In seinem letzten Bericht für den Zentralausschuss hat der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Konrad Raiser, Bilanz gezogen und die Notwendigkeit einer "neuen Architektur" für den Rat unterstrichen. Die Zukunft der ökumenischen Bewegung könne nicht den verfassten Kirchen allein überlassen bleiben, betonte der deutsche Theologe. Der ÖRK müsse auch andere Träger der ökumenischen Bewegung wie Entwicklungsdienste, Missionsgesellschaften aber auch Pfingstkirchen und evangelikale Bewegungen miteinander ins Gespräch bringen.

Raiser geht Ende des Jahres nach elfjähriger Amtszeit in den Ruhestand. Er habe einen Beitrag zur Suche nach einem neuen Selbstverständnis des ÖRK leisten wollen, um auf kirchliche und gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können, die die Kirchen herausfordern. Er sei dankbar für die Erfolge gemeinsamer Anstrengungen, sagte Raiser. Nicht vorausgesehen habe er, wie sehr sich die verschlechternde Finanzsituationen des ÖRK auswirken würde. Der Punkt des "finanziellen Gleichgewichts" sei auf Grund intensiver Einsparungen nahezu erreicht.

Raiser machte deutlich, dass sich in zwei weiteren Problembereichen des Rates tragfähige Lösungen abzeichneten. In der orthodoxen Kirche beginne sich nach der Vermittlungsarbeit einer Sonderkommission eine neue Haltung gegenüber dem ÖRK herauszubilden. Die Sonderkommission schlug unter anderem ein Konsensmodell für künftige Entscheidungsfindungen im ÖRK vor, mit dessen Ausgestaltung sich dieser Zentralausschuss befassen wird. Seine vor dem Zentralausschuss 2002 erhobene Forderung nach einer Neugestaltung der ökumenischen Bewegung werde von den wichtigsten ökumenischen Partnerorganisationen des ÖRK inzwischen weitgehend unterstützt. Weitere wichtige Impulse erwarte er von einer Zusammenkunft von etwa 25 Repräsentanten verschiedener ÖRK-Partnernetzwerke im November in Antelias (Libanon).

Die Notwendigkeit zu strukturellen Veränderungen ergibt sich nach den Worten Raisers aus der raschen Ausbreitung des Prozesses der Globalisierung und seiner Auswirkung auf die Funktionsfähigkeit des internationalen Systems. Regierungen und zwischenstaatliche Organisationen hätten Schwierigkeiten, ihre Arbeitsweise anzupassen. Es gebe eine allgemeine Neigung, auf die Herausforderungen durch pragmatische Organisations- und Strukturänderungen zu reagieren in der Hoffnung, "durch die Einführung lockerer, leichterer und flexiblerer Strukturen an Relevanz zu gewinnen", sagte Raiser.

Der ÖRK sollte den Raum für die ökumenische Bewegung bereitstellen und anstelle eines konfessionellen Ökumene-Modells ein konziliares verfolgen. Offene Partizipation sei wichtiger als institutionelle Mitgliedschaft. Legitime Partner in den sich anbahnenden Gesprächen seien alle, die grundlegende Glaubensüberzeugungen aus der Basisformel des ÖRK anerkennen. Derzeit laufende Gespräche über ein "globales christliches Forum" beruhten auf dieser Grundlage und könnten wichtige Hinweise für die Neugestaltung der ökumenischen Bewegung liefern.

Der Zentralausschuss tagt unter dem Thema "Dem Leben dienen". Er wird sich mit Fragen der Biotechnologie ebenso beschäftigen wie mit der Situation von Menschen mit Behinderungen. Raiser warnte vor Entwicklungen der Biotechnologie. Er betonte, dass nach christlichem Verständnis Menschen niemals als Ware für andere Menschen zur Verfügung ständen. Alles Leben gehöre letztlich Gott. Die Patentierung menschlichen Lebens stehe im Widerspruch zu dieser Überzeugung.

Die deutschen Dokumente des Zentralausschusses 2003 sind abrufbar unter:

www2.wcc-coe.org/ccdocuments2003.nsf/Standard-ge

Gebührenfreies Photo von Generalsekretär Konrad Raiser abrufbar unter:

wcc-coe.org/wcc/press_corner/pc_konradbio-g.html

Neugestaltung der ökumenischen Bewegung unter:

wcc-coe.org/wcc/press_corner/index-g.html