Kirchen für Frieden und Versöhnung

Das vorliegende Hintergrunddokument dient der Information und Weiterarbeit zur Dekade zur Überwindung von Gewalt. Es wirft Fragen auf, die eine Zwischenbewertung erlauben sollen, und macht Vorschläge zu der Richtung, die in den kommenden fünf Jahren eingeschlagen werden könnte, damit die Bemühungen um eine Überwindung der Gewalt über die Dekade hinausgehen.

Seit der Eröffnung der Dekade zur Überwindung von Gewalt im Februar 2001 in Berlin sind fünf Jahre vergangen. Die Vollversammlung in Porto Alegre findet also zur Halbzeit der Dekade statt und bietet eine willkommene Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen, eine Zwischenbilanz zu ziehen und die Leitlinien für den zweiten Fünfjahreszeitraum neu zu bestimmen.

I

Es ist ermutigend, dass der Impuls der Dekade in einer stetig wachsenden Zahl von Kirchen und Regionen aufgenommen wurde. Die Praxis des jährlich wechselnden thematischen und geographischen Schwerpunkts im Zusammenhang mit den Herausforderungen, vor denen die Kirchen in bestimmten Konfliktgebieten stehen, und mit ihrem Zeugnis für den Frieden hat dazu beigetragen, Bündnisse der ökumenischen Solidarität auf dem Weg zu Frieden und Versöhnung zu schmieden.

In der zweiten Hälfte der Dekade wird die Aufgabe darin bestehen, diese Bündnisse und Verbindungen zwischen Kirchen, Netzwerken und Bewegungen zu stärken und effektiver zu gestalten. Der von der Dekade ermöglichte "ökumenische Raum" muss gefüllt und gestaltet werden durch gegenseitige Besuche, durch die Auswahl weiterer beispielhafter Initiativen und durch eine bewusste Schwerpunktlegung im Blick auf die Grundelemente des christlichen Zeugnisses für den Frieden. Damit sollen die Einheit und die gemeinsame Stimme der Kirchen gestärkt werden. Nur auf diesem Weg kann das übergeordnete Ziel der Dekade erreicht werden, nämlich das Streben nach Frieden und Versöhnung "vom Rand in das Zentrum des Lebens und des Zeugnisses der Kirchen" zu bringen.

II

Mit der Dekade haben die Kirchen in der Gemeinschaft des Ökumenischen Rates einen Kurs eingeschlagen, der Ausdauer und Hartnäckigkeit erfordert. Die Ziele, Gewalt zu überwinden und eine Friedenskultur aufzubauen, implizieren geistliche, theologische und praktische Herausforderungen für die Kirchen, die sie in ihrem Wesenskern als Kirche berühren.

Bei der Eröffnung der Dekade wurden folgende Ziele formuliert:

  • sich umfassend mit dem breiten Spektrum von direkter wie auch struktureller Gewalt zu Hause, in Gemeinschaften und auf internationaler Ebene auseinandersetzen und aus vor Ort und in den Regionen vorgenommenen Analysen der Gewalt und der Möglichkeiten ihrer Überwindung lernen;
  • die Kirchen auffordern, Geist, Logik und Praxis der Gewalt zu überwinden, auf jede theologische Rechtfertigung von Gewalt zu verzichten und erneut die Spiritualität von Versöhnung und aktiver Gewaltlosigkeit zu bekräftigen;
  • ein neues Verständnis von Sicherheit schaffen, das auf Zusammenarbeit und Gemeinschaft anstatt auf Herrschaft und Konkurrenz beruht;
  • von der Spiritualität Andersgläubiger und ihren Möglichkeiten, Frieden zu schaffen, lernen, mit Gemeinschaften Andersgläubiger bei der Suche nach Frieden zusammenzuarbeiten, und die Kirchen auffordern, sich mit dem Missbrauch religiöser und ethnischer Identität in pluralistischen Gesellschaften auseinanderzusetzen;
  • gegen die zunehmende Militarisierung unserer Welt und insbesondere gegen die Verbreitung von Kleinwaffen und leichtenWaffen zu protestieren.

Was lässt sich im Rückblick auf die ersten fünf Jahre der Dekade als Zwischenbilanz feststellen?

III

1. Es ist ermutigend, dass viele Gemeinden, Initiativen und christliche Friedensdienste in der ersten Hälfte der Dekade damit begonnen haben, eine ganze Reihe von Basisprojekten zu entwickeln, um den unterschiedlichen Formen von Gewalt, die wir heute in Familien, an Schulen, auf Straßen und in zivilen Konflikten erleben, zu begegnen. Angesichts eben dieser Vielfalt an Projekten ist es jedoch notwendig, dafür zu sorgen, dass in den Kirchen Räume und Menschen zur Verfügung stehen, die Verantwortung für die Koordination, Netzwerkarbeit, Beratung und Verbesserung solcher Bemühungen übernehmen und zum Austausch von Erfahrungen anregen. In zahlreichen Kirchen sind ermutigende Schritte in dieser Richtung unternommen worden. Solche Aktionen sind umso wichtiger, als nur auf diese Weise die unterschiedlichen Projekte gewaltfreien Handelns Relevanz in der Gesellschaft erlangen können.

Parallel zur Dekade zur Überwindung von Gewalt findet die UN-Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit für die Kinder der Welt (2001-2010) statt. Im Kontext der von der Weltgesundheitsorganisation durchgeführten Analyse der globalen Gewalt wird Gewaltprävention als Priorität für die öffentliche Gesundheit angesehen (Vollversammlung der WHO, Resolution WHA 49.25). Die Allianz für Gewaltprävention bietet den Kirchen gleichermaßen Chancen wie Aufgaben, in Zusammenarbeit mit Regierungen und Nichtregierungsorganisationen als verständnis- und verantwortungsvolle Mitglieder der Zivilgesellschaft zu handeln. Diese Zusammenarbeit muss weiter ausgebaut werden.

Gleichzeitig ist festzustellen, dass manche Kirchen in ihrem Leben und ihrer Praxis bislang wenig Raum für gewaltlose Denk- und Handlungsweisen geschaffen haben. In diesen Fällen ist wenig getan worden, um Mittel und Strukturen für Aktivitäten im Rahmen der Dekade bereitzustellen, und auch eine verantwortliche Begleitung und Koordination solcher Aktivitäten ist zumeist nicht erfolgt. Als Folge daraus ist die Dekade in manchen Regionen kaum bekannt, besonders bei anderen gesellschaftlichen Kräften, die sich selbst für die Gewaltprävention einsetzen; ihre gesellschaftliche und politische Wirkung ist daher sehr begrenzt. Da die Dekade eine ökumenische Initiative der Gemeinschaft der Kirchen weltweit ist, werden Mitglieder dieser Gemeinschaft, die in Versöhnungsprozessen engagiert sind, ihre Überzeugungen und ihre Energie mit denen teilen müssen, die noch nicht auf den starken und klaren Aufruf reagiert haben: Frieden zu schaffen ohne Gewalt, ist eine christliche Kerntugend und ein Gebot der Botschaft des Evangeliums.

2. Die Debatte über das ganze Spektrum von Gewalt hat begonnen. Natürlich steht die Analyse der unterschiedlichen Erfahrungen von Gewalt im Zentrum der kritischen Aufmerksamkeit. Es fällt auf, dass individuelle und interpersonelle Gewalt mit 80% der weltweiten Todesfälle durch physische Gewalt überwiegen. In der zweiten Hälfte der Dekade sollte der Schwerpunkt bewusster auf die Suche nach konkreten und realistischen Mitteln, "Geist, Logik und Ausübung von Gewalt zu überwinden", verlagert werden.

Es lässt sich jedoch nicht übersehen, dass die erste Hälfte der Dekade von brutalen Akten des internationalen Terrorismus und den Reaktionen darauf überschattet wurde, insbesondere in Form der Militärinterventionen in Afghanistan und im Irak. Selten zuvor haben sich Geist, Logik und Ausübung der Gewalt so offen gezeigt. Die Herausforderung für die Kirchen besteht darin, auf jegliche theologische und ethische Rechtfertigung von Gewalt zu verzichten; dies erfordert eine geistliche Unterscheidungsfähigkeit, die aus einer Spiritualität der aktiven Gewaltlosigkeit schöpft. Hier bedürfen die Kirchen gegenseitiger Unterstützung und Ermutigung. Die Bemühungen der Kirchen im Kontext der Dekade sollten noch entschiedener von einer gründlichen ethisch-theologischen Reflexion und einem Eintreten für gewaltfreie Konfliktprävention, für zivile Formen des Konfliktmanagements und der Friedenssicherung sowie für einen "gerechten Frieden" geprägt sein.

3. Die Sorge um Sicherheit ist zum beherrschenden Motiv für individuelle wie auch für gesellschaftliche und politische Entscheidungen geworden. Traditionelle Ansätze, die auf dem Konzept der "nationalen Sicherheit" und ihrer Verteidigung mit militärischen Mitteln basieren, scheinen erneut die Oberhand zu gewinnen und drängen die Erkenntnis, dass das Hauptziel Sicherheit für die Menschen und nicht nur für den Staat sein sollte, häufig in den Hintergrund. "Menschliche Sicherheit" setzt gerechte gemeinschaftliche Beziehungen und die Achtung der Menschenrechte voraus. Im Licht der jüngsten Erkenntnisse zur physischen Gewalt verdient der Begriff der menschlichen Sicherheit, verstanden als Sicherheit zu Hause und in der Gemeinschaft, mehr Aufmerksamkeit und muss stärker in der Bildungsarbeit berücksichtigt werden. Gleichzeitig wird Sicherheit zunehmend durch die Auswirkungen der wirtschaftlichen Globalisierung bedroht. Daher sind die Bemühungen um eine "alternative Globalisierung im Dienst von Menschen und Erde" als entscheidender Beitrag zur Fortsetzung der Dekade anzusehen.

4. Alle religiöse Gemeinschaften und Traditionen sind mit der Erwartung und der Aufgabe konfrontiert, Wege zum Frieden und zur Überwindung von Gewalt aufzuzeigen. Häufig wird religiöse Zugehörigkeit in Verbindung mit ethnischer Identität zur Legitimierung und Mobilisierung in Situationen gewaltsamer Machtkonflikte benutzt. Aus diesem Grund ist der interreligiöse Dialog über die verdeckten Verbindungen zwischen Religion und Gewalt einer der Schwerpunkte der Dekade geworden. Dies gilt insbesondere für den Dialog zwischen Christen und Muslimen. Natürlich "ist der interreligiöse Dialog seinem Wesen nach kein Instrument zur Problemlösung in akuten Krisensituationen". Dennoch kann das durch geduldigen Dialog und praktische Kooperation zum gemeinsamen Wohl aufgebaute Vertrauen "in Zeiten des Konflikts verhindern, dass die Religion als Waffe benutzt wird" (Ökumenische Erwägungen zum Dialog und zu den Beziehungen mit Menschen anderer Religionen, ÖRK Genf 2003, Nr. 28, S. 13).

5. Die massive Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen im Kontext des so genannten "Kampfes gegen den Terror" haben zu einer deutlichen Verbreitung von Waffen und insgesamt zu einer wachsenden Militarisierung der Welt geführt, die eine Phase der tatsächlichen Abrüstung in allen Waffenkategorien, von Antipersonenminen bis hin zu Atomwaffen, abgelöst hat. In ihren Aktivitäten während der zweiten Hälfte der Dekade sollten die Kirchen den aus dieser Situation entstehenden Problemen mehr Aufmerksamkeit schenken. Auch wenn die Kirchen die ethische Anforderung, die sich aus der Verantwortung für den Schutz derer ergibt, die sich nicht selbst schützen können, allmählich deutlicher erkennen, so weisen sie doch ganz besonders darauf hin, dass der internationale Terrorismus nicht mit militärischen Mitteln, d.h. durch Krieg, besiegt werden kann; im Gegenteil, er wird dadurch noch verstärkt und angeheizt. Gleichzeitig lässt sich feststellen, dass immer mehr Menschen der Gewalt zum Opfer fallen in zivilen und lokalen Konflikten, die mit leichten und Kleinwaffen geführt werden. Dies bleibt eine große Herausforderung für die Kirchen insgesamt.

IV

Langfristig wird die Dekade zur Überwindung von Gewalt daran gemessen werden, ob sie zu einem veränderten Bewusstsein und zu tieferen Erkenntnissen über die theologischen, ethischen und geistlichen Grundlagen des christlichen Engagements für den Frieden geführt hat. In der ersten Hälfte der Dekade kam der Gewaltfrage die höchste Aufmerksamkeit zu. In den verbleibenden fünf Jahren sollten die Versöhnungsarbeit und der Aufbau einer Friedenskultur in den Mittelpunkt rücken. Dies sollte mit einer kritischen Überprüfung und Weiterentwicklung der Diskussion über die Ethik des Friedens in der ökumenischen Bewegung verbunden werden.

1. In letzter Zeit taucht immer häufiger der Begriff des "gerechten Friedens" in der ökumenischen Diskussion auf, besonders im Gegensatz zur Doktrin des "gerechten Krieges". Allerdings ist bislang noch keine überzeugende Begründung oder handlungsorientierte Konkretisierung entwickelt worden. Die Erkenntnis der biblischen Weisheit, dass Gerechtigkeit und Friede untrennbar miteinander verbunden sind (Ps 85), ist schon immer Teil der ökumenischen Grundüberzeugungen gewesen. Das Interesse sollte sich daher darauf richten, wie die Strukturen der Ungerechtigkeit, die immer neue Gewaltkonflikte hervorbringen, überwunden werden können. Welche Minimalanforderungen im Hinblick auf menschliche Sicherheit und Achtung der Menschenrechte und Menschenwürde sind zu erfüllen, damit man von Frieden sprechen kann? Die Achtung der Menschenwürde und die aktive Förderung des Gemeinwohls sind Gebote des Evangeliums Jesu Christi; d.h. die Menschen, Männer und Frauen, sind nach dem Bilde Gottes geschaffen und gerecht durch seine Gnade. Daher sollten Menschenrechte als die grundlegenden Elemente einer Praxis der Gewaltprävention und der Gestaltung eines gerechten Friedens herausgestellt werden. Daneben gehört das Bestreben, eine verbindliche Rechtsstaatlichkeit auf nationaler wie internationaler Ebene herzustellen und zu entwickeln, zu den Voraussetzungen für einen gerechten Frieden. Doch müssen wir auch das Verständnis der Gerechtigkeit kritisch überprüfen und es weiterentwickeln zu einer "wiederherstellenden" oder "transformativen" Gerechtigkeit mit dem Ziel, funktionierende und gerechte Beziehungen in Gemeinschaft aufzubauen.

2. Der aktive Kampf gegen "Geist, Logik und Ausübung von Gewalt" sollte zunächst darauf gerichtet sein, konkrete Mittel und Wege für die friedliche und gewaltlose Konfliktlösung zu entwickeln und anzuwenden. Wer sich bei dieser Suche im Kontext der Dekade engagiert, sollte sich bewusst sein, dass dies im Kern ein moralischer und geistlicher Kampf ist, in dem die Religionsgemeinschaften die Führung übernehmen müssen. Sie müssen mit einer kritischen Neubewertung ihres eigenen Beitrags zur Entwicklung einer Gewaltkultur beginnen und ihre geistlichen Ressourcen stärken, die dazu beitragen können, die destruktive Energie der Gewalt in eine konstruktive Kraft des Lebens umzuwandeln. Die Praxis der Gewaltlosigkeit muss in einer Spiritualität verwurzelt sein, die sich der eigenen Verwundbarkeit bewusst ist und gleichzeitig der Versuchung widersteht, in der Mentalität von Täter und Opfer stecken zu bleiben; eine Spiritualität, die die Machtlosen ermutigt und ermächtigt, sich denen, die ihre Macht missbrauchen, zu widersetzen; eine Spiritualität, die auf die aktive Gegenwart der Macht Gottes in menschlichen Konflikten vertraut und daher den scheinbaren Mangel an Alternativen in Situationen der Gewalt überwindet.

3. Im Kontext der zahlreichen "Wahrheitskommissionen" ist die enge Beziehung zwischen Versöhnung und der Aufdeckung der Wahrheit über die Prozesse und Strukturen von Gewalt in den Blickwinkel der Aufmerksamkeit gerückt. Der Versuch Südafrikas, sich mit der langen Gewaltgeschichte unter dem Apartheidregime auseinanderzusetzen, hat gezeigt, dass es keinen Weg gibt, der direkt von der Aufdeckung der Wahrheit zu Versöhnung und Vergebung führt. Das Evangelium ist eine Botschaft der bedingungslosen Liebe, und Versöhnung ist ein Prozess, der die Früchte der Liebe in sich trägt, wie Jesus Christus gezeigt hat. Dennoch müssen der Einsatz für Wahrheit und der Widerstand gegen ihre Verzerrung als wichtige Reaktion auf bestehende Gewaltsituationen angesehen werden. Die gewaltsamsten Konflikte werden durch verzerrte gegenseitige Wahrnehmungen genährt. Sie leben von der Projektion von Feindbildern, hinter denen die konkreten Menschen und ihre Lebenssituation verschwinden. Und doch ist eine Konfliktlösung oder auch nur ein Versöhnungsprozess ohne die Beteiligung der Betroffenen unmöglich. Unter allen Organisationen in der Gesellschaft sind die Kirchen diejenigen, die am besten mit der wahren Situation der Menschen vertraut sind, da ihre Interpretation der Realität im Lichte des Evangeliums unabhängig von allen politischen, ethnischen und nationalen Interessen ist und dadurch den Blick auf eine versöhnte Gemeinschaft in Gerechtigkeit öffnet. Die Dekade sollte die Bereitschaft und den Mut der Kirchen stärken, "in Wahrheit zu leben" - auch wenn sie dadurch in Opposition zur herrschenden politischen Macht geraten - und so Wege zur Versöhnung zu eröffnen.

4. Diese Grundüberzeugungen sollten in der zweiten Hälfte der Dekade in praktische Maßnahmen umgesetzt werden. In der gesamten Dekade sollten die Kirchen kontinuierlich dazu ermutigt werden, sich in ihrem Zeugnis und ihrem Dienst noch bewusster dafür zu öffnen, "Botschafter der Versöhnung" (2 Kor 5) zu sein. Dies bedeutet auch, dass sie Projekten, die im Zusammenhang mit der Dekade stehen und die von Menschen an der Basis initiiert worden sind, verantwortliche Begleitung und Unterstützung geben sollten; dies umfasst auch, wo immer notwendig, eine Koordinierung, eine Beratung sowie die Schaffung von Möglichkeiten zur Verbesserung und zum Erfahrungsaustausch sowie finanzielle und materielle Unterstützung.

Außerdem sollten Kirchen - mehr als bislang - bereit sein, öffentlich und nachdrücklich für die Interessen und Ziele der gewaltlosen Projekte im Rahmen der Dekade einzutreten und sich an Aktionen zu beteiligen, die diesen Interessen und Zielen dienen. Insbesondere sollten sie aktiv alle Bemühungen unterstützen, die den Aufbau von Strukturen, Instrumenten, Programmen und Gemeinschaften eines gewaltlosen, zivilen Konfliktmanagements zum Ziel haben. In ihren Bildungs- und öffentlichen Informationsprogrammen sollten sie ein ziviles und gewaltfreies Sicherheitsverständnis fördern und sie sollten in der Ausübung ihrer öffentlichen Verantwortung sowie im Dialog mit politischen Partnern die wachsende Militarisierung der internationalen Politik und die Weiterverbreitung von Kleinwaffen verurteilen. Jeder Versuch, Gewalt und Angst als legitime politische Instrumente einzusetzen, ist abzulehnen.

5. Seit ihren frühesten Anfängen ist die ökumenische Bewegung eine Bewegung für Frieden und Versöhnung. Die ökumenische Gemeinschaft der Kirchen ist ein kraftvoller Ausdruck der Überzeugung, dass die Gemeinschaft aller Heiligen, die ein Geschenk Gottes und in Gottes dreieinigem Leben verwurzelt ist, die Kultur der Feindschaft und Ausgrenzung, die unweigerlich zu Teufelskreisen der Gewalt führt, überwinden kann. Sie ist selbst zu einem Sinnbild für die Möglichkeiten eines versöhnten Miteinanders unter Anerkennung der nach wie vor bestehenden Unterschiede geworden. Wenn sich diese Gemeinschaft für eine Versöhnung aller auf der ganzen Welt unter Gewalt leidenden Menschen einsetzt und aktive, gewaltlose Wege der Konfliktlösung anbietet, kann sie in der Tat zu einem glaubwürdigen Zeugnis der Hoffnung, die in uns wohnt, werden: einer Kultur des Friedens und der Versöhnung für die gesamte Schöpfung.

"Nichts zeichnet einen Christen so sehr aus als dies: Friedensstifter zu sein." (Basilius der Große)