Erinnerungen heilen – 11. März 2017, Hildesheim

Sehr geehrter Herr Bundespräsident  Gauck, sehr geehrte Kanzlerin Merkel, Eure Eminenz Reinhard Kardinal Marx, sehr geehrter EKD Ratsvorsitzender Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, liebe Schwestern und Brüder in Christus,

Diese Stunde der Wahrheit ist ein entscheidender Schritt zur Einheit der Kirche. Im Gebet Jesu in Johannes 17 lesen wir, dass die Einheit der Jünger untereinander  notwendig ist, damit die Welt glaubt. Die Welt soll erkennen, dass wir in Christus die Gegenwart des  wahren Gottes gesehen und gehört haben.  Die Einheit der Kirche soll die Wahrheit von Gottes Gnade und Liebe bezeugen. Die Welt soll wissen, dass Gott diese Erde und alles, was lebt, liebt -  so sehr, dass er seinen Sohn gesandt hat - mitten hinein.

Diese Wahrheit macht uns frei,  gemeinsam in die Zukunft zu gehen  und umso entschlossener miteinander den dreieinigen Gott des Lebens zu bezeugen.

Christen und Kirchen in Deutschland haben diese Wahrheit der Liebe  Gottes bezeugt, als sie mit dem Stuttgarter Schuldbekenntnis  die Gemeinschaft der Kirchen im Weltkirchenrat nach dem zweiten Weltkrieg gesucht haben.  Christen and die Kirchen in Deutschland haben die Wahrheit von der einen,  von Gott geschaffenen Menscheit bezeugt, als sie die Versöhnnung Europas und den Fall der Mauer ermöglicht  haben. Christen und Kirchen in Deutschland haben diese Wahrheit der Liebe bezeugt, als sie die historische und notwendige Öffnung Deutschlands für Flüchtlinge in unserer Zeit unterstützt haben. Die Christen und die Kirchen in Deutschland bezeugen  diese Wahrheit der Gnade und Liebe Gottes ,wenn sie heute die Versöhnung untereinander und die Zusammenarbeit im gemeinsamen Dienst  für die Welt suchen. Das ist ein ermutigendes Zeichen der Einheit und Gemeinschaft für alle Kirchen in der Welt.

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Die Kraft der Vergebung macht den Weg frei für das gemeinsame Zeugnis, das die Welt so dringend braucht. In dieser Zeit hat der Glaube an der eniem Gott und die eine  Menschlichheit ganz konkrete Relevanz und Konsequenzen in der Wirklichkeit der Sünde, in der Wirklichkeit der Ungerechtigkeit und der Polarisierung der Gesellschaft, die wir erleben, in der Wirklichkeit des arroganten Nationalismus, der Diskriminierung und  Ignoranz, der Gewalt im Namen der Religion und des Krieges.

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Darum liebe Freunde, freuen wir uns mit Euch über diesen Tag als grossen Schritt  vorwärts auf dem Weg zur Einheit der Kirche, die Zeichen und Sakrament ist für die Einheit der Welt in Gerechtigkeit und Frieden. Ich bringe die Grüsse und Segenswünsche der Gemeinschaft der Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen und unserer ökumenischen Partner. Wir werden euch auf eurem gemeinsamen Weg in die Zukunft begleiten. Die Hoffnung, die wir haben, richtet sich auf den Tag Gottes, der anbricht und mit ihm das Licht, das diese Welt erneuert und verwandelt. Heute erleben wir ein Zeichen für die Wahrheit dieser Hoffnung.

 

Pfarrer Dr Olav Fykse Tveit

Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen