Weihnachten 2024
„Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende.“ – Jes 9,6-7
Während wir das Weihnachtsfest und die Geburt des Friede-Fürst sehnlich erwarten, sind wir uns der Gewalt und Zerstörung deutlicher denn je bewusst, die unsere Welt zerreißen, Familien und Nationen spalten und ein Affront gegen alle Werte der Gottesherrschaft auf Erden sind. Insbesondere die Kriege in der Ukraine, im Gazastreifen, im Libanon und im Sudan haben zehntausende Menschenleben gefordert und unzählige weitere zerstört, haben unendliche Trauer, ungeheure Verluste, unsagbaren Schmerz und unermessliches Leid verursacht.
Wir wissen, dass diese nervenaufreibenden Kriege und die anhaltende Gewalt nur die sichtbaren Symptome größerer Gefahren sind. Es kommen viele verschiedene Krisen – die Klimakrise, die Krise in Bezug auf die demokratische Staatsführung, die Nahrungsmittelunsicherheit, die Ungerechtigkeit aufgrund ethnischer Zugehörigkeit, Zwangsmigration, geschlechtsspezifische Gewalt, Armut und Ungerechtigkeit allgemein – in unserer heutigen Welt zusammen und lösen Verunsicherung in Bezug auf die Gegenwart und Angst vor der Zukunft in uns aus. Wo bleibt der „perfekte Frieden“ für jeden Einzelnen und jede Einzelne von uns, den uns Jesaja verheißen hat? Was ist mit dem gesellschaftlichen Frieden, der Konflikte löst, Hass eindämmt und Spaltung überwindet? Und wo bleibt der Frieden unter den Völkern, der Gewalt stoppen, Leben erhalten und Sicherheit, Würde und Wohlergehen aller Menschen wiederherstellen soll?
Wo ist Frieden in allem, was vor sich geht? Wo ist Gott in all dem? Die Geburt Jesu ist nicht nur ein Zeichen der Hoffnung, sondern der Beginn des Erlösungswirkens Gottes und ein Aufruf zu einem neuen Leben, zu Hoffnung und Frieden in ihm.
Durch die Geburt des Jesuskindes wird uns bewusst, dass Gott bei uns ist, sich mit uns identifiziert, teilhat an unserer Vulnerabilität und unsere eigenen Fähigkeiten stärkt, Frieden wiederherzustellen und Gerechtigkeit walten zu lassen. An Weihnachten feiern wir die Menschwerdung Gottes, unsere Würde und die Aktivierung von Hoffnung und Mut, um unermüdlich nach dem Frieden unter den Völkern zu streben, den die Engel verkündiget haben.
Als christliche Gläubige sind wir aufgerufen, Krieg und Gewalt zu verurteilen und für Frieden einzutreten. Im Ökumenischen Rat der Kirchen und in seinen 352 Mitgliedskirchen treibt dieses Erbe und das Streben nach Frieden sehr vieles von dem an, was wir tun. Wir setzen uns unermüdlich für Frieden in der Ukraine und im Nahen Osten, im Sudan und in Kolumbien und in Korea und an so vielen weiteren Orten ein. Wir kämpfen mutig gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder. Wir arbeiten mit vielen Partnern zusammen, um eine gerechtere Weltordnung zu schaffen, eine gerechtere internationale Finanzstruktur zu entwickeln und für interreligiöse Verständigung und Solidarität mit anderen Glaubenstraditionen zu sorgen.
Als Jüngerinnen und Jünger Christi praktizieren wir seine gewaltfreie Art zu leben, den wahren Weg zum Frieden. Wir widersetzen uns den Mächten und Kräften, die den Frieden bedrohen, und stellen uns mutig den Lügen und Unwahrheiten entgegen, die Menschen gegeneinander ausspielen. Wir beten für Frieden, wir kultivieren Frieden in unseren Herzen und Gemeinwesen und setzen uns Tag für Tag in Worten und Taten für Frieden ein. Jesajas Ankündigung des Friede-Fürst ist auch für uns heute trotz all der Herausforderungen und Probleme wahr. Immanuel – Gott ist mit uns ewiglich.
Lassen Sie uns also, wenn wir die Geburt Jesu in diesem Jahr feiern, weiter für einen gerechten Frieden und für Gerechtigkeit in unserer Welt beten, hoffen und eintreten, egal wie hoffnungslos es zuweilen scheinen mag, und lassen Sie uns nie vergessen, dass der Friede-Fürst bei uns ist. Möge das Wissen darum Ihnen Hoffnung, Freude und Kraft in Ihrem alltäglichen Ringen und Leid geben und der Welt Freude bringen! Mögen wir alle, belebt und beseelt durch unsere Feiern anlässlich der Geburt unseres Erlösers, nie von seinem Weg des Friedens abweichen und seine Verheißungen in unserer Zeit und Welt wahr werden lassen!
Der Friede Christi sei mit euch jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Pastor Prof. Dr. Jerry Pillay
Generalsekretär
The WCC Christmas message is available in English, German, French, Spanish and Arabic.
Christmas card 2024 from the World Council of Churches