Der ÖRK-Exekutivausschusses erinnert daran, dass vor 400. Jahren mit Ankunft der ersten Schifflsladung aus Angola im Hafen von Jamestown, Virginia (USA) die Versklavung afrikanischer Völker begann (USA)

Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getränkt bin!

Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir's.

Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch:

Die Güte des Herrn ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende; sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.

Klagelieder 3, 19-23 (NRSV)

 

Ein historischer Augenblick

Am 23. Dezember 2017 hat der 115. Kongress der Vereinigten Staaten für die Resolution 1242 des Repräsentantenhauses mit dem Titel „400 Years of African-American History Commission Act“ gestimmt. Am 8. Januar 2018 hat der Präsident der Vereinigten Staaten dem Gesetz mit seiner Unterschrift Rechtskraft verliehen, womit die Kommission für die Aufarbeitung von 400 Jahren afroamerikanischer Geschichte gegründet war.

Das Gesetz ist eine Anerkennung dieses historischen Ereignisses im Jahre 1619 und soll den transatlantischen Sklavenhandel zwischen Angola und den USA sowie der Praxis der Besitzsklaverei aufarbeiten, die die Grundlage der gesamten Sklaverei in den USA war. Die Politik und Praxis der Versklavung von Menschen aus Afrika legten in den Vereinigten Staaten und vielen anderen Ländern das Fundament für die  systematische Entrechtung und Entmündigung von Menschen afrikanischer Abstammung für die nächsten 400 Jahre.

Ein Vermächtnis des spirituellen Widerstandes gegen Versklavung und Rassismus

Die neue panafrikanische Erbauungsschrift „Klage und Hoffnung“, der der Ökumenische Rat der Kirchen zugestimmt hat, enthält folgende Aussagen von  Pastor Quardricos Bernard Driskell: „Die Geschichte afrikanischer Menschen und der Menschen afrikanischer Abstammung begann nicht auf den Schiffen des transatlantischen Sklavenhandels. Die afrikanischen Völker lebten auf dem afrikanischen Kontinent vor dieser Zeit ein reiches Leben. Die versklavten Menschen Afrikas nahmen ihren spirituellen Besitzstand mit und interpretierten ihn in einem geänderten Kontext neu.  Zu diesem spirituellen Besitzstand gehörte auch ihr Glaube, der Christlichkeit neu interpretierte und zur Gründung schwarzer Kirchen führte. Spirituals erzählten von der Hoffnung auf Freiheit.  Diese Kirchen und die sakrale Kunst, die die Vision von Freiheit und den Kampf für diese Freiheit inspiriert haben, sind der Grund dafür, dass diese Menschen und ihre Nachfahren auch heute noch für eine gerechte Politik kämpfen.“

Diese schwarzen Kirchen gehörten mit zu den Gründerkirchen des ÖRK im Jahre 1948, nachdem sie den Fraternal Negro Council of Churches  in den USA gegründet hatten.  Sie brachten ihre theologischen Prioritäten und ihr kirchliches Vermächtnis mit ein, das eine inklusivere ökumenische Vorstellung von der koinonia bei der Gründung des ÖRK als Ausgangspunkt hatte, und leisteten so einen wichtigen Beitrag zum Fundament der Selbstverpflichtung des ÖRK, gegen Rassismus vorzugehen. In der Tat wurde das erste globale ökumenische Forum zum Thema Rassismus 1939 von Pastor Dr. Benjamin Mays einberufen, dem Sohn ehemaliger Sklaven und Mentor von Dr. Martin Luther King und späterem Mitglied des ÖRK-Zentralausschusses als Vertreter der National Baptist Convention USA Inc. nach der Ersten Vollversammlung des ÖRK 1948.r

Der ÖRK ist sich der Tatsache bewusst, dass Rassismus auch in der Kirche ein kontroverses Thema ist. Deshalb ist es so wichtig, die Diskussion über eine wiederherstellende Gerechtigkeit für Menschen afrikanischer Abstammung und indigene Völker weiter zu führen. Rassismus und eine rassistische Justiz sind globale Themen für das Jahr 2019 auf unserem gemeinsamen Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens.

 

Der Exekutivausschuss auf seiner Tagung in Bossey, Schweiz, vom 22.-28. Mai 2019:

Gedenkt des spirituellen Widerstandes der afrikanischen Völker in diesen 400 Jahren;

Bekräftigt die historische Partnerschaft, die die US-Kirchen und die ökumenischen Organisationen in den USA gemeinsam mit dem ÖRK dazu nutzen,  Rassismus weltweit zu bekämpfen, und freut sich auf die Vertiefung dieser Partnerschaft;

Beteiligt sich an den Gedenkfeiern zum 400. Jahrestag der Ankunft des ersten Sklavenschiffes in den USA, die von Kirchen, ökumenischen Organisationen und ihren Netzwerken in den USA veranstaltet werden, und begrüßt besonders die wichtigen Gedenkveranstaltungen der Kirchen anlässlich ihrer nationalen Versammlungen;

Bestätigt die aktuelle Relevanz und Bedeutung der ökumenischen Arbeit im Hinblick auf:

- die UN-Dekade für Menschen afrikanischer Abstammung;

- die Einladung an den UN-Sonderberichterstatter zu zeitgenössischen Formen des Rassismus, 2021 die USA zu besuchen, einschließlich des Schreibens des Nationalen Kirchenrates der USA (NCCCUSA) und seiner Partner an den US-Außenminister mit der Forderung, diese Einladung an den Sonderberichterstatter auszusprechen;

- die endgültige Fassung des US-Berichts als Vorbereitung auf das Universelle Periodische Prüfungsverfahren für die USA (2020). Dieser Bericht wird ebenfalls maßgebend für ein Kongressbriefing im Juni sein, um der Forderung nach dem Besuch des Sonderberichterstatters Nachdruck zu verleihen;

- die ÖRK-KKIA-Schulung zum Erreichen von Rassengerechtigkeit durch UN-Menschenrechtsmechanismen, die im April 2019 durchgeführt wurde;

Der Exekutivausschuss lädt alle ÖRK-Mitgliedskirchen ein, sich Möglichkeiten zum Gedenken an dieses historische Ereignis in ihren Kirchen zu überlegen; Gott um Vergebung im Namen unserer Vorfahren zu bitten, die sich an der Versklavung von Menschen aus Afrika beteiligt haben; und sich verstärkt für den Kampf gegen Rassismus und für Rassen- und Wirtschaftsgerechtigkeit und Wiedergutmachung einzusetzen.