Zeichnung von Massa Zahdeh, Dar Al-Kalima School, Bethlehem.

Grußbotschaft vom Ökumenischen Rat der Kirchen

Weihnachten feiern wir Jesus Christus. An diesem Fest können wir das Mysterium des Guten inmitten des Gewöhnlichen, sogar inmitten des Bösen erkennen. Es ist der Moment, ein Licht in der Dunkelheit zu entzünden. Weihnachten ist eine Gelegenheit, in einer Welt, in der der Tod allgegenwärtig ist, die Anwesenheit des Gottes des Lebens zu feiern.

Wenn Christen Weihnachten feiern, erneuern wir unseren Glauben daran, dass die Herrlichkeit Gottes unter uns aufleuchtet. Wir feiern, dass dies durch Jesus Christus geschehen ist: von einer Frau als Mensch geboren, mit allem menschlichen Potenzial an Liebe und Verletzlichkeit, die zu einem neugeborenen Kind gehören.

Zum Menschsein gehört es, zunächst ein Kind zu sein. Als Kind wird uns das Leben durch andere geschenkt; wir müssen gefüttert und gewickelt werden, wir benötigen die Fürsorge unserer Mitmenschen, wir müssen von anderen lernen, wir müssen vor Gefahr, Gewalt und Krankheit geschützt werden. Wir müssen irgendwo zu jemandem dazugehören.

Heute haben viele Kinder enorme Möglichkeiten in ihrem gegenwärtigen und zukünftigen Leben. Sie sind wichtige Personen für ihre Familien, Gemeinschaften, Länder und in der globalisierten Welt. In allen Ländern dieser Erde sind sie Herausforderungen, Risiken und sogar Bedrohungen ausgesetzt. Einige sind dadurch stärker bedroht als andere, manche sogar mehr, als Kinder es je sein sollten. Das geschieht durch Konflikte, Gewalt und andere Angriffe auf ihre verletzlichen Körper und Seelen. Manche Kinder sind Geflüchtete, die ihr Zuhause und ein geschütztes Leben verlassen mussten – mehr Kinder als je zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg.

Das ist auch die Geschichte des Sohnes Gottes. Die biblische Erzählung der Geburt Jesu beinhaltet alle diese Dimensionen menschlichen Lebens: Fürsorge und Liebe, schreckliche Risiken und Bedrohungen. Herodes beging die schlimmste Sünde, alle Kinder in der Gegend, wo Jesus geboren wurde, zu töten, um seine Macht nicht zu gefährden. So wurden Jesus und seine Familie zu Flüchtlingen in Ägypten.

Als Ökumenischer Rat der Kirchen bekräftigen wir die Rolle der Kirchen im Engagement für die Bedürfnisse von Kindern. Wir ermutigen uns gegenseitig, voranzugehen und den Schwächsten unter uns Hilfe und Schutz zu bieten – insbesondere Verletzten und Geflüchteten. Hier wollen wir noch mehr tun und uns zu kinderfreundlichen, fürsorglichen und schützenden Kirchen entwickeln.

Dieses Jahr wurde unsere Weihnachtskarte von Kindern in Bethlehem gestaltet. Ihre Bilder sind großartige Darstellungen der Schönheit des Lebens am Geburtsort Jesu und gleichzeitig der Einschränkungen und sogar Bedrohungen im Leben der Kinder durch die anhaltende Besetzung des Landes mit ihren Mauern und Zäunen. Im aktuellen Kontext Bethlehems spenden diese Bilder allen Menschen Hoffnung. Sie steht in Verbindung mit der Hoffnung, die uns vor langer Zeit durch die Geburt Jesu in Bethlehem gegeben wurde. Durch Kinderaugen betrachtet ist diese Hoffnung noch wertvoller und scheint noch heller für alle Kinder in Gefahr, für alle Menschen jedes Alters und allerorten, die sich gemeinsam nach dem Reich des Friedefürsten sehnen.

Mögen die Kinder Bethlehems Zeichen der Herrschaft des Friedefürsten erfahren, des Kindes, das in ihrer schönen Stadt geboren wurde! Feiern wir Weihnachten, wo auch immer wir uns befinden, und möge die Liebe und Fürsorge Gottes für alle seine Kinder unsere Herzen erfüllen und unsere Schritte auf unserem gemeinsamen Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens lenken!

Rev. Dr Olav Fykse Tveit
Generalsekretär
Ökumenischer Rat der Kirchen

ÖRK-Weihnachtsvideo 2016: