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Kirchenoberhäupter aus Konfliktländern versammelten sich in Südafrika vierzig Jahre nach dem Aufstand von Soweto, um Wege des Friedens und der Wiederversöhnung zu ergründen.

„In Südafrika begehen wir dieses Jahr am 16. Juni den 40. Jahrestag des Studentenaufstandes, einem Schlüsselereignis im Kampf gegen die Apartheid. Dabei wurden Hunderte junger Menschen von Apartheidpolizei und -militär getötet,“ erklärte Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).

Die Konsultation zum Thema „Friedensförderung und Versöhnung: die Rolle der Kirche“ fand vom 8.-11. Juni in Soweto statt, wo sich 1976 schwarze Kinder gegen die minderwertige Ausbildung unter der Apartheid erhoben. Die Konsultation schloss mit einem Pilgermarsch von der Madibane High School zum Orlandostadion.

Tveit fügte hinzu, „Südafrika wagt es, zukunftsweisende Schritte in Richtung Gerechtigkeit und Wiederversöhnung zu unternehmen. Wir haben gemeinsam in Soweto gesungen, gebetet und geweint. Wir haben Worte gehört, die für Vergebung plädierten, wir haben Hände gesehen, die einander versprachen, nach Wiederversöhnung in den Gemeinschaften zu streben, wir haben Rufe nach einem Ende der Ungleichheiten, der Armut und der Korruption gehört, wir haben getanzt und einen neuen Pilgerweg eingeschlagen.“

Tveit betonte, „wir haben das Recht auf Hoffnung für Südafrika. Wenn dort neue Wege des Miteinanders gefunden werden können, dann ist das auch für Andere möglich.“

Diese Konsultation wurde gemeinsam von ÖRK und Südafrikanischem Kirchenrat organisiert, um Kirchen aus Ländern mit Konflikt- oder Postkonfliktsituationen einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie gemeinsam lernen können, sich als Kirchen wirksam an Friedensförderung und Wiederversöhnung zu beteiligen.

Diese Konsultation vereinte 55 Teilnehmende aus Burundi, Kolumbien, der Demokratischen Republik Kongo, Nigeria, Palästina, Südafrika, Südsudan und dem Sudan, sowie Abgeordnete des südafrikanischen Kirchenrates, kirchlicher Dienste und Werke, Angehörige der Leitung des ÖRK, der ÖRK-Kommission sowie Mitarbeitende des ÖRK.

„Kirchenoberhäupter wurden aufgefordert, eine proaktive Haltung einzunehmen, um Initiativen zu Friedensförderung, Gerechtigkeit und Überwindung von Armut zu fördern und zu unterstützen“, erklärte Dr. Isabel Apawo Phiri, beigeordnete Generalsekretärin des ÖRK.

Die Vorträge begannen mit einer Situationsanalyse in jedem der acht vertretenen Staaten und mit dem Thema „Zusammenhänge zwischen Konflikt, Friedensförderung und Wiederversöhnung.“ Der Generalsekretär des ÖRK präsentierte den Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens. Ein Vortrag über die Heilung von Erinnerungen im Dienste der Friedensförderung und der Wiederversöhnung wurde von Loret Loumouamou vom Institut zur Heilung von Erinnerungen (Institute for Healing of Memories in Kapstadt, Südafrika) angeboten. Überlegungen zu Bedeutung und Konsequenzen der Wiederversöhnung wurden von Bischof Malusi Mpumlwana, dem Generalsekretär des Südafrikanischen Kirchenrates, angestellt. Rudelmar Bueno de Faria, Programmreferent des UN-Verbindungsbüros des ÖRK in New York, sprach über Ziel 16 für nachhaltige Entwicklung und die Antwort der Kirchen. Herr Nigussu Legesse, der für Sudan, Südsudan, Demokratische Republik Kongo und Nigeria verantwortliche Programmreferent, präsentierte den Rapport der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz zu nachhaltigem Frieden und Sicherheit.

Die Geschichte des Südafrikanischen Kirchenrates zeigt, dass er sich stets zu Gerechtigkeit und Wiederversöhnung bekannt hat und mit kraftvoller, theologisch fundierter Arbeit dafür eingetreten ist. Der Südafrikanische Kirchenrat hat sich gegen die Ungerechtigkeit der Apartheid und die Verletzung der Menschenrechte ausgesprochen. Er hat den Übergangsprozess nach dem Ende der Apartheid durchgehend vorangetrieben: von den anfänglichen Verhandlungen, über die Friedensförderung inmitten heftigster Gewalt, bis hin zum neuen Verfassungsentwurf für den Staat und zur Bildung der Wahrheits- und Versöhnungskommission.

Heute führt der Südafrikanische Kirchenrat eine nationale Kampagne unter dem Namen #TheSouthAfricaWePrayFor (#FürDiesesSüdafrikaBetenWir). Diese Kampagne baut auf der Heilungs- und Wiederversöhnungsplattform auf; sie greift die Herausforderungen auf, welche Armut und Ungleichheit, das familiäre Gefüge, wirtschaftlicher Wandel und Festigung der Demokratie darstellen; sie stellt diese in Zusammenhang mit Heilung und Wiederversöhnung, um eine gerechte, wiederversöhnte, friedliebende, gleichberechtigte und nachhaltige Gesellschaft zu schaffen, welche frei von rassischen, ethnischen und geschlechtsspezifischen Vorurteilen, frei von Korruption und Entbehrung ist und in der genug Nahrung und Obdach für jeden Bürger da sind; und auch für jedes Kind, das geboren ist, um zu seinem Gott-gegebenen Potenzial heranzuwachsen.

Phiri fügte folgendes Beispiel hinzu: „Der Südafrikanische Kirchenrat koordiniert ein Wiederversöhnungsprogramm zwischen ehemaligen Militärs und den ehemaligen Köpfen der studentischen Bewegung: ‚die Schießenden und die Beschossenen‘ und gibt so der jungen Generation die Grundlage für eine versöhnte Zukunft.“

Erklärung der Konsultation

Ansprache zur Begrüßung der Konsultationsteilnehmenden von Dr. Isabel Apawo Phiri, beigeordnete Generalsekretärin des ÖRK

ÖRK-Mitgliedskirchen in Südafrika

Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens