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© Albin Hillert/ÖRK

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17 Studierende haben im August am Ökumenischen Institut in Bossey einen Zertifikatskurs in interreligiösen Studien abgeschlossen. Der sechswöchige Kurs, der von der Universität Genf akkreditiert ist, besteht jeweils zur Hälfte aus einem Fernstudium und dem Studium vor Ort.

Die Teilnehmenden waren im Alter von 20 bis 35 Jahren; fünf von ihnen waren Christen, fünf Juden und sechs Muslime. Neun Teilnehmende waren Frauen und acht Männer.

Die abschließenden Beurteilungen seitens der Studenten zeigen, wie viel der Mix aus Kulturen, Hintergründen und Glaubenstraditionen in einem Umfeld bewirken kann, das die ehrliche Auseinandersetzung miteinander fördert.

Elliot Steinberg ist Jude und kommt aus Großbritannien; er arbeitet als Programmreferent für den Rat von Christen und Juden in London. Er nahm an dem Kurs teil, weil er „dachte, es wäre interessant, Leute aus anderen Kulturen und Gemeinschaften kennenzulernen... Es war wirklich beeindruckend, viel mehr als ich erwartet hatte.“

Er fügte hinzu, er könne viel von dem hier Gelernten in seiner Arbeit anwenden.

Antony Abi Awad, katholischer Christ aus dem Libanon, arbeitet ehrenamtlich bei christlichen karitativen Organisationen im Libanon und hofft, bald seine Ausbildung als katholischer Priester beginnen zu können. „Im Libanon gibt es eine sehr große religiöse Vielfalt, aber es wurde noch nicht sehr viel dafür getan, Gemeinsamkeiten zu suchen und für Interaktion zwischen den Religionen zu sorgen.“ Er fügte hinzu, er habe nicht nur viel über die beiden anderen Religionen gelernt, sondern auch über die anderen christlichen Konfessionen. Er sei jetzt in der Lage, dazu beizutragen, mehr Gemeinsamkeiten zu finden und für mehr Interaktion zu sorgen.

Sajida Mohammed, Muslimin aus Nigeria und Großbritannien, nahm „aus purem Interesse“ an dem Kurs teil, insbesondere, da die abrahamitischen Religionen bereits früher ihr Studienschwerpunkt gewesen waren. Nach dem Kurs findet sie aber, sie könnte eventuell sogar beruflich im Bereich interreligiöser Dialog arbeiten.

Alle drei Studierenden sagten, jede Religion hätte einen überraschend ähnlichen Ansatz zu vielen Themen, sogar sehr starke Übereinstimmungen – nicht zuletzt in Bezug auf Migration und Staatenlosigkeit. Alle drei Religionen drängen ihre Gläubigen, Fremde nicht fortzuschicken. Dieser Ansatz – Ähnlichkeiten statt Unterschiede zu suchen, Gemeinsamkeiten statt Trennendes – wurde von den Studierenden selbst im Verlauf des Kurses aufgenommen.  Alle drei betonten, wie gut alle Teilnehmenden miteinander ausgekommen seien – und was sie aus dieser Tatsache bereits gelernt hatten.

Mohammed fand den persönlichen Umgang miteinander sowohl sehr bereichernd als auch stimulierend. „Es gab keinen Streit“, sagte sie. „Es waren sachliche Diskussionen; schließlich sind wir mit einer guten Meinung voneinander hierhergekommen.“ Steinberg betont, „wie wichtig der Umgang untereinander war... sich kennenlernen, Verbindungen aufbauen und hoffentlich in Verbindung bleiben. Das war für mich das Wichtigste.“

Für Mohammed und Awad war der bewegendste Teil des Kurses etwas Unerwartetes. Er gehörte zum praktischen Teil des Kurses. Als fester Kursbestandteil nahmen alle Studierenden an Studienbesuchen in einer Kirche, Moschee und Synagoge teil. Diese religiösen Erfahrungen bewegten und überraschten sie am meisten. Mohammed fand den Schabbat-Gottesdienst „sehr beeindruckend“.

Ökumenisches Institut Bossey

Bossey-Studierende feiern ihren Studienabschluss (ÖRK-Pressemitteilung vom 23. August 2016, in englischer Sprache)

ÖRK: Stärkung von Vertrauen und Respekt zwischen den Religionen