Dr. Rommel F. Linatoc äußerte sich anlässlich des Globalen Forums des Ökumenischen Wassernetzwerks in einem Interview zu Fragen des Wassers und der sanitären Grundversorgung in den Philippinen und stellte das kirchliche Engagement in einen ökumenischen Kontext. Das Thema des Forums, das vom 25. bis 27. Oktober in Kenias Hauptstadt Nairobi stattfand, lautete „Wie ein Baum, am Wasser gepflanzt“.

Linatoc nahm an dem Globalen Forum als Vertreter des Nationalen Kirchenrats in den Philippinen, der dem ÖWN unlängst als Mitglied beigetreten ist, und der Asiatischen Christlichen Konferenz teil. Er war einer von 20 Delegierten aus aller Welt, die in Kenia zusammenkamen.

Das Interview mit Linatoc führte Fredrick Nzwili, ein Journalist aus Kenia.

Wie engagiert Ihre Organisation sich für Wasser und sanitäre Grundversorgung?

Unsere Arbeit konzentriert sich auf drei Bereiche: Aufklärungsarbeit, advocacy-Arbeit, Networking und politische Lobbyarbeit. Das sind die großen Bereiche, in denen wir uns zuhause in den Philippinen für Wasser und sanitäre Grundversorgung einsetzen.

In unserer Aufklärungsarbeit weisen wir darauf hin, dass der Zugang zu Wasser ein Grundrecht ist, für das sich die Regierung zusammen mit Akteuren der Zivilgesellschaft einsetzen muss.

In unserer advocacy-Arbeit stellen wir die Verbindung mit anderen Fragen und Bereichen her, wie Bergbau, Umwelt, Schöpfung.

Im Rahmen unseres Networking leisten wir politische Lobbyarbeit bei Senats- und Kongressmitgliedern und überzeugen sie davon, Beschlüsse zu fassen, die Fortschritte in dieser Frage und insbesondere bei der Verbesserung der Lage ausgegrenzter Bevölkerungsgruppen ermöglichen.

Nicht alle Menschen in den Philippinen haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Vielmehr leiden fast 60 % unserer Bevölkerung unter unzureichender Wasserversorgung. Nur 40 % haben ungehinderten Zugang zu dieser guten Gabe der Schöpfung.

Mit welchen Herausforderungen sind Sie in Ihrem Engagement für Wasser konfrontiert?

Wenn Sie in den Philippinen z.B. Forderungen nach politischen Reformen stellen, dann müssen Sie sich mit korrupten Regierungsvertretern auseinandersetzen. Die Folge ist, dass Sie sich in Lebensgefahr begeben. So wurde erst letzte Woche einer der Priester ermordet, der indigene Bevölkerungsgruppen in ihrem Engagement für den Schutz der Umwelt unterstützt hatte. Es ist die indigene Bevölkerung, die sich für den Schutz von Wasservorräten in den Wäldern einsetzt, und der Priester wurde ermordet, weil er ihre Anliegen verteidigt hatte. Für uns handelt es sich dabei um eine außergerichtliche Hinrichtung und wir beklagen die Kultur der Straffreiheit, in der dies möglich ist und die in meinem Land so sehr um sich greift.

Wie gehen Sie mit diesen Herausforderungen um?

Wir haben Aufklärungs- und politische Lobbyarbeit zu unserem Networking hinzugefügt. Wir appellieren auch an alle internationalen Partner und Freunde, diese Anliegen wirklich vor das Menschenrechtsgremium der Vereinten Nationen zu bringen.

Wie hat das Ökumenische Wassernetzwerk Ihnen in Ihrer Arbeit geholfen?

Das Netzwerk ist gut in dem Sinne, dass es uns befähigt, an säkularen wie auch an theologischen Diskussionen über die Wasserproblematik teilzunehmen. Dadurch, dass solche kirchlichen Netzwerke regional und international aktiv sind, helfen sie uns, uns ganzheitlich mit der Frage des Wassers auseinanderzusetzen.

Für uns ist Wasser eine Frage der Menschenrechte und der Würde. Sobald dem Einzelnen seine Würde und sein Menschenrecht genommen wird, haben wir es mit einer politischen Frage zu tun, in die einige unserer Kirchen sich nicht einmischen wollen. Ich persönlich glaube jedoch, dass Wasser eine politische Frage ist, die politisch gelöst werden muss.

Website des Ökumenischen Wassernetzwerks:
http://wasser.oikoumene.org

ÖRK-Mitgliedskirchen in Asien

Weitere Interviews zum Thema (in englischer Sprache):

  • Wilhelm Pierola Iturralde, Bolivian Association "Joining Hands for Life"
  • Dr. Ezekiel Olusegun Babatunde, Christian Council of Nigeria
  • David Weaver, Church World Service, United States
  • Prof. Susan Lea Smith, Willamette University, United States