Eine Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) will in dieser Woche mit Ministern und offiziellen Regierungsvertretern von drei Nichtkernwaffenstaaten in der NATO zusammenkommen. Bei dieser Gelegenheit sollen diese Staaten aufgefordert werden, sich innerhalb der Organisation aktiver für die Erfüllung der Abrüstungsverpflichtungen einzusetzen, die sie im Rahmen des Vertrages über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NVV) eingegangen sind.

Die ÖRK-Delegation besucht während ihrer einwöchigen Reise (siehe nachfolgendes Programm) Budapest, Oslo und Den Haag. Sie will die ungarische, norwegische und niederländische Regierung ermutigen, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheitsdoktrin und -politik der NATO mit den Zielen des NVV in Einklang zu bringen. Ferner wird die Delega­tion am Ende ihrer Reise mit NATO-Beamten in Brüssel zusammentreffen.

"Es ist an der Zeit, dass die NATO-Führung erkennbare und messbare Schritte unternimmt, die nukleare Abrüstung voranzutreiben," sagte der Direktor der ÖRK-Kommission der Kirchen für Internationale Angelegenheiten (KKIA), Peter Weiderud. "Sollten sie nicht handeln, wird die NVV immer stärker gefährdet," fügte er hinzu.

Die ÖRK-Delegation will die drei Staaten zu konkreten Anstrengungen ermutigen, die These, dass Kernwaffen "von wesentlicher Bedeutung für die Bewahrung des Friedens" wären, aus der Sicherheitsdoktrin der NATO zu streichen. Ferner wird sie die Staaten nachdrücklich auffordern, sich zu dem Ziel zu bekennen, durch die Beseitigung von Kernwaffen einen wesentlichen Schritt zur Sicherheit der NATO-Staaten und der ganzen Welt zu unternehmen.

Um die Bedeutung der Kernwaffen in ihrer Sicherheitspolitik zu vermindern, soll die Allianz von der ÖRK-Delegation unter anderem konkret und direkt gebeten werden, alle Kernwaffen vom Territorium der Nichtkernwaffenstaaten zu beseitigen und den jeweiligen Kernwaffenmächten zurückzugeben.

Ferner sollen sie nachdrücklich aufgefordert werden, die Kernwaffenstaaten in der Allianz weiterhin zu ermutigen, die Alarmbereitschaft für strategische Kernwaffen herabzusetzen und offiziell auf Frühwarnverfahren zu verzichten, jegliche Forschung für die Entwicklung neuer Kernwaffen einzustellen sowie sich national zum Verzicht auf den Erstschlag zu verpflichten.

Die Kernwaffenbedrohung – die seit seiner Gründungsvollversammlung im Jahre 1948 auf der Tagesordnung des ÖRK steht – ist Thema einer Erklärung, die der ÖRK-Exekutivaus­schuss bei seiner Tagung im Februar 2004 herausgegeben hat. Der Exekutivausschuss gibt darin erneut seiner "tiefen und anhaltenden Sorge darüber Ausdruck, dass bestimmte Kernwaffenstaaten mit ihrer Politik und ihren Praktiken Fortschritte auf dem Wege zu nuklearer Abrüstung unterminieren."

Die Verlautbarung forderte die Kirchen auf, "im Rahmen der Dekade zur Überwindung von Gewalt, ihr Zeugnis für Frieden und Abrüstung durch Bildungsarbeit und öffentliche Bewusstseinsförderung zu erneuern und die Regierungen zu ermutigen, die ständige Bedrohung durch Atomwaffen zu überwinden".

Der ÖRK-Delegation werden sich führende Vertreter der Ortskirchen in den einzelnen Hauptstädten anschließen. Mitglieder der Delegation sind:

– S. E. Erzbischof Dr. Nifon von Targoviste, Mitglied des Exekutivausschusses und des

Zentralausschusses des ÖRK sowie der ÖRK-Kommission der Kirchen für Internationale

Angelegenheiten (ÖRK/KKIA) (Rumänien)

– Pfrin Dr. Ineke Bakker, Generalsekretärin des Nationalen Kirchenrates der Niederlande

(Niederlande)

– Ernie Regehr, Kommissionsmitglied der KKIA/ÖRK, Direktor des Pflugscharen-Projektes (Kanada)

Peter Weiderud, Direktor der KKIA/ÖRK (Schweden)

Unter anderem sind folgende Zusammenkünfte geplant:

Budapest, 29. März

Ferenc Juhász, Verteidigungsminister, und Imre Iváncsik, Staatssekretär

Gábor Bródi, stellvertretender Staatssekretär, zuständig für die Entwicklung der Kernwaffenpolitik in der NATO

Ungarische Delegierte:

– Bischof Dr. Gusztáv Bölcskei (Reformierte Kirche)

– Bischof Imre Szebik (Lutherische Kirche)

– Pfr. Zoltán Tarr, Mitglied des ÖRK-Zentralausschusses

Oslo, 30. März

Kim Traavik, Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, Stellvertretender

Minister/Staatssekretär,

Norwegische Delegierte:

– Pfr. Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär der Kirche von Norwegen, Rat für Ökumenische und

Internationale Beziehungen

– Pfr. Ørnulf Steen, Generalsekretär, Norwegischer Christenrat

– Pfr. Dr. Trond Bakkevig, Mitglied des ÖRK-Zentralausschusses

Den Haag, 31. März

- Maurtiz Jochems, Direktor, Abt. Sicherheitspolitik, Aussenministerium

Brüssel, 1. April

John Colton, Stellvertretender Generalsekretär der NATO für Verteidigungspolitik

Der ÖRK-Delegation schließt sich an:

– Pfr. Ruediger Noll, Direktor, Kommission für Kirche und Gesellschaft der Konferenz Europäischer

Kirchen (KEK).

Kontakte:

Delegation: Peter Weiderud +41 76 431 4800

Genf: Salpy Eskidjian +41 22 791 6314

Budapest: Pfr. Áron Csoma / Pfr. Bertalan Tamas +36 6 30 638 6647

Oslo: Pfr. Ørnulf Steen +47 22 932 797

Brüssel: Pfr Ruediger Noll +32 2 230 1732

Weitere Informationen zu ÖRK und Kernwaffen sind erhältlich (auf Englisch) unter:

wcc-coe.org/wcc/what/international/nuclear.html

Erklärung des Exekutivausschusses des ÖRK 2004 über den NVV (auf Englisch) unter:

www.wcc-coe.org/wcc/who/2004exco-statement2.html