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Taufbecken mitten in der Saint-Pierre-Kathedrale in Genf, wo fünf christliche Traditionen gemeinsam das 20-jährige Bestehen der historischen Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre feierten. Bild: Albin Hillert/LWB

Taufbecken mitten in der Saint-Pierre-Kathedrale in Genf, wo fünf christliche Traditionen gemeinsam das 20-jährige Bestehen der historischen Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre feierten. Bild: Albin Hillert/LWB

Mehrere hundert Gläubige versammelten sich am 16. Juni in der historischen Kathedrale der Reformierten Kirche in Genf und feierten das 20-jährige Bestehen der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre.

Die Erklärung war ein historisches lutherisch-katholisches Übereinkommen aus dem Jahr 1999, mit dem einer der zentralen theologischen Konflikte der Reformation faktisch beigelegt wurde. Der ursprünglich katholisch-lutherischen Übereinkunft haben sich inzwischen drei weitere weltweite christliche Gemeinschaften angeschlossen, beziehungsweise ihren Inhalt bestätigt, dabei die methodistischen, die anglikanischen und die reformierten Kirchen.

„Wir haben uns hier um das Taufbecken versammelt, um daran zu erinnern, dass wir durch die Taufe in den einen Leib Christi eingegliedert wurden“, sagte der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa, in seiner Begrüßung.

In seiner Grußbotschaft an die Gemeinde drückte LWB-Generalsekretär Pastor Dr. Martin Junge seine Dankbarkeit aus für den Weg, den die fünf christlichen Traditionen „zusammen zurückgelegt“ haben. Er betonte: „Unser gemeinsamer Weg, das Wort Gottes in der Bibel zu hören, hat uns zu diesen neuen Einsichten geführt.“

Pastor Emanuel Fuchs, Präsident der Reformierten Kirche in Genf, hielt eine Predigt zur Feier des 20-jährigen Bestehens der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre.

„Deshalb haben wir keine andere Wahl, als gemeinsam die prophetische Mission umzusetzen, das Evangelium zu verkündigen, von unserem Glauben zu zeugen und die frohe Botschaft durch Wort und Tat in eine heute verständliche Sprache zu übersetzen und zugänglich zu machen“, sagte Fuchs. „Diese Mission besteht darin, Rücksicht aufeinander zu nehmen, insbesondere auf die Schwächsten, verfügbar zu sein und zuhören zu können, um im Namen der Liebe Christi Worte der Freude, des Friedens, der Gnade und der Unterstützung auszusprechen.“

Die Unterzeichnung dieser Erklärung sei bedeutender als man sich vorstellen könne, meinte Fuchs. „Erst einmal müssen wir uns daran erinnern, dass die Spaltung der Reformation im 16. Jahrhundert genau aus dieser Frage nach dem Heilsverständnis heraus entstand“, sagte er. „Diese Frage blieb über die Jahrhunderte ein strittiger Punkt zwischen der katholischen und lutherischen Kirche.“

In einer so historischen spaltenden Frage übereinzukommen, sei ein Zeichen von Hoffnung, so Fuchs. „Wir versinken heute noch immer unter dem Gewicht von Urteil und Verurteilung“, sagte er. „Wir bemühen uns, uns von dem Blick der Anderen zu befreien.“

Unsere Herausforderungen seien dieselben, und unsere Trennungen machten unser Zeugnis unglaubwürdig, schloss Fuchs. „Bekräftigt durch unsere reichen Traditionen können wir es uns nicht mehr länger leisten, die Herausforderungen, denen das ganze Christentum gegenübersteht, nicht gemeinsam anzunehmen.“

Pressemitteilung des LWB

Fotos des Gottesdienstes

Jubiläumsausgabe der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (demnächst auch auf Deutsch erhältlich)

Video des Gottesdienstes

ÖRK-Mitgliedskirchen in der Schweiz