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Peter Prove, CCIA-Direktor, spricht mit christlichen Familien, die durch Überfälle des IS aus Mosul vertrieben wurden. Diese Familien fanden in einem Zeltlager auf dem Grundstück der chaldäischen Kirche in Erbil, Irak Zuflucht. © ÖRK/Gregg Brekke

Peter Prove, CCIA-Direktor, spricht mit christlichen Familien, die durch Überfälle des IS aus Mosul vertrieben wurden. Diese Familien fanden in einem Zeltlager auf dem Grundstück der chaldäischen Kirche in Erbil, Irak Zuflucht. © ÖRK/Gregg Brekke

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Ein Team des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) traf sich in der vergangenen Woche im Nordirak mit religiösen Führungspersonen und Mitgliedern der Gemeinschaften, um sich ein Bild der erhöhten Gewalt und der Vertreibungen aufgrund der Anschläge durch Kämpfer des selbst ausgerufenen „Islamischen Staates“ (IS) zu machen.

Die Gruppe war tief betroffen von Ausmaß, Intensität und dem plötzlichem Auftreten der Gewalt, durch die Tausende getötet und weitere Hunderttausende aus ihrem Zuhause und ihren Gemeinschaften vertrieben hat. Es wurde klar, dass die grundlegendsten humanitären Bedürfnisse noch nicht erfüllt sind.

Aus diesem Grund ruft der ÖRK seine 345 Mitgliedskirchen weltweit auf, durch Partner wie das ACT-Bündnis und andere verantwortliche Hilfswerke umgehend auf diese humanitäre Krise zu reagieren.

Außerdem „muss die internationale Gemeinschaft ihrer Verantwortung gerecht werden, diese extrem verwundbaren Menschen, darunter Christinnen und Christen und Angehörige anderer Religionsgemeinschaften in der Region, zu schützen“, sagte Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, ÖRK-Generalsekretär am Donnerstag, dem 4. September, im ÖRK-Büro in Genf, Schweiz.

„In dieser Situation müssen alle verantwortungsbewussten religiösen und politischen Führungspersonen zusammenstehen, um diese Brutalität zu verurteilen und sich mit der aktuellen Situation zu befassen“, so Tveit. „Lasst uns weiterhin für Gerechtigkeit und Frieden beten, und fragen, was wir tun können.“

„Wir sind zutiefst besorgt um unsere christlichen Schwestern und Brüder im Irak sowie um die Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften“, sagte Tveit. „Daher war es wichtig, dass ÖRK-Mitarbeitende diesen Solidaritätsbesuch bei Kirchen und religiösen Führungspersonen machten.“

Nach Angaben des Leiters des ÖRK-Teams, Peter Prove, dem Direktor der ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten (CCIA), sind „alle religiösen Gruppen außer diejenigen, die der ‚Islamische Staat‘ zu vertreten vorgibt, vom IS angegriffen worden, darunter auch andere muslimische Gruppen sowie christliche und jesidische Gläubige. Die Jesidinnen und Jesiden wurde ganz besonders brutal behandelt, gleichkommend einem Völkermord.“

Prove berichtete, dass laut örtlichen Hilfsorganisationen weniger als 20 % der Binnenvertriebenen gegenwärtig ein Mindestmaß an angemessener Nothilfe erhielten. Als Antwort auf diese Zahlen sagte Tveit, dass die humanitäre Hilfe schnell erweitert werden müsse, da in der Region kälteres Wetter vor der Tür stehe und eine große Anzahl der vor der Gewalt geflohenen Menschen ohne angemessene Hilfe verblieben.

Gleichzeitig erklärte Tveit: „Die Regierung des Irak ist verantwortlich für den Schutz ihrer Bürgerinnen und Bürger, und wenn sie diesen nicht gewährleisten kann, muss die internationale Gemeinschaft einschreiten, um die Sicherheit und den Schutz von Menschen zu garantieren, die auf brutale Art und Weise aus ihren Häusern vertrieben wurden.“

„Ein allfälliger Einsatz von internationalen Streitkräften in der Region sollte unter einem Mandat des UNO-Sicherheitsrats stattfinden“, sagte er.

„Angesichts internationaler militärischer Eingriffe in der Region in der jüngsten Vergangenheit und insbesondere angesichts der tragischen Auswirkungen auf die Menschen und die Gesellschaft im Irak in den letzten Jahren, sind die Gründe für ein besonnenes Vorgehen bei der Umsetzung solcher Maßnahmen natürlich offensichtlich.“

Schätzungen zufolge wurden durch die jüngsten Angriffe mehr als 600 000 Menschen vertrieben. Die bereits sehr große Anzahl an Vertriebenen aufgrund früherer Gewaltakte steigt somit weiter.

Die Regierung der Region Kurdistan trage einen Hauptteil der Lasten, doch habe sie eine außergewöhnliche humanitäre Antwort demonstriert, indem sie für Unterkunft und Unterstützung für die Vertriebenen sorgte, die sich nun in der Region Kurdistan befänden, erklärte Prove.

Fast alle Ortsgemeinden in der Region Kurdistan bieten großen Gruppen von Binnenvertriebenen Zuflucht in Kirchen, kirchlichen Gebäuden, auf ihrem Geländen und anderen Grundstücken. Die Mitglieder des ACT-Bündnisses beginnen, sich in der Region direkt und durch örtliche Partnerorganisationen wie das Christian Aid Program – Nohadra Iraq (CAPNI) und REACH zu engagieren.

Besonders besorgniserregend sei, so Prove, der bevorstehende Winter, da die meisten IDP mit nichts als den Kleidern, die sie auf dem Leib trugen, geflohen seien. Er sagte, es sei dringend nötig, die Unterstützung für die internationale humanitäre Hilfe drastisch zu erhöhen.

Tveit dankte im Namen des ÖRK denjenigen Mitgliedskirchen und kirchlichen Diensten, welche bereits reagiert haben, und rief alle Mitgliedskirchen und eine größere Anzahl von Mitgliedern des ACT-Bündnisses auf, sich im Einsatz für all jene zu engagieren, die unter diesen Gewaltakten leiden.

Ein Mitglied des ÖRK-Teams auf Solidaritätsbesuch im Irak war die ÖRK-Mitarbeiterin Carla Khijoyan.

Kirchen fordern Unterstützung des Menschenrechtsrates für religiöse Minderheiten im Irak (ÖRK-Pressemitteilung vom 2. September 2014)

Video-Interviews mit den Vertriebenen (in arabischer Sprache mit englischen Untertiteln)

Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten

Kirchen und Naher Osten: Solidarität und Zeugnis für den Frieden