Erhältlich in:

9.-12. November in Dresden, Deutschland

Überbracht durch Pater Dr. Daniel Buda

„Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.” 1. Petrus 3:15

Sehr geehrte Frau Präses Dr. Irmgard Schwätzer,

sehr geehrter Herr Ratsvorsitzender, lieber Bruder Nikolaus Schneider,

hohe Synode,

Es war eine gute Wahl und ein deutliches Zeichen, dass Sie den Eröffnungsgottesdienst Ihrer Synodaltagung als Gedenkgottesdienst an den Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren in der Dresdner Kreuzkirche gefeiert haben.  In der Kreuzkirche wurden in den Monaten, Wochen und Tagen vor dem Fall der Berliner Mauer Friedensgebete gehalten. In der Kreuzkirche war es auch, wo 1988 die Ökumenische Versammlung im Konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfungsbewahrung stattfand. Von dieser Versammlung gingen starke Impulse für die friedliche Revolution aus. Sie motivierte viele, die auf die Strassen gingen und demonstrierten.

Ich bin überzeugt, dass wir ein Vierteljahrhundert später eine neue Bewegung brauchen, die vom Kreuz ausgeht, das wir miteinander teilen als gemeinsames Zeichen für Gottes Frieden und Gottes Gerechtigkeit. Delegierte der 10. Vollversammlung des ÖRK vor einem Jahr in Busan (Republik Korea) beteten gemeinsam: „Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden“! Bereit, das Gebet zu leben und mit anderen zusammenzuarbeiten, die die gleiche Vision und Hoffnung teilen, riefen sie alle Menschen guten Willens auf, sich einem „Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“ anzuschliessen. Ich habe mich sehr gefreut, dass auch Sie sich bei Ihrer Synodaltagung im vergangenen Jahr diesen Aufruf zu eigen gemacht haben.

Die Berliner Mauer fiel am 9. November 1989 nicht von allein, aber durch eine Bewegung vieler Menschen, die friedlich auf den Strassen demonstrierten. Zusammen mit politischen Akteuren waren sie überzeugt, dass gerechter Friede möglich ist. So transformierten sie den kalten Krieg und den Wettbewerb der  Supermächte in Europa mit der Vision eines Kontinents, der auf Versöhnung und Frieden und miteinander geteilte nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung gegründet ist. Diese Vision und Bewegung für gerechten Frieden und einer Wirtschaft für das Leben sind heute drängender denn je – insbesondere auch sicherlich dort, wo noch immer Mauern, Zäune und tiefe Gräben der Feindschaft Menschen trennen wie an der Grenzen zwischen Nord- und Südkorea,  in den besetzten Gebieten Palästinas oder auf der Insel Zypern, im Sudan und der Demokratischen Republik Kongo.

Wir sehen wieder junge Menschen, die eine Vision des Lebens in Gerechtigkeit und Frieden motiviert. Sie können den Aufruf zum Pilgerweg als eine Bewegung gemeinsamer Gebete und gemeinsamer Aktionen verwirklichen. Vor wenigen Wochen demonstrierten 400 000 Menschen in New York für Klimagerechtigkeit. Der ÖRK war präsent mit 30 herausragenden Repräsentantinnen und Repräsentanten verschiedener Religionsgemeinschaften. Ich höre mit Freude, dass mehr und mehr Gemeinden, Gruppen und Kirchen in Deutschland sich auf öffentliche Aktionen für einen Pilgerweg der Klimagerechtigkeit vorbereiten, die im kommenden Jahr auf den Klimagipfel der Vereinten Nationen in Paris hinführen. Die Mauer des Widerstands gegen Veränderungen ist noch immer stark und hoch. Aber auch diese Mauer kann fallen.

Für solche Bewegung und die damit verbundene Netzwerkarbeit sind digitale Medien heute unverzichtbar. E-mail, Internet, Präsenz in sozialen Medien, Videokonferenzen und online webinars sind auch für eine international arbeitende Organisation wie den Ökumenischen Rat der Kirchen wichtige Werkzeuge. Uns ist klar: Kommunikation auf dem  Pilgerweg ist Netzwerkkommunikation, wie sie digitale Medien ermöglichen – intensiver Austausch von Erfahrungen und wechselseitige Ermutigung aller, die mitander auf Wegen der Gerechtigkeit und des Friedens in ihren jeweiligen Kontexten unterwegs sind.

Wir wünschen Ihnen und Ihren Beratungen und sicherlich auch für die wichtigen Wahlen, die sie auf der Tagesordnung haben, Gottes Segen, Weisheit und Mut, die uns Glaube, Hoffnung und Liebe auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens geben.

Pastor Dr. Olav Fykse Tveit
ÖRK-Generalsekretär