Ökumenischer Rat der Kirchen
EXEKUTIVAUSSCHUSS
Uppsala, Schweden
2.–8. November 2018
Dok. Nr. 03.4

 

Erklärung zu Versöhnung und Wiederaufbau in Äthiopien und Eritrea

Der Exekutivausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen begrüßt von ganzem Herzen die jüngsten positiven Entwicklungen der Beziehungen zwischen Äthiopien und Eritrea und den Beginn eines Prozesses der Heilung von Wunden, die während des eritreisch-äthiopischen Krieges 1998–2000 geschlagen wurden. Damals haben ungefähr 80.000 Menschen ihr Leben verloren. Wir entbieten unseren Respekt und unsere Wertschätzung gegenüber dem äthiopischen  Premierminister Abiy Ahmed und gegenüber dem eritreischen Präsidenten Isaias Afwerki, die als Führer ihrer Länder diesen Konflikt durch eine gemeinsame Erklärung formell beendet haben, unterzeichnet auf dem Gipfeltreffen der beiden Staatsmänner am 9. Juli 2018. Der offizielle Friedensvertrag wurde am 16. September 2018 in Jeddah unterzeichnet. Wir feiern mit den Völkern beider Länder die Wiederaufnahme diplomatischer und wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Äthiopien und Eritrea, die Öffnung eritreischer Häfen für äthiopische Schiffe, das Abkommen zum Bau von gemeinsam betriebenen Häfen an der eritreischen Küste des Roten Meers, die Wiedereröffnung der Grenze am 11. September 2018 und die Wiederaufnahme der Personenfreizügigkeit zwischen beiden Ländern nach 20 Jahren geschlossener Grenzen.

In dieser Zeit der Versöhnung und Wiederherstellung in der Region geben auch positive Entwicklungen in den Kirchen beider Länder Anlass zu neuer begründeter Hoffnung auf die Heilung alter Wunden. Das Ende eines 27 Jahre währenden Schismas in der Äthiopischen Orthodoxen Kirche Tewahedo wurde mit der Wiedervereinigung der „Addis-Abeba-Synode“ und der „Synode im Exil“ zu einer Inspiration für die gesamte christliche Familie. Auch die Wiederaufnahme funktioneller Beziehungen mit der Eritreischen Orthodoxen Kirche Tewahedo im Anschluss an den Besuch einer ÖRK-Delegation in Eritrea im September 2017 – das war der erste Besuch dieser Art in zehn Jahren – hat neue Perspektiven für ein Engagement im eritreischen Kontext eröffnet.

Der Exekutivausschuss auf seiner Tagung in Uppsala, Schweden vom 2.–8. November 2018:

Begrüßt, bekräftigt und ermutigt diese Schritte zur Wiederaufnahme von Beziehungen innerhalb der Kirchen und mit den Kirchen sowie zwischen den Regierungen und den Menschen in beiden Ländern.

Fordert den ÖRK-Generalsekretär auf, Möglichkeiten zu erkunden, wie der ÖRK die tiefere Versöhnung zwischen den beiden Völkern und den Kirchen Äthiopiens und Eritreas weiter unterstützen und einen dauerhaften und belastbaren Frieden in der Region fördern kann.

Ersucht alle ÖRK-Mitgliedskirchen, kirchlichen Dienste und ökumenischen Partner, sich zu überlegen, wie sie die Kirchen und die Völker Äthiopiens und Eritreas auf ihrem anhaltenden Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens in ihren Ländern und in der Region begleiten und unterstützen können.