Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf hat die USA vor einem Angriff auf den Irak gewarnt und an die Regierung in Bagdad appelliert, sämtliche UN-Resolutionen zu beachten und zur Kontrolle der Beseitigung von Massenvernichtungswaffen Inspektoren ins Land zu lassen. Der ÖRK-Zentralausschuss appellierte am Montag, 2. September, ausserdem an die internationale Staatengemeinschaft, “sich dem Druck zur Beteiligung an militärischen Präventivschlägen gegen ein souveränes Land unter dem Vorwand des Krieges gegen den Terrorismus zu widersetzen”.

Zuvor hatten bereits US-amerikanische, kanadische und britische Kirchenvertreter und -vertreterinnen in einem gemeinsamen Brief die Regierungen in Washington und London aufgefordert, keinerlei Massnahmen gegen Sadam Hussein zu ergreifen, die nicht im Einklang mit Entscheidungen des UN-Sicherheitsrats stehen.

Darüber hinaus rief der ÖRK-Zentralausschuss Indien und Pakistan zur sofortigen Vernichtung ihrer Atomwaffenarsenale auf. Die Regierungen beider Staaten sollen ausserdem umgehend ihre Forschung zur Entwicklung solcher Waffen stoppen und die Produktion von spaltbarem Material einstellen, heisst es in der Erklärung. Die Kirchen in Südasien werden aufgefordert, sich für eine atomwaffenfreie Zone in Südasien einzusetzen.

Ein Ende gewaltsamer Auseinandersetzungen fordert die Genfer Kirchenorganisation für den Sudan und für Kolumbien. In diesem Zusammenhang wird die Regierung der USA scharf für ihre finanzielle, militärisch und politische

Unterstützung des sogenannten “Kolumbien-Plans” kritisiert. Er habe zu einer neuen Eskalation der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Guerillagruppen in dem lateinamerikanischen Land geführt, heisst es in der Erklärung. Der ÖRK-Zentralausschuss fordert die kolumbianische Regierung auf, den Ausnahmezustand zu beenden und die für Bürgerkriege geltenden völkerrechtlichen Bestimmungen einzuhalten.

“Alarmiert und bestürzt” zeigt sich der ÖRK über die zunehmende Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt. Der Zentralausschuss verurteilt die permanente Missachtung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates und die fehlende Bereitschaft der internationalen Staatengemeinschaft, diesen Resolutionen Nachdruck zu verleihen.

Ausdrücklich “bekräftigt” er das Recht der unter Besatzung lebenden palästinensischen Bevölkerung, sich gegen das Unrecht mit gewaltlosen Mitteln zu wehren und sichert allen Kirchen und christlichen Gemeinschaften im Heiligen Land Unterstützung zu, die sich für den Frieden einsetzen. Der ÖRK bleibt bei seiner Forderung, dass Jerusalem eine “offene und integrative Stadt¨ mit freiem Zugang auch für Palästinenser bleiben müsse.