Geistes zeigt schließlich auchinsofern starke Wirkung, als sie uns in unserer Diskussion überMission deutlich gemacht hat, dass es auf die Relevanz der Missionfür diese Welt ankommt. Die Betonung liegt dann nicht mehr sosehr auf einer spezifischen Botschaft, die gepredigt werden kann,sondern auf einem radikal verwandelnden Verständnis vom ReichGottes, das nicht erst im eschaton, sondern hier und jetzterfahren wird. Die Verwandlung in der Kraft des Geistes führtuns dazu, Werkzeug des Reiches Gottes in unseren Gemeinschaften undin der globalen Gemeinschaft zu werden. Daher nimmt die Mission dieForm der Arbeit an, die wir jeden Tag an jedem Ort der Welt tun, umdas Reich Gottes Wirklichkeit werden zu lassen.

(Die Gruppe fügte an dieserStelle einige Gedanken und Beobachtungen zur Konsultation imAllgemeinen hinzu, die in der Auswertungssitzung aufgegriffenwurden.)

3 - Zusammenfassung der Diskussion über die Gruppenberichte

Nachfolgende Anmerkungen sindpersönlicher Natur und spiegeln wider, wie die beidenKo-Vorsitzenden die abschließenden Sitzungen verstanden undzusammengefasst haben. Es handelt sich dabei weder um ein offiziellesDiskussionsprotokoll noch um ein angenommenes Aide-Mémoire.

Wo immer es erforderlich und möglichist, stützt dieses Dokument sich auf Zitate aus denGruppenberichten, die kursiv gekennzeichnet werden.

3 a - Diskussion uber den Bericht der Versöhnungsgruppe

1

DieFrage der ererbten Sünde, die in dem Bericht angesprochenwird, bezieht sich auf eine Geschichte, die in der Gruppe überden Bischof eines europäischen Landes erzählt wurde. Dieserhatte sich zunächst geweigert, sich für die von seinerKirche im Zweiten Weltkrieg gegen die Roma begangenen Sünden zuentschuldigen, weil heutige Kirchenvertreter nicht fürVerbrechen der Vergangenheit verantwortlich gemacht werden könnten("Wir haben das nicht selbst getan."). Dies wirft dieFrage nach der kollektiven Verantwortung von Gemeinschaften auf, diehäufig aufgefordert werden, sich für Verbrechen zuentschuldigen, die frühere Generationen begangen haben. Solltenheutige Kirchenleitungen oder kirchliche Leitungsgremien sich zusolchen Sünden bekennen und wenn ja, wie und in wessen Namen?Mit anderen Worten: wenn Versöhnung die Richtigstellung von inder Vergangenheit erlittenem Unrecht voraussetzt, wer muss dann dieVerantwortung dafür übernehmen?

DieseFrage wurde auf der Konsultation nicht kontrovers diskutiert, aberdie Geschichte selbst löste heftige Reaktionen aus.

2

Vergebungist keine Vorbedingung. Auf kritische Anfragen erläutertedie Gruppe diese Aussage folgendermaßen: Vergebung ist fürjeden Versöhnungsprozess von grundlegender Bedeutung und es kannkeinen Zweifel geben, dass auch Täter Vergebung erfahren wollen.Die Gruppe wollte jedoch keine strenge chronologische Abfolgefestlegen und räumte ein, dass die "Täter"selbstverständlich zur Rechenschaft gezogen und sich des vonihnen begangenen Unrechts bewusst werden müssten, das könnejedoch an jedem Punkt des Versöhnungsprozesses geschehen. Es seihingegen nicht notwendigerweise die Voraussetzung dafür, dassein Versöhnungsprozess überhaupt eingeleitet würde.Nicht alle waren mit dieser Erklärung einverstanden. Einigewaren der Meinung, dass eine Logik der Rache in Gang gesetzt würde,wenn nicht von Anfang an Vergebung stattfinde.

3

"Metanoia":Während der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass derliturgische Aspekt der Versöhnung fehle (Sakrament der Bußeoder der Versöhnung z.B.). Die Gruppe stimmte dem zu, wiesjedoch darauf hin, dass sie nie die Absicht gehabt habe, denVersöhnungsprozess vollständig zu beschreiben.

4

Es wurdeKritik daran geübt, dass der Bericht nicht auf die Bedeutung derstrafenden oder vergeltenden Gerechtigkeit eingehe. Die Antwortlautete, dies sei in der Gruppendiskussion nicht thematisiert worden.

5

Einigevermissten den persönlichen Aspekt der Versöhnung mit Gott.Es sei nicht erwähnt worden, dass jeder Mensch das Bedürfnishabe, mit Gott versöhnt zu sein. Die Gruppe wies darauf hin,dass es ihr in besonderer Weise um die Antwort der Menschheit aufGottes Versöhnung gegangen sei. Die Tatsache der Versöhnungmit Gott sei für sie Ausgangspunkt (nicht Diskussionsgegenstand)gewesen. Diese sei Teil der christlichen Identität (daher werdeim Bericht in § 1 betont, dass diese Identität der Kircheaus der Schrift zuwachse). Sie sei implizit gegeben.Allerdings hätten alle Gruppenmitglieder anerkannt, dass eskeine Versöhnung ohne die Früchte des Geistes gebe, dasssomit eine Verbindung zwischen Versöhnung und Pneumatologiebestehe.

<typohead type="1">3 b - Diskussion über den Bericht der Heilungsgruppe</typohead>

DerBericht wurde im Plenum nicht vorgelesen, sondern zusammengefasst.

Es wurdesowohl allgemeine Übereinstimmung als auch (öfter)grundlegende Nichtübereinstimmung mit der Art und Weise zumAusdruck gebracht, wie dieser Bericht Elemente des heilenden Dienstesbeschreibt und die Weltanschauung der Post-Aufklärung kritisiert(wobei dieser Begriff nicht sehr hilfreich ist, wenn er die rationalewissenschaftliche Herangehensweise meint, die ja gerade die derAufklärung ist). "Was die Post-Aufklärung angeht, binich völlig anderer Meinung als die Gruppe" - "Dasist wichtig, denn es wird nicht genug über Heilung und denHeiligen Geist gesprochen" - "Ich habe nicht denEindruck, dass das auf mein Umfeld und meine Kirche zutrifft" -"Ich bin mit der Kritik einverstanden" - "Ichfinde mich darin nicht wieder".

Einige der kontroversenPunkte können folgendermaßen zusammengefasst werden:

1

Die starke Betonungvon "Wundern" wurde in Frage gestellt. In derGeschichte von der Versuchung in der Wüste habe Jesus esabgelehnt, das Reich Gottes mit Wundern zu offenbaren. Er habe sichvielmehr für den Weg der Machtlosigkeit, die Theologie desKreuzes entschieden. Andere hätten anstelle von "Wunder"Begriffe wie "tiefe Spiritualität" bevorzugt. Einigewaren der Meinung, dass Raum für Wunder geschaffen werden müsse,kritisierten jedoch, dass ihnen im Text zuviel Gewicht beigemessenwerde.

2

Die Kritik am Denkschemader Aufklärung wurde von den meisten Rednern/innen als zueinseitig angesehen. Eine Ausnahme bildeten diejenigen, die dieseKritik als notwendig ansahen, weil das Ethos der Aufklärung soviele Christen enttäuscht habe. Es wurde eine sorgfältigereAuseinandersetzung mit dem Weltbild der Aufklärung und demVerständnis des Heiligen und der ungeschaffenen Energien Gottesgefordert.

3

Es wurde kritisiert, dassdie Diskussion der Gruppe zu eng geführt worden sei. Selbst imRahmen des Aufklärungsparadigmas gebe es Formen persönlicherHeilung, Seelsorge und viel, was die Psychotherapie zu dieserDiskussion beitragen könnte. Dies würde in dem Bericht derGruppe völlig fehlen. Das Plenum plädierte dafür, inder Frage der persönlichen Heilung verschiedene Traditionen zuWort kommen zu lassen. Ferner wurde kritisiert, dass diegesellschaftlichen Dimensionen des heilenden Dienstes nichtberücksichtigt worden seien (eine Tatsache, die auch imGruppenbericht anerkannt wird).

4

Die Beziehung zwischenGlaube und Heilung wurde hinterfragt. Es wurde gefragt, was wichtigersei: der Glaube an Christus oder an Wunderheilungen? Es solle auchklargestellt werden, welches Ziel die Heilung verfolge. Heilungbasiere grundlegend auf Erlösung, stelle den Menschen hinein inden Zusammenhang der erlösten Schöpfung. Es müsse mitanderen Worten gefragt werden: was sind Wesen und Zweck der Heilung,welche Ziele verfolgt sie?

5

Konkret hinterfragtwurde auch die Formulierung, dass diejenigen, die übergeistliche Gaben verfügten, von erfahreneren Christen angeleitet werden sollten (in § 3 Heilungspraktiken). DieAntwort darauf lautete, dass spontane Heilungen von außenkontrolliert werden müssten, d.h. von der Gemeinschaft, damitsie im christlichen Rahmen blieben. Die Gruppe wollte in diesemZusammenhang nicht vom Lehramt der Kirche sprechen, hingegen dieNotwendigkeit der Rechenschaftspflicht betonen.

Aus den Antworten derGruppenmitglieder ging klar hervor, dass es auch Diskussioneninnerhalb der Gruppe gegeben hatte. Es wurde jedoch festgehalten,dass die Fähigkeit zu heilen eine der Gaben des Geistes sei undaufgrund ihrer festen Verankerung in der Bibel nicht einfachignoriert werden könne. Sie gehöre zum Dienst der Kirche(1. Kor 12; Markus 16). Es müsse unterschieden werden zwischenden Wundern, die Jesus in der Geschichte von seiner Versuchungablehnt, und seiner Praxis des Heilens, die im Neuen Testamenteindeutig belegt sei. Man müsse sich jedoch der Tatsache bewusstsein, dass es von jedem biblischen "Original" ein"Duplikat" in der Welt gebe, und so gebe es Wunder, dievon anderen vollbracht würden. Die Beziehung zwischen Glaube undHeilung sei nicht so einfach, da es sich um den Glauben des Heilersund/oder den Glauben des Geheilten handeln könne. In einigenHeilungsgeschichten sei der Glaube von Bedeutung, in anderen nicht.Grundsätzlich gelte jedoch, dass der Glaube zum Wohlergehen desMenschen beitrage.

Die Gruppe war sich derGrenzen ihres Berichts bewusst. Sie erklärte, sie habe sich zudiesem Ansatz entschlossen, weil der heilende Dienst in ökumenischenKreisen nicht oft unter diesem Blickwinkel diskutiert würde. Siesei sich bewusst, dass sie dadurch andere Aspekte vernachlässigthabe.

Es wurde allgemeinkritisiert, dass das Wort "sollte" in dem Berichtübermäßig oft verwendet werde. Es sei jedoch klar,dass dieser Bericht einen Ausgangspunkt für die Diskussion undnicht ein abschließendes Papier zu dieser Frage darstelle.

3 c - Diskussion über den Bericht der Dialoggruppe

Im Anschluss an dieVorlage des Berichts der Dialoggruppe kam es ebenfalls zu einerlebhaften Diskussion. Dabei wurden folgende Punkte angesprochen:

1

Keine Erlösung außerhalb desChristentums …. eine extreme Position?

Kann man sagen, dass einePosition, nach der es außerhalb des Christentums keine Erlösunggibt, eine "extreme" Position ist? Zwei Fragen an dieGruppe lauteten: Wenn einige Religionen wahrer sind als andere und esdennoch Erlösung außerhalb des Christentums gibt, bedeutetdas dann nach Ansicht der Gruppe, dass die absolute Wahrheit nichtnotwendig für die Erlösung ist? "In Frieden zu leben,bedeutet das, dass wir leugnen müssen, was wir glauben?"Einige Teilnehmende, für die Mission eine Prioritätdarstellt, bekräftigten ihre Überzeugung, dass ChristusErlösung schenkt und dass es keine Erlösung außerhalbdes Glaubens an Christus gibt. Sie sahen es als irreführend an,eine solche Position als extrem zu bezeichnen, würden jedochnicht sagen, dass Erlösung nur innerhalb des Christentumsmöglich sei. In der Diskussion wurde auf Menschen hingewiesen,die einen muslimischen Hintergrund haben und denen Christus sichoffenbart hat, ohne dass sie in Beziehung zu einer Kirche oder deminstitutionalisierten Christentum stehen würden.

Die Gruppe räumteein, dass ihre Auseinandersetzung mit der Frage nur einen Anfangdarstelle. Sie erklärte, die Erlösung in Christus sei inihren Diskussionen nicht geleugnet worden. Der Text müssefolgendermaßen verstanden werden: im interreligiösenDialog gebe es verschiedene Theorien und Positionen. Einigebekräftigten, dass alle Religionen wahr seien. Andere wiederumerklärten, das Christentum sei die einzige wahre Religion. "Wirfanden uns in der Mitte wieder", so fasste die Gruppe dieDiskussionen über diese Frage mündlich zusammen. Mit demWort "extrem" im Text seien die beiden Positionen amjeweils äußeren Ende einer Reihe von Möglichkeitenbezeichnet worden. Mit "Christentum" sei das"institutionalisierte Christentum" gemeint.

Diese Antwort führtezu einer weiteren Frage: "Kann ich mit der Überzeugung,dass es keine Erlösung außerhalb des Glaubens an JesusChristus gibt, in einen Dialog eintreten?" Die Antwort derGruppe lautete: Ja. Sie habe versucht, zum Ausdruck zu bringen, dassim Dialog (z.B. zwischen Christen und Muslimen) beide Seitenweiterhin an die jeweilige Botschaft ihrer Religion glauben, aberoffener aufeinander zugehen würden. Die Gruppe legte Wertdarauf, sich von Ausschließlichkeitsansprüchen zudistanzieren.

Im Blick auf Kirche undErlösung bemerkte einer der Teilnehmenden, dass es notwendig undwichtig sei, zwischen den kanonischen und charismatischen Grenzen derKirche zu unterscheiden.

2

Während derDiskussion gingen mehrere Teilnehmende auf die Frage der Wahrheitim Zusammenhang mit Mission und Dialog ein. Dabei handelte essich jedoch nicht um eine strukturierte Diskussion über Wahrheitund Theologie. "Wir sind nicht im Besitz der Wahrheit, wir sindTeil der Wahrheit", sagte einer der Teilnehmenden. Ein anderer,der den orthodoxen Standpunkt vertrat, erklärte wiederum: "AlsKirchen sind wir die Wahrheit, wir sind nicht Teil der Wahrheit. Wennman nicht das Gefühl hat, die Wahrheit zu sein, wenn man glaubt,dass man nicht die Wahrheit ist, dann ist kein Dialog möglich."

3

Es wurde auch überdie Verwendung der Begriffe Mission und Dialog und diezwischen ihnen im Text hergestellte Beziehung diskutiert. Hat derDialog die Mission ersetzt oder sollte er als Teil der Missionverstanden werden? Welches Ziel verfolgt der Dialog? Die Gruppeerklärte, sie habe erkannt, dass der Begriff Mission in denunterschiedlichen Kontexten, aus denen dieDiskussionsteilnehmer/innen kämen, sehr unterschiedlicheBedeutungen habe. Sie glaube, dass Mission ein schwieriger Begriffsei. Die Gruppe habe den Dialog als Ausdruck der Liebe Gottesbeschrieben und dazu aufgefordert, Menschen anderer Religionen mitderselben Haltung zu begegnen wie Christen sich gegenseitig in derÖkumene begegneten. Weder die Gruppe noch das Plenum gelangtejedoch zu einem abschließenden Ergebnis in dieserterminologischen Frage.

4

Mehrere andere Themenwurden kurz angesprochen. Die Teilnehmenden fanden keine Antwort auffolgende schwierige Frage: Welches sind die nächsten Schritte,die Christen in einem von religiöser Intoleranz geprägtenUmfeld unternehmen können, nachdem sie alles versucht haben, umeinen Dialog in Gang zu setzen, jedoch keine zufriedenstellendeAntwort erhalten haben?

Der Absatz überLiturgie als Dialog wurde in der Diskussion positiv aufgenommen. Eswurde gesagt, dass Mission nicht nur als "Sendung nach außen",als "Seelen gewinnen" verstanden werden solle.

5

Welche Bedeutungkommt dem Dialog oder der Mission in einer voll säkularisiertenWelt (mit einer klassischen wissenschaftlichen Weltanschauung)zu, in der die Menschen überhaupt keine religiösenÜberzeugungen haben? In solchen Kontexten hat der BegriffMission sehr negative Konnotationen. Es wurde gefragt, wieinterreligiöser Dialog in diesem Falle aussehen könne? "Wirkönnen auch mit einem Atheisten in Dialog treten. Christ zusein, gibt die Möglichkeit, im Anderen das Angesicht JesuChristi zu sehen. Wir können somit den Dialog nicht aufdiejenigen begrenzen, die ein spezifisches Verständnis vonWahrheit besitzen."

3 d - Diskussion über den Bericht der Pneumatologiegruppe

"Das, was in unseremBericht steht, gibt nur 10% unserer Diskussionen wider ….."

In der Diskussion imPlenum wurden folgende Themen hervorgehoben:

1

Betonung der Gegenwart des HeiligenGeistes in der ganzen Schöpfung

Es war nicht klar, wasgenau damit gesagt werden sollte. Es wurde gefragt, welche Bedeutungder Taufe zukomme, wenn der Heilige Geist überall gegenwärtigsei? Ob die Gruppe sich auf Umweltfragen oder auf die Gegenwart desGeistes in anderen Religionen beziehe?

In der Antwort wurdebetont, dass man sich die Gegenwart des Geistes in unterschiedlichenStufen vorstellen müsse. Der Heilige Geist sei inunterschiedlicher Weise gegenwärtig, in der Eucharistie, imWort, in Menschen, Tieren, der Umwelt. Man könne nicht sagen,dass der Heilige Geist vor Pfingsten nicht gegenwärtig gewesensei. Der Geist sei seit Anbeginn der Schöpfung am Werk, wasnicht bedeute, dass wir den Geist als Teil der Natur betrachtetenoder Pfingsten geringschätzten. Alles Lebendige empfange seinLeben vom Heiligen Geist; nichts lebe aus eigener Kraft. Wie, sokönne man fragen, bete ein Tier Gott an? Sein Leben selbst seiein Gebet, hieß es in der Antwort. Gott sei nicht nur derSchöpfer (am Anfang), sondern auch der, der alles Leben ständigerhalte.

2

Die Kirche sei in einembestimmten Sinne "pfingstlich", aber es sei schwierig,das genau zu beschreiben, lautete die Antwort der Gruppe auf eineFrage zu diesem Thema. Die Formulierung "Teilhabe am Wirken desGeistes, wenn Christen eben aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit,Vielfalt und Vielzahl in den Leib Christi eingefügt werden"solle eine gewisse Vorstellung davon vermitteln, worum es in derGruppendiskussion gegangen sei.

3

Einige Teilnehmendebaten im Plenum um eine Erklärung des Begriffs perichoresis5.In ihrer Antwort erinnerten die Gruppenmitglieder daran, dassalles damit beginne, dass Gott ein Beziehungsgeschehen in sich selbstdarstelle. Die Frage laute, wie dies in der Kirche gelebt werde. Wennwir vom Heiligen Geist in der Welt sprächen, so meinten wirdamit Manifestationen Gottes in der Welt, die von Gottes eigenemLeben nicht getrennt seien. Der Begriff perichoresis beschreibedie innertrinitarischen Beziehungen (zur Illustration diente das Bilddes Sich-die-Hand-Reichens).

4

Es wurde gefragt,was der Vorschlag einer Abkehr vom klassischen (ökumenischen)Paradigma von der Mission Gottes (missio Dei) bedeute. Die Gruppe antwortete darauf, dass die vorgeschlagene stärkereBetonung der Rolle des Heiligen Geistes dazu zwinge, die Tatsache,dass Gott ein Beziehungsgeschehen sei, ernst zu nehmen. Dadurch werdeauch der Beziehungsaspekt des menschlichen Lebens und deschristlichen Zeugnisses betont (Ich-Du-Beziehung in derPhilosophie) und es könnte den Weg zu einem neuen Verständnisund einer neuen Praxis des Dialogs öffnen.

5

Unabhängig vom Inhaltdes Gruppenberichts wurde eine Frage zur Bedeutung der Bibelstelle inMt 12,31-32 gestellt, in der es um eine Sünde geht, die nichtvergeben werden kann (Blasphemie gegen den Heiligen Geist). EinMitglied der Gruppe antwortete, dass die Frage diskutiert worden sei,und gestand ein, dass es sich hierbei um eine schwierige und ernsteAngelegenheit handle. Diese Verse hätten das Reden über denHeiligen Geist vielerorts verstummen lassen. Eine abschließendeAntwort könne nicht gegeben werden: wenn das Zeugnis desHeiligen Geistes ignoriert werde, so sei das eine Blasphemie. Wennder Geist in der ganzen Schöpfung gegenwärtig/am Werk sei,dann sei es z.B. eine Blasphemie, das unbeachtet zu lassen.

6

Aus dem Plenum kamenWortmeldungen zu der Verbindung zwischen Heiligem Geist und Mission.Ein Teilnehmer stellte fest, dass wir als Christen in die Weltgingen, weil wir den Heiligen Geist empfangen hätten. Es seiGottes Mission, die uns dazu den Auftrag gebe. Mission sei einedirekte Konsequenz der Gegenwart und Stärkung durch den HeiligenGeist (Bezug auf Apg 1,8). Ein anderer Teilnehmer maß derFleischwerdung Christi (Phil 2) als Fokus der Mission in seinembesonderen Kontext größere Bedeutung bei als einerausschließlichen Betonung der Rolle des Heiligen Geistes.

Mehrere Mitglieder derGruppe antworteten darauf. Die Fleischwerdung Christi diene in derTat als Modell für die Mission. Aber man müsse erkennen,dass der Heilige Geist Jesus seine Identität gegeben habe (durchdie Taufe), erst danach habe Jesus Grenzen überschritten undgepredigt. Die Kraft komme vom Heiligen Geist, der Menschen aus ihrerjeweiligen Lebenssituation heraushole. Mission müssegrundsätzlich als gelebtes christliches Leben verstanden werden.Sie habe jedoch auch mit der Überschreitung von Grenzen, derÜberwindung des eigenen "Ichs" zu tun. Bis an dieEnden der Erde zu gehen und die Menschen zu lieben, sei nur in derKraft des Geistes möglich.

4 - Gemeinsame Empfehlungen

Das Plenum wollte sich nicht alle Empfehlungen derGruppen zu Eigen machen. Es bleiben daher Gruppenempfehlungen. Amletzten Abend der Konsultation fand jedoch eine Plenumsdiskussionüber die Weiterarbeit statt. Die nachfolgende Zusammenfassungstellt kein angenommenes Protokoll dieser Diskussion dar, sonderngibt einen Überblick über die Fragen (keine fertigausgearbeiteten Formulierungen), bei denen wir einen gewissen Konsenserreicht zu haben scheinen.

* Auch in Zukunft müssenErfahrungen der Zusammenarbeit mit und unter jungenMissionstheologen/innen möglich sein und es ist Aufgabe desÖRK/CWME, die Verantwortung für die Organisation weitererKonsultationen wie der in Rom zu übernehmen.

* Soweit wie möglichsollte die Arbeit mit denselben Personen fortgesetzt werden, wobeidie Gruppe jedoch um Personen aus bislang nicht ausreichendvertretenen Denominationen/Konfessionen bzw. Regionen erweitertwerden sollte. Es wurde als wichtig erachtet, auf bereits gewachsenenBeziehung aufzubauen, statt mit einer völlig neuen Gruppe neuanzufangen. Wenn das Alter der Beteiligten zu einem Problem werdensollte, so die Gruppenteilnehmer/innen, könnte die Gruppe in"immer junge Missionstheologen/innen" umbenannt werden.

* Die Schaffung einesNetzwerks junger Missionstheologen/innen sollte durch eine Datenbankoder ein Internetverzeichnis erleichtert werden.

* Die InternationalReview of Mission wird ersucht, Beiträge jungerMissionstheologen/innen aufzunehmen und deren Forschungsergebnissenund Untersuchungen vielleicht sogar eine Sonderausgabe zu widmen,wobei ein Redaktionsausschuss aus Mitgliedern dieser Gruppe gebildetwerden sollte, der diese Aufgabe übernehmen würde.

In der Diskussionwurden folgende Themen für die zukünftige gemeinsameArbeit und Konsultationen vorgeschlagen:

Versöhnung undUmweltgerechtigkeit

Versöhnung undHeilung in zerbrochenen Gemeinschaften6

Liturgische Aspekte derdiskutierten Themen (Rituale der Heilung und der Versöhnung,Miteinanderteilen des Reichtums liturgischer Ressourcen)

Mission (Grenzenüberschreiten, Dialog mit anderen) im weiteren Sinne desBegriffs.

Diese zusammenfassenden Notizen werden von denbeiden Ko-Vorsitzenden der Konsultation in Rom, Beate Fagerli, diedie letzten Sitzungen leitete, und Jacques Matthey, der das Protokollführte, vorgelegt.

Genf, den 7. Februar 2005

Übersetzt aus demEnglischen
Sprachendienst des ÖRK

 

1 Eine in der Gruppe und für die Gruppe erzählte Geschichte. Vgl Bericht über die Plenardiskussion weiter unten.
2 Diese Definition stammt aus: Healing and Wholeness. The Churches Role in Health. A report by the Christian Medical Commission. Genf, ÖRK, 1990, p. 6
3 Unter dem Begriff "persönlicher Aspekt der Heilung" verstehen wir Heilung, die die körperliche, seelische, emotionale und/oder geistige Heilung eines Einzelnen beinhaltet.
4 Vgl. Einführung zu dem vorliegenden Dokument.
5 Ein griechischer Begriff, der sich auf das gegenseitige Geben und Nehmen unter den drei Personen der Trinität, ihre wechselseitige Durchdringung bezieht.
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