Gemeinsames Kommuniqué

herausgegeben von den Delegationen des

Muslimischen Ältestenrates und des Ökumenischen Rates der Kirchen

anlässlich des Treffens vom

26. April 2017

in Kairo, Ägypten

Das zweite Treffen der Delegation des Muslimischen Ältestenrates unter Führung des Großimams der al-Azhar-Moschee, Seine Eminenz Professor Dr. Ahmad al-Tayyeb, und der Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) unter Leitung von Dr. Agnes Abuom, Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, und Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär, fand am 26. April 2017 an der al-Azhar-Universität in Kairo, Ägypten statt. Dr. al-Tayebb eröffnete die Versammlung mit der Begrüßung des Ökumenischen Rates der Kirchen auf dieser wichtigen Veranstaltung, die in einer kritischen Phase der Geschichte des Nahen Ostens und der Welt stattfindet.

Das Thema der Diskussion auf dem Treffen war 'Die Rolle von religiösen Führungspersonen bei der Unterstützung von Initiativen zur Staatsbürgerschaft und zum friedlichen Zusammenleben'.

Jede Delegation hielt drei Vorträge zu diesem Thema. Anschließend folgte eine Diskussionsrunde, an der alle Mitglieder der Delegationen beteiligt waren.

Die Vorträge der Delegation des Muslimischen Ältestenrates erfolgten durch:
- S.E. Professor Dr. Ahmad al-Tayyeb, Großimam der al-Azhar
- Professor Dr. Muhammad Quraish Shihab, ehemaliger Minister für religiöse Angelegenheiten, Indonesien
- S.E. Sheikh Sayyed Ali El-Amine, ehemaliger Mufti von Tyre

Die Vorträge der Delegation des Ökumenischen Rates der Kirche erfolgten durch:
- Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen
- S.G. Bischof Angaelos, Generalbischof der Koptischen Orthodoxen Kirche im Vereinigten Königreich
- Professorin Heidi Hadsell, Präsidentin des Hartford Seminary, Connecticut, USA

Die Beiträge ließen keinen Zweifel daran, welche Herausforderungen die Gegenwart mit sich bringt. Das gilt sowohl für den Nahen Osten als auch für andere Teile der Welt. Ebenfalls wird deutlich, wie sich die Probleme in unterschiedlichen Weltregionen gegenseitig negativ beeinflussen. Vor dem Hintergrund dieses Kontextes wird es umso wichtiger, dass die religiösen Führungspersönlichkeiten vorausschauend und  aktiv miteinander arbeiten, anstatt nur auf Ereignisse zu reagieren Ein wichtiger Aspekt von Führungsqualität ist die Überwindung von Grenzen und die Fähigkeit, gegenseitige Beziehungen aufzubauen. Das Thema der Beiträge und die sich daraus ergebende Diskussion war die Bekräftigung der gemeinsamen Natur unseres Bürger-Seins in jeder unserer Nationen. Dies sollte durch den Grundsatz 'gleiche Rechte für alle' sichergestellt werden. Religiöse Führungspersonen sollten dieses Konzept der Bürgerschaft zum Wohle aller Gemeinschaften fördern. Wir mögen in vielfacher Hinsicht unterschiedlich sein, aber diese Diversität sollten wir wertschätzen und für den positiven Aufbau unserer Gesellschaften nutzen

Ein wichtiger Aspekt eines solchen gebotenen Führungsverhaltens ist die Förderung von Bildung. Das beutet ein für alle verfügbares Bildungsangebot und eine umfassendere Aufklärung über die in unseren jeweiligen religiösen Traditionen verfügbaren Ressourcen, um Frieden und Einheit anstelle von Feindschaft zwischen den Menschen zu erreichen. Es wurde ebenfalls darüber diskutiert, welche Lehrpläne wir brauchen. Sie müssen Informationen über andere Glaubensgemeinschaften enthalten. Auch das Ethos der Zusammenarbeit wurde erörtert.  Die religiösen Führungspersönlichkeiten sind in besonderer Weise dafür verantwortlich, dass die Jugend angeleitet und ermutigt wird, verantwortungsvolle und nützliche Mitglieder ihrer jeweiligen Gemeinschaften und Gesellschaften zu werden. Wir erkennen an, dass es in unserer Vergangenheit auf jeder Seite Probleme gab und dass es in der Gegenwart manchmal zu Missverständnissen kommt. Dies sollte die Menschen guten Willens jedoch nicht davon abhalten, gemeinsam für eine friedliche Zukunft zu arbeiten. Es ist wichtig, dass wir in wertschätzender und friedensfördernder Weise übereinander sprechen. Es wurde ebenfalls bekräftigt, dass es manchmal wichtig ist, das Wort zu erheben und sich für den anderen einzusetzen. Es wurde besonders darauf hingewiesen, dass es für religiöse Menschen wichtig ist, den Kampf gegen die Armut gemeinsam zu führen. Armut ist sehr oft ein mitbestimmender Faktor für die Entstehung von Gewalt.  Die Menschen haben das Recht auf ein würdiges und ehrenhaftes Leben.

Die beiden Delegationen einigten sich auf die Unterzeichnung eines Protokolls über die Zusammenarbeit als formale Verpflichtung zu weiteren Dialogtreffen mit dem Ziel fruchtbarer Diskussionen und praktischer Wege zur Friedensarbeit.

 

ÖRK-Delegation
Pastor Dr. Olav Fykse Tveit

Dr. Agnes Abuom

S.E. Erzbischof Vassilios

S.G. Bischof Angaelos

Professorin Heidi Hadsell

Frau Berit Hagen Agoy

Pastor Dr. Yusuf Wushishi

Frau Marianne Ejdersten

Dr.Clare Amos

Frau Carla Khijoyan

Dr. Benjamin Simon

 

Delegation des Muslimischen Ältestenrates
Professor Dr. Ahmed al-Tayyeb

Professor Dr. Abbas Shuman

Feldmarschall Suwar Al Dhahab

Professor Dr. Mahmoud Hamdi Zaqzuq

Professor Dr. Muhammad Qureish Shehab

Scheich Sayyed Ali El-Amine

Dr. Adnan Al-Qattan

Dr. Abu Lubaba Al-Taher Hussein

Scheich Abdullah Fad‘aq

Botschafter Abdelrahman Moussa

Kanzler Mohammed Abdelsalam