Rolle und Bedeutung des Studiums christlicher Theologie an öffentlichen und privaten Universitäten sowie theologischen Seminaren standen im Mittelpunkt einer dreitägigen Konsultation in Granavollen, Norwegen. Rund 45 Vertreterinnen und Vertreter theologischer Institute und Vereinigungen aus der ganzen Welt nahmen daran teil.

Zur Konsultation eingeladen hatten das Programm für Ökumenische Theologie-Ausbildung (ETE) des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), die Kommission „Kirchen im Dialog“ der Konferenz Europäischer Kirchen (KiD) sowie die MF Norwegian School of Theology in Oslo.

Die Konferenz fand vom 6.-8. Juni statt und versammelte hochrangige Expertinnen und Experten in Theologie und Hochschulbildung aus orthodoxen, römisch-katholischen und evangelischen Kirchen.

Tagungsort war der einzigartige norwegische Pilgerort Granavollen. Er bot ein Forum zur Fortsetzung des so genannten Grazer Prozesses der theologischen Fakultäten in Ost- und Westeuropa. Dieser hatte auf einer Konferenz im Jahr 2010 ausdrücklich die „dringende Notwendigkeit, sich für die Bedeutung der Theologie im Kontext der Universitäten in Europa einzusetzen“ erkannt.

In seiner Hauptansprache sagte der Generalsekretär des ÖRK, Pfr. Dr. Olav Fykse Tveit: „Die christliche Theologie kann einen wesentlichen Beitrag zur Zukunft der europäischen Universitätssysteme leisten. Der christlichen Theologie kommt eine öffentliche Verantwortung zu und sie muss auch in Zukunft in den Hochschullandschaften sichtbar bleiben.“

Tveit erklärte überdies: „Religiöse Aspekte sind weltweit und in vielen Regionen des Südens auf dem Vormarsch. Angesichts dessen dürfen die Universitäten im europäischen Kontext nicht riskieren, die Rolle, die die christliche Theologie in Zusammenarbeit mit den Religionswissenschaften bei der Beleuchtung von für unsere Gesellschaften grundlegenden Themen gespielt hat, an den Rand zu drängen oder herunterzuspielen.“

Fallstudien über die Bedeutung, die Stellung und die Rolle der Theologie an Hochschulinstituten wurden vorgestellt. Die Teilnehmenden bekräftigten, dass die christliche Theologie als Teil des kulturellen Erbes Europas weiterhin eine sichtbare Präsenz in der Forschung und der Ausbildung an öffentlichen Universitäten und Hochschulen einnehmen sollte.

Die Gespräche auf der Konferenz befassten sich auch mit der zunehmenden Bedeutung anderer religiöser Traditionen in Europa (wie dem Islam und dem Judentum) sowie mit deren Relevanz für die Theologie. Die Stellung der Theologie an öffentlichen Universitäten, die als kritisches Hinterfragen einer lebendigen Religion in einem akademischen Umfeld verstanden wird, wäre gewiss auch auf andere religiöse Traditionen anwendbar.

Die Teilnahme von Gelehrten aus Asien, Afrika, Lateinamerika und den USA kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass trotz unterschiedlichen gesellschaftlichen, religiösen und politischen Situationen die Forderung nach einem öffentlichen Raum für Theologie und kritische religiöse Forschung an Hochschulen nicht nur ein europäisches Anliegen ist, sondern auch weltweit für die Länder des Südens eine aktuelle Herausforderung darstellt.

In dieser Hinsicht wurde betont, dass genau in diesem Süden trotz des starken Wachstums des Christentums die Bedeutung der Theologie, der theologischen Forschung und Reflexion an öffentlichen Universitäten und Hochschulen abgenommen zu haben scheint.

Im Konferenzbericht wurde zudem festgestellt, dass die wechselseitige Beziehung zwischen theologischer Forschung, der Ökumene und verschiedenen akademischen Disziplinen in der höheren Bildung für die Zukunft der ökumenischen Bewegung unerlässlich sein wird.

Lesen Sie die gesamte Rede des ÖRK-Generalsekretärs in Oslo (auf Englisch)

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