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Das Kino kommt in die Kirche. Bild: Peter Kenny/ÖRK

Das Kino kommt in die Kirche. Bild: Peter Kenny/ÖRK

Am Sonntag kam in Nyon, am Ufer des Genfersees, das Kino in die Kirche. Zahlreiche Menschen nahmen am ökumenischen Gottesdienst teil, um das 50-jährige Bestehen des internationalen Filmfestivals von Nyon, Visions du Réel, sowie den bekannten Preis der ökumenischen Jury zu feiern.

Die historische protestantische Kirche von Nyon aus dem siebten Jahrhundert platzte für den Gottesdienst vom 7. April aus allen Nähten. Anwesend waren die interreligiöse Jury des katholischen Weltverbandes für Kommunikation, Signis, sowie die Organisation Interfilm, die auf eine langjährige Verbindung mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und der Weltvereinigung für Christliche Kommunikation zurückblicken kann.

Der langjährige und unverändert dynamische Koordinator von Interfilm, Pastor Hans Hodel, saß neben der interreligiösen Jury zuvorderst in der Kirche.

Die Jury setzte sich aus folgenden Personen zusammen: Pastorin Brigitte Affolter, protestantische Pastorin aus Biel, Schweiz; Carlos Aguilera Albesa, römisch-katholischer Filmkritiker aus Almeria, Spanien; Sascha Lara Bleuler, jüdische Direktorin des Human Rights Film Festival in Zürich; und der im Iran geborene Behrang Samsami, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag in Berlin.

Während des Gottesdienstes wurde ein Ausschnitt des Films „Seeufer“ gezeigt, der an der Berlinale 2016 den Preis der ökumenischen Jury gewonnen hatte. Der Film beschreibt das Schicksal von afrikanischen Flüchtenden und das Leben einer italienischen Fischerfamilie auf der heute berühmten Insel Lampedusa.

Der Ausschnitt ist eine Feier des Lebens. Eine nigerianische Erzählerin spricht über die Last und Mühe der Menschen, die durch Libyen reisen und manchmal Monate oder gar Jahre im Gefängnis verbringen, bevor sie weiterziehen können.

Filmdiskussion in der Kirche

In kleinen Gruppen diskutierte die Gemeinde über den Filmausschnitt. Erwähnt wurde das entmenschlichende Leben, mit dem Menschen auf der Flucht vor Konflikt und Armut oft konfrontiert sind, wenn sie in einem anderen Land eintreffen.

Laut Interfilm seien internationale Festivals die Hotspots der Filmkultur, wo sich die Vielfalt des Weltkinos entfalten könne.

Dies sei auch der Grund, weshalb Festivals, wie Nyon, Berlin, Locarno, Montreal oder andere für die Tätigkeit von Interfilm unerlässlich seien.

„Mehr noch als eine Botschaft an die säkularen Medien, ist die ökumenische Jury heute eine Botschaft an die Kirchen, den Kirchengemeinden eine Auswahl zu bieten, damit sich die Gemeindeglieder engagieren und damit befassen können“, sagte Hodel, der ebenfalls betonte, dass die Jury nun interreligiös und nicht nur ökumenisch sei.

Er sagte einmal, die Verbindungen zwischen Kirche, Religion und Film seien entweder direkt und offensichtlich, oder aber komplex und versteckt.

Elemente religiöser Traditionen werden sowohl in den Geschichten und Symbolen, Bildern und Parabeln von Filmen, als auch in gemeinsamen Werten, Haltungen und Visionen wiedergegeben. Sie werden von der ökumenischen Jury erörtert.

Die Idee für den ökumenischen Gottesdienst kam von Claude Ruey, Präsident von Visions du Réél, der es sinnvoll fand, lokale Kirchengemeinden einzubinden.

Am Sonntag besuchte auch Esther Gaillard, Vizepräsidentin des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, das Filmfestival. Sie nahm an einer vom Kirchenbund unterstützten gesellschaftlichen Abendveranstaltung teil.

Am Empfang für die Jury sagte Marianne Ejdersten, ÖRK-Kommunikationsdirektorin und Vizepräsidentin der Weltvereinigung für Christliche Kommunikation, wie stolz und dankbar diese beiden Organisationen über ihre langjährige Beteiligung an Interfilm und Signis seien.

„Wir leben in einer multikulturellen Welt. Der Hintergrund, die Geschichte, die Bräuche und Kulturen unterscheiden sich alle von einem Land zum anderen. Nur wenn wir voneinander lernen, kann sich die Kultur eines jeden Landes weiterentwickeln.“

„Filme sind ein Aspekt der Kultur eines Landes. Sie widerspiegeln das wirkliche Leben und die Fantasie der Menschen. Filme bereiten den Menschen Vergnügen, Spannung oder Begeisterung. Auch entwickelt sich die Kunst des Filmemachens ständig.“

„Prophetische Kommunikation durch die Kultur oder durch den Film öffnet die Sicht auf einen anderen Horizont, der nicht durch eine vorherrschende Kultur versperrt ist. Sie befähigt Einzelpersonen und Gemeinschaften, ihre eigenen Geschichten zu erzählen und dabei ihre Bilder und Gesten selbst zu bestimmen. Kommunikation ist auch ein Werkzeug zur Friedensförderung“, sagte Ejdersten.

Beitrag am Festival Visions du Réel, Feier zum 50-jährigen Bestehen 2019 (auf Englisch)

Interfilm

Signis (auf Englisch, Spanisch, Französisch)

Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund

Weltvereinigung für Christliche Kommunikation (auf Englisch)