Erklärung: Den Glauben an ein Ende von AIDS bewahren

 

Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist.

Hebräer 12,1

 

Wenn der Ökumenische Rat der Kirchen 2021 die 11. Vollversammlung abhält, wird die Welt gleichzeitig auf 40 Jahre seit der ersten AIDS-Diagnose zurückblicken. HIV ist mit keiner anderen Epidemie vergleichbar. Seit vier Jahrzehnten verursacht AIDS viele Millionen Todesfälle, zerstört Familien und Gemeinschaften und stellt Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und medizinische Fachleute vor die Herausforderung, nach einem wirksamen Impfstoff oder einer Heilung zu suchen. Während wir uns über die neusten medizinischen Fortschritte freuen, die für Millionen Menschen effiziente Methoden zur Vorbeugung und Behandlung hervorgebracht haben und die Hoffnung bringen, die Übertragung von HIV und anderen Epidemien zu verhindern, ist die HIV-Epidemie aber noch nicht beendet.

Was HIV und AIDS so zerstörerisch macht, sind die große Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Verletzlichkeit, die sie in Gesellschaften gebracht haben – und das Schweigen, Abstreiten und Urteilen angesichts menschlicher Tragödien. Die Barrieren, die uns daran hindern, die Herausforderungen im Zusammenhang mit HIV zu bewältigen, sind nicht nur der Zugang zu Medikamenten oder biomedizinischen Erkenntnissen, sondern auch Stigmatisierung und Diskriminierung, Angst und die sozialen Faktoren der Gesundheit.

Unsere Antwort auf HIV und AIDS muss die Menschen ins Zentrum rücken – diejenigen, die damit leben und anfällig sind, von HIV betroffen zu sein, aber auch die Personen, die für sie sorgen. Ihre Präsenz, ihre Erfahrungen und ihre Teilnahme bleiben zentrale und ausschlaggebende Aspekte der ökumenischen Antwort auf HIV und AIDS. Wir sind uns bewusst, dass uns Menschen, die mit HIV leben, beschenken, indem sie uns informieren und den medizinischen Fachleuten erlauben, genauere Hinweise zur Verfügung zu haben. Ihre Stimmen und ihre Anwesenheit unter uns sind an sich ein großes Geschenk für unsere Gemeinschaften und unsere Gesellschaft.

Seit dem Ausbruch der Krankheit hat der Ökumenische Rat der Kirchen von Anfang an auf seelsorgliche, praktische und prophetische Weise reagiert. Von der Erklärung des ÖRK-Exekutivausschusses von 1986 über AIDS und die Kirchen bis zum Hirtenbrief des ÖRK-Zentralausschusses von 2016, „Neuverpflichtung der Kirchen zu einer beschleunigten Antwort auf HIV“, haben wir als Gemeinschaft von Kirchen die biblischen Gebote von Menschenwürde, Liebe und Barmherzigkeit stets ernst genommen.

Nach bald vier Jahrzehnten HIV und AIDS dürfen wir in unserer Arbeit und unserer Verpflichtung kein Zögern aufkommen lassen.

 

Auf seiner Tagung vom 22.-28. Mai 2019 in Bossey, Schweiz, ruft der Exekutivausschuss die ÖRK-Mitgliedskirchen auf, sie mögen:

  • sich erneut dazu verpflichten, den Programmen im Zusammenhang mit HIV und AIDS den Vorrang zu geben;
  • ihre Bestrebungen verstärken, um Stigmatisierung und Diskriminierung aufgrund von HIV zu überwinden;
  • einen besseren Zugang zu medizinischen und seelsorglichen Diensten im Bereich von HIV und AIDS innerhalb unserer Kirchen und Gesellschaften fördern;
  • die Kommunikation und Gespräche fördern zu Themen, die die Menschen anfällig für HIV und AIDS machen;
  • finanzielle Verpflichtungen zur Unterstützung der Arbeit mit HIV und AIDS vergrößern;
  • sich der ökumenischen Fürsprachearbeit sowie nationalen und internationalen Bewegungen anschließen, um die Pandemie zu beenden.