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Die erste Weltkonferenz zu „Religionen, Glaubensbekenntnissen und Wertesystemen: gemeinsam für die Durchsetzung einer gleichberechtigten Bürgerschaft.“ Foto: Peter Kenny/ÖRK

Die erste Weltkonferenz zu „Religionen, Glaubensbekenntnissen und Wertesystemen: gemeinsam für die Durchsetzung einer gleichberechtigten Bürgerschaft.“ Foto: Peter Kenny/ÖRK

Rednerinnen und Redner auf der Weltkonferenz über Menschenrechte und Religion bei den Vereinten Nationen in Genf, darunter auch der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, haben auf die Bedeutung einer gleichberechtigten Bürgerschaft hingewiesen, um etwas gegen Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung unternehmen zu können.

ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit sagte: „Die Forderung nach einer gleichberechtigten Bürgerschaft kommt in dem globalen Kontext, in dem wir leben, zur rechten Zeit. Religion wird als Mittel der Polarisierung immer stärker instrumentalisiert.“

Tveit war einer der Hauptreferenten auf der Weltkonferenz über „Religionen, Glaubensbekenntnisse und Wertesysteme: gemeinsam für die Durchsetzung einer  gleichberechtigten Bürgerschaft“ am 25. Juni, an der auch Delegierte der buddhistischen, christlichen, islamischen, jüdischen und hinduistischen Glaubensgemeinschaften teilnahmen.

In seiner Eröffnungsrede sprach der Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration, William Lacey Swing, von den immensen Problemen, die Menschen auf der Flucht heutzutage in einem besonders „toxischen Umfeld“ haben.

Tveit erinnerte in seiner Ansprache an sein Treffen mit einer Delegation des Muslimischen Ältestenrates unter Leitung des Großimams der al-Azhar-Moschee, Dr. Ahmad Al-Tayyeb, in Kairo im vergangenen Jahr. Dort wies er darauf hin, dass „der Grundsatz der gleichberechtigten Bürgerschaft ein zweckmäßiger Weg ist, im Bereich der Politik auf etwas hinzuweisen, das für unseren Glauben an Gott ebenfalls von Bedeutung ist.“

Das Prinzip der Bürgerschaft

„Das Prinzip der Bürgerschaft berührt Politik und Rechtssysteme, kann aber die Rechte und den Schutz aller Menschen bewirken, wer immer sie auch seien und unabhängig von der Glaubensgemeinschaft, der sie angehören.

Aus diesem Grund ist es für Menschen unterschiedlicher Religionen, Glaubensrichtungen und Wertesysteme umso dringender erforderlich, sich gemeinsam für eine gleichberechtigte Bürgerschaft als Mittel gegen die Geißeln Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und andere Formen der Intoleranz einzusetzen.“

Die Konferenz fand unter der Schirmherrschaft von Prinz El Hassan bin Talal des Haschemitischen Königreichs Jordanien statt. Mehr als 25 religiöse und politische Führungspersönlichkeiten und Laienführer aus den großen Regionen der Welt nahmen daran teil.

Tveit ging näher auf auf das langwährende Engagement des ÖRK für den Schutz der Menschenrechte und die Förderung der Menschenwürde ein, wobei den „am stärksten gefährdeten Menschen“ immer ein besonderes Augenmerk galt. Seit der Gründung der Vereinten Nationen vor rund 70 Jahren hat der ÖRK, der ebenfalls sein 70-jähriges Jubiläum gefeiert hat, seine Ziele auch immer mit Hilfe dieser Organisation verfolgt

„In einem solchen Kontext ist die Forderung nach einer gleichberechtigten Bürgerschaft auch ein aktiver Aufruf zu Solidarität, um die grundlegenden Rechte aller Menschen zu schützen. Dazu gehören auch die Religions- und Glaubensfreiheit.“

Der sunnitische Islamexperte Dr. Ahmed Al-Dawoody, Berater für islamisches Recht und islamische Jurisprudenz beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter an der al-Azhar-Universität, verwies auf die Worte Gottes aus dem Koran, dass wir „ein Gefühl der Einheit“ schaffen müssen, das „die Gleichheit aller Menschen erfordert und keinen Raum für die gegenseitige Diskriminierung der Menschen lässt.“

Er wies ebenfalls darauf hin, dass der Prophet Mohammed in seiner Abschiedspredigt am 6. März 632 das gleiche Konzept bestärkte:

Ein Vorfahre

„Ihr seid alle Kinder Adams und Adam wurde aus Lehm erschaffen. Ein Araber ist nicht mehr wert als ein Nichtaraber, noch ist ein Nichtaraber mehr wert als ein Araber; weder ist ein Schwarzer mehr wert als ein Rothäutiger, noch ein Rothäutiger mehr als ein Schwarzer; das einzige Maß der Überlegenheit ist Gottesfurcht.“

Das bedeute, dass jede Form der Diskriminierung oder Überlegenheit eines Individuums oder einer Gruppe von Menschen gegenüber anderen „im Islam verboten ist.“

Monsignore Robert J. Vitillo, Generalsekretär der Internationalen Katholischen  Migrationskommission, übermittelte eine Botschaft im Namen von Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.

Er sagte: „Die Gleichheit aller Mitglieder der einen menschlichen Familie ist ein fundamentaler Wert. Diese Gleichheit geht darauf zurück, dass alle Völker ja eine einzige Gemeinschaft sind, sie haben denselben Ursprung, da Gott das ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten Erdkreis wohnen ließ. Auch haben sie Gott als ein und dasselbe letzte Ziel.“

„Aus diesem Grund kann niemand, auch keine ethnische, religiöse oder politische Gruppe, mehr Rechte für sich in Anspruch nehmen als andere, nur weil sie einer besonderen Ethnie, Religion oder politischen Partei angehört“, sagte Vitillo.

„Ungleichbehandlung führt zu Unzufriedenheit, Bitterkeit, Frustrationen und in einigen Fällen sogar zu Hass und Rachegefühlen. Aus diesem Grunde sollten wir alle versuchen, ganz bewusst ungerechte Situationen und Strukturen zu überwinden.“

 

Stärkung von Vertrauen und Respekt zwischen den Religionen

Die erste Weltkonferenz über „Religionen, Glaubensbekenntnisse und Wertesysteme: gemeinsam für die Durchsetzung einer gleichberechtigten Bürgerschaft”

Livestream der Weltkonferenz zu Religionen und für die Durchsetzung einer gleichberechtigten Bürgerschaft bei den Vereinten Nationen