Der neugewählte Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Samuel Kobia, glaubt als Afrikaner einen besonderen Beitrag zur künftigen Arbeit des ÖRK leisten zu können.  

"Afrikaner haben die Fähigkeit, Freude am Leben zu haben inmitten des Todes, und zu hoffen in Situationen, die hoffnungslos erscheinen", sagte der afrikanische Methodistenpfarrer in der ersten Pressekonferenz nach seiner Wahl. Er sei persönlich durch sehr schwierige Situationen gegangen. Getragen habe ihn dabei die Fähigkeit zu hoffen. Darauf setze er auch bei seiner künftigen Arbeit.  

Kobia machte Medienvertreter mit dem Begriff "Ubuntu" aus der Sprache der Zulu vertraut. Das Wort bedeute "das, was den Menschen zum Menschen macht", sagte er. "Ubuntu" gebe es in jeder Gesellschaft. In Afrika sei es in besonders reichhaltiger Form anzutreffen. "Ubuntu" stütze die Menschen in der Mühsal ihres Alltags und stärke sie in ihren Beziehungen untereinander.  

Afrika wird nach Einschätzung Kobias "wahrscheinlich das Zentrum der Christenheit im 21. Jahrhundert werden, zumindest soweit es die Zahlen betrifft".  

Fragen nach möglichen Änderungen im Arbeitsstil des ÖRK beantwortete der designierte Generalsekretär mit dem Hinweis auf das vom ÖRK im Grundsatz beschlossene Konsensusverfahren bei Entscheidungsfindungen. Afrikaner seien mit dieser Methode vertraut. Er sei für einen beratenden, mitbestimmenden und "zuhörenden" Arbeitsstil und halte sich für jemand, der gut zuhören kann.  

Eingangs erklärte Kobia, er sei überzeugt , dass "zusammen zu arbeiten und zusammen zu gehen uns helfen werden, zusammen zu bleiben". Der ÖRK befinde sich auf einer spirituellen Reise mit dem Ziel, den göttlichen Auftrag zur Einheit der Christenheit zu erfüllen.  

Als für die ökumenische Entwicklung bedeutsam beschrieb Kobia die Entwicklung einer "Kosmo-Vision", die auf der Grundlage der Achtung der Menschenwürde und die Bewahrung der Schöpfung die gesamte Schöpfung im Blick hat.  

Angesichts der weltweiten Zunahme von Gewalt hält der künftige ÖRK-Generalsekretär die Intensivierung des interreligiösen Dialogs für eine zentrale Zukunftsaufgabe. Während das 20. Jahrhundert von Politik und Ideologie geprägt gewesen sei, werde es im 21. Jahrhundert um die Identität der Menschen gehen. Viele Menschen definierten ihre Identität über ihre Religion. "Wenn wir die Gewalt überwinden und zu Frieden und Gerechtigkeit beitragen wollen, müssen wir uns über Glaubensgrenzen hinweg verständigen", sagte Kobia.  

Der Nachfolger Raisers bekannte sich zu den Zielen des konziliaren Pozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung und unterstrich die Bedeutung der Weitergabe eines "ökumenischen Bewusstseins" an jüngere Generationen. Der ÖRK müsse dafür den Raum zur Verfügung stellen.  

Zur Neuorientierung der Ökumenischen Rates und der damit verbundenen Neugestaltung der ökumenischen Bewegung verwies Kobia auf die grossen Hoffnungen, die auf weniger fest strukturierten Formen gemeinsamer Arbeit mit der Römisch-katholischen Kirche, den Pfingstkirchen sowie den Evangelikalen ruhen. Bisherige Erfahrungen mit den Bemühungen, ein "weltweites christliches Forum" zu installieren, in dem der ÖRK keine Führungsrolle hat, stimmten ihn zuversichtlich. "Wir wollen gemeinsam sehen, welche Plattform wir brauchen", sagte Kobia. Bei einem Treffen vom 17.-20. November in Antelias (Libanon), zu dem etwa 25 "Schlüsselpersonen" der ökumenischen Bewegung eingeladen wurden, sollen weitere Möglichkeiten erörtert werden.