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Foto: Stephen Brown.

Foto: Stephen Brown.

Von Stephen Brown*

Das 500. Reformationsjubiläum 2017 soll eine zutiefst ökumenische, europäische und internationale Veranstaltung werden. Dies bekräftigte Bischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

„Mit dieser Vorgabe unterscheiden wir uns eindeutig von allen früheren Jubiläumsveranstaltungen vergangener Jahrhunderte und senden ein Signal der Versöhnung und des Neuanfangs", sagte Bedford-Strohm am 9. Mai auf einer Pressekonferenz in Berlin, auf der die Veranstaltungen im Vorfeld des Jubiläums am 31. Oktober 2017 bekannt gegeben wurden.

Die Jubiläumsveranstaltung ruft den Tag im Jahre 1517 in Erinnerung, an dem Martin Luther der Überlieferung zufolge seine 95 Thesen wider den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen hat.

Luthers Tat setzte eine Ereigniskette in Gang, die schließlich zur Reformation  und zur Spaltung des westlichen Christentums in die römisch-katholische und die evangelische Kirche führte.

In den vergangenen Jahren haben die römisch-katholische und die lutherische Kirche jedoch zu einem Konsens in der Frage der Rechtfertigungslehre gefunden. Diese war zwischen dem Papst sowie Luther und seiner Gefolgschaft ein konfliktreicher Streitpunkt, über den es zum Eklat kam. Nach Aussage von Bedford-.Strohm sollten auch zahlreiche andere Lehrdifferenzen keine kirchenspaltenden Eigenschaften mehr haben.

Die über ein Jahr laufenden Jubiläumsveranstaltungen werden offiziell am 31. Oktober in Deutschland mit einem Gottesdienst in Berlin eingeläutet. An diesem Tag werden Papst Franziskus und Bischof Munib Younan, Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), ebenfalls einen ökumenischen Gottesdienst in Lund in Schweden feiern. In Lund wurde der LWB im Jahre 1947 gegründet.  Sie werden um Vergebung und für das Heilen der Wunden beten, die sich die Konfessionen in Laufe der Jahrhunderte gegenseitig zugefügt haben.

„Wir werden gemeinsam mit ihnen in Berlin feiern", sagte Bedford-Strohm. „Was nach Lund kommt und welche Dynamik sich aus diesem Ereignis entwickeln könnte, vermag niemand zu sagen", betonte er. Einen Besuch von Papst Franziskus in Deutschland „schließe er jedenfalls nicht aus“.

Im Herbst 2016 werden protestantische und katholische Kirchenleitende aus Deutschland eine gemeinsame Pilgerreise nach Israel und Palästina unternehmen, um sich an die Wurzeln ihres gemeinsamen Glaubens zu erinnern. Im März 2017 folgt dann ein gemeinsamer Buß- und Versöhnungsgottesdienst der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland.

Eines der zentralen Ereignisse in Deutschland während des Reformationsjahres wird ein Kirchentag sein, der im Mai 2017 in Berlin stattfindet und zu dem 100.000 Menschen erwartet werden. Am 28. Mai werden zusätzlich zu den Kirchentagteilnehmenden Tausende weitere Gläubige erwartet, die an einem Gottesdienst unter freiem Himmel in Wittenberg teilnehmen werden, ca. 100 km südlich von Berlin.

„Reformation bedeutet, mutig nach neuen Wegen zu suchen und Abschied von alten, vertrauten Gepflogenheiten zu nehmen“, sagte Christina Aus der Au aus der Schweiz, Vorsitzende des Kirchentages 2017.  Gleichzeitig bedeutet dies auch die Frage, was Menschen in einer Welt stützt und zusammenhalten lässt, in der sich alles verändert und die zunehmend aus den Fugen zu geraten scheint, sagte sie.

In seinen Anmerkungen unterstrich Bedford-Strohm, dass die Reformation „keinesfalls nur eine deutsche Angelegenheit ist", und verwies in diesem Zusammenhang auf die Arbeit von Reformern im 16. Jahrhundert wie u. a. Johannes Calvin in Genf, Huldrych Zwingli in Zürich und Martin Brucer in Straßburg.

Die europäische Dimension der Reformation wird durch ein Geschichtenmobil lebendig. Der Truck „Geschichten auf Reisen" startet am 3. November 2016 in Genf. Er folgt einem europäischen Stationenweg und verbindet 68 Städte in 19 Ländern, die der Reformation Impulse gegeben haben. Endstation am 20. Mai 2017 ist Wittenberg, dort beginnt die viermonatige Reformations-Weltausstellung „Tore der Freiheit“. Hier präsentieren Kirchen, Organisationen, Gruppen und KünstlerInnen ihre Sichtweisen auf die Reformation.

Am 31. Oktober 2017 ist für Wittenberg eine offizielle Feier geplant. Der Schwerpunkt liegt aber auf einem „dezentralen" Reformationsgedenken, so Bedford-Strohm, mit Gottesdiensten in unterschiedlichen Kirchen in Deutschland.

*Stephen Brown ist ein freiberuflich arbeitender Journalist.