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Philip Potter spricht auf dem Kirchentag in München 1959 Foto: ÖRK

Philip Potter spricht auf dem Kirchentag in München 1959 Foto: ÖRK

Forschende aus der ganzen Welt können jetzt für ihre Studien zur Geschichte der ökumenischen Bewegung auf eine neue Materialsammlung zugreifen - es ist der Nachlass von Philip Potter, der von 1972 bis 1984 Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) war.

Alle diese Unterlagen stehen jetzt auf schriftliche Anforderung zur Verfügung oder können im Lesesaal des ÖRK-Archivs in Genf eingesehen werden.

„Wir hoffen, dass das ÖRK-Archiv von zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit besucht wird. Auf diese Weise können sie mehr über die ökumenische Bewegung in Erfahrung bringen, für die Philipp während seines gesamten Lebens einen signifikanten Beitrag geleistet hat", sagte Hans von Rütte, der beim ÖRK für das Archiv zuständig ist.

Das Potter-Archivprojekt begann Anfang 2015, als Bärbel Wartenberg, Potters Frau, Kontakt zum Archivar des ÖRK aufnahm und den Vorschlag unterbreitete, den Nachlass ihres Mannes in die Archivbestände zu überführen. Nach einer formellen Vereinbarung zwischen Frau Wartenberg und dem ÖRK wurden die Unterlagen dem ÖRK im Frühjahr 2015 als Schenkung zur Verfügung gestellt.

Der Nachlass besteht aus persönlichen Unterlagen über Potters Jahre als Universitätsstudent; über seine Arbeit als Seelsorger seit Ende der 1940er Jahre auf Dominica, Haiti und Jamaica; seine Arbeit für die Christliche Studentenbewegung in London und für den Christlichen Studentenweltbund in Genf; seine leitende Funktion beim ÖRK; seine Arbeit als Lehrkraft an der Universität von Kingston in Jamaika und schließlich seine Tätigkeit nach seiner Pensionierung in Deutschland.

Geboren am 19. August 1921 in Roseau, Dominica auf den Westindischen Inseln, begann Potters Engagement in der ökumenischen Bewegung in der Christlichen Studentenbewegung der karibischen Kirchen. Er war Jugendvertreter auf den ersten beiden ÖRK-Vollversammlungen in Amsterdam 1948 und Evanston, USA, 1954. Zu den denkwürdigsten Errungenschaften des ÖRK während Philip Potters Amtszeit gehörten der theologische Konsenstext Taufe, Eucharistie und Amt sowie die Fortsetzung einer  Kampagne gegen die Apartheid im südlichen Afrika und gegen andere Formen des Rassismus auf der ganzen Welt.

Potter hat ebenfalls bedeutende Beiträge zu einer intensiven Debatte über die Natur der postkolonialen christlichen Mission, über das kirchliche Zeugnis für den Frieden inmitten der Ost-West-Spannungen, über Fragen zur ökologischen Krise und zu Kampagnen gegen die Drohung einer nuklearen Vernichtung geleistet. Potter starb am 31. März 2015 im Alter von 93 Jahren.

Zu dem archivierten Nachlass gehören Bibelstudien, Reden, Predigten und Lehrmaterial, Tagungs- und Konferenznotizen, Anmerkungen, Reiseberichte, Notizen und Tagebücher mit persönlichen Anmerkungen zu Theologie und Ökumene sowie umfangreiche Korrespondenz.

In den kommenden Monaten wird das Archiv um weiteres Material ergänzt, sagte von Rütte.  „Vor einigen Wochen hat Frau Wartenberg angekündigt, dass sie weitere Unterlagen aus dem Nachlass zur Verfügung stellen wird", sagte er.  „Wir werden dieses Material in Kürze von Lübeck nach Genf bringen, um einen möglichst umfassenden Archivbestand zu haben."

Der ÖRK verfügt in seinem Archiv über Unterlagen zur Geschichte der Ökumene seit ihren Anfängen zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute. Das Archiv steht Forschenden, Gelehrten des Ökumenischen Instituts in Bossey und den Mitarbeitenden des Ökumenischen Zentrums ohne Einschränkung zur Verfügung. Forschungsanfragen sind zu richten an [email protected].

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