„Die missbräuchliche Verwendung des Blasphemiegesetzes steht im Widerspruch zu der Vision von Pakistan als gemäßigtem und demokratischen Land“, sagte Mohammad Tahseen im Rahmen einer vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf, Schweiz, organisierten öffentlichen Anhörung über die „Missbräuchliche Verwendung des Blasphemiegesetzes und die religiösen Minderheiten in Pakistan“.

„Die Stimmen der Religionen als Teil der Zivilgesellschaft müssen das Konzept der Bürger zweiter Klasse entschieden ablehnen und die Gleichberechtigung aller Menschen in einer Demokratie bekräftigen“, so Tahseen.

Tahseen ist Gründer und Direktor von South Asia Partnership in Pakistan. Er sprach am 17. September im Rahmen der öffentlichen Anhörung, die von der ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten organisiert wurde.

Seit das Blasphemiegesetz in den 1980er Jahren durch den damaligen Militärherrscher Zia-ul-Haq abgeändert wurde, enden Blasphemie-Verfahren oft mit Todesstrafen und führen zu Hetzjagden. Kritiker bezeichnen das Gesetz als zu vage und willkürlich.

In seinem Hauptreferat während der öffentlichen Anhörung nannte Tahseen den Mangel an Demokratie in Pakistan, die Beteiligung des Landes an dem sowjetischen Krieg in Afghanistan in den 1980er Jahren und die Entwicklungen seit dem 11. September 2001 als wesentliche Gründe für die im Namen des Islam verübte Gewalt.

„Wir in Pakistan kämpfen gegen das Blasphemiegesetz und seine missbräuchliche Verwendung. Aber es ist genauso wichtig, dass die internationale Gemeinschaft die Werte der Demokratie und den Kampf der Menschen unterstützt“, erklärte Tahseen.

Tahseen ist einer der bekanntesten Aktivisten, die an der Spitze des Kampfes für die Rechte von religiösen Minderheiten, Frauen und anderen verwundbaren Bevölkerungsgruppen in Pakistan stehen.

Auch Asiya Nasir, die Mitglied der Nationalversammlung in Pakistan ist, sprach während der Sitzung zum Thema „Missbräuchliche Verwendung des Blasphemiegesetzes und die Verletzung von Menschenrechten in Pakistan“. „Wir haben die Sorgen der Christen und anderer religiöser Minderheiten in Pakistan im Parlament zum Ausdruck gebracht“, sagte Nasir.

„Wir müssen uns auf die Vision des Begründers unseres Landes, Mohammed Ali Jinnah, besinnen, der die Rechte aller Menschen unabhängig von ihrer Religion betonte“, fügte sie hinzu. Nasir, die aus der Provinz Belutschistan stammt, ist die einzige christliche Frau, die die Partei Jamiat ulema-e-Islam (Versammlung islamischer Geistlicher) im pakistanischen Parlament vertritt.

Bischof Samuel Azariah, Vorsitzender der Kirche von Pakistan, und Dr. K. B. Rokaya, Präsident der Asiatischen Christlichen Konferenz, überbrachten den Teilnehmenden Grußworte. Weitere Redner während der öffentlichen Anhörung waren Moulana Muhammad Hanif Jallandhari, Bundesgeschäftsführer des Wafaqul Madares (Verband islamischer Institutionen), Pater Emmanuel Yousaf von der Römisch-katholischen Kirche in Pakistan und Haroon Sarab Dayal vom All Pakistan Hindu Rights Movement (pakistanische Bewegung für die Rechte der Hindus).

In seiner Eröffnungsbotschaft brachte ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit die Solidarität des ÖRK mit den Christen und anderen verwundbaren Gruppen in Pakistan zum Ausdruck, die Opfer des Blasphemiegesetzes sind.

„Die Berichte aus Pakistan zeigen, dass Unterdrückung, Intoleranz und Angst für die Menschen in vielen Teilen des Landes zum Alltag gehören. Die Minderheiten in Pakistan leiden immer noch unter der missbräuchlichen Verwendung des Blasphemiegesetzes, das auf die verschiedenen Minderheiten abzielt“, so Tveit.

„Wir beobachten mit Sorge die Verwendung des Blasphemiegesetzes gegen Mitglieder der religiösen Minderheiten in Pakistan und es ist allerhöchste Zeit, dass die internationale Gemeinschaft dieses Thema mit Dringlichkeit angeht“, so Tveit weiter.

Mit der Tagung setzt der ÖRK seine Bemühungen fort, religiöse Minderheiten in Pakistan, die Opfer des umstrittenen Blasphemiegesetzes des Landes sind, zu unterstützen. Die öffentliche Anhörung findet noch bis zum 19. September statt und umfasst unter anderem auch eine Nebenveranstaltung im Büro der Vereinten Nationen in Genf.

Lesen Sie auch:

Church of Pakistan moderator urges government to curb “misuse of blasphemy law” (ÖRK-Featureartikel vom 17. September 2012)

Erklärung zur missbräuchlichen Verwendung des Blasphemiegesetzes in Pakistan, September 2009

Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten

ÖRK-Mitgliedskirchen in Pakistan

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